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Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
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nicht, stand einfach da, runzelte ein wenig die Stirn und sah sie an, als wolle er etwas sagen, wüsste aber nicht recht, wie er es anfangen sollte.
    Noch nicht ganz wach, fragte sie: »Was hast du, Dale?« Und plötzlich war die Ruhe, die im Schlaf über sie gekommen war, verschwunden, und sie war hellwach und nervös.
    Er antwortete: »Ich will mit dir reden. Die Sache wird äußerst unangenehm. Du musst mir helfen.«
Sie blickte ihn an, die Augen groß und sanft, die Wangen hatten etwas Farbe.
»Wie meinst du das?«
Er sprach nervös und verärgert, was die Worte barscher klingen ließ, als er es beabsichtigte.
»Um Himmels willen, Lisle, wach auf und werde erwachsen! Ich nehme an, du willst genauso wenig wie ich, dass über die Sache getratscht wird. Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ich wollte mit dir reden, bevor du zu March gingst. Was hat er gesagt? Was hast du ihm erzählt?«
Sie überlegte, bevor sie antwortete. Warum musste sie nachdenken? Wut stieg in ihm auf.
»Was hast du ihm gesagt?«
Aber sie ließ sich Zeit. Er konnte nicht wissen, dass sie Mühe hatte, ihre Stimme fest klingen zu lassen. Aber sie klang nicht sehr fest, als sie antwortete:
»Er wollte nur wissen, was Cissie gesagt hatte und ob sie der Typ sei, der Selbstmord begeht, wenn er unglücklich ist. Ich habe gesagt, dass ich das nicht glaube.«
»War das alles?«
»Ja, ich denke.«
»Und warum bist du so sicher, dass Cissie sich nicht umbringen würde?«, seine Stimme war heiser vor Zorn. »Ich meine, sie war genau der rückgratlose Typ dazu.«
Lisle unterbrach ihn.
»O nein, das war sie überhaupt nicht.«
»Du bist dir sehr sicher.«
»Ja, das bin ich, weil sie sich so sehr über die Jacke gefreut hat, die ich ihr geschenkt habe. Das habe ich auch dem Inspektor gesagt, und ich denke, er sah es auch so. Wenn man nicht zu unglücklich ist, um sich über eine neue Jacke zu freuen, dann ist man auch nicht unglücklich genug, um sich von den Klippen zu stürzen.«
Dales Gesicht hatte sich plötzlich verändert. Mit einer impulsiven Bewegung ließ er sich neben sie auf die Bank fallen und umfasste ihre Hände.
»Die verdammte Jacke! Warum hast du sie ihr geschenkt? Ständig sehe ich sie vor mir – blutverkrustet. Deine Jacke! Schrecklich!«
»Dale!«
Er beugte seinen Kopf über ihre Hände, zog sie an die Lippen, hielt sie an seine Wangen und küsste sie immer wieder.
»Dale!«
»Es ist schrecklich, ich muss immer daran denken, dass auch du es gewesen sein könntest.«
»Wieso hätte ich es sein können?« Lisles Stimme war leise und flach.
Er ließ ihre Hände in ihren Schoß zurückgleiten und legte seinen Arm um ihre Schultern.
»Das sind Streiche der Fantasie. Du hast wohl keine, oder? Das hat bei mir einfach einen wunden Punkt berührt. Ich wünschte, du hättest ihr die Jacke nicht gegeben. Es gefällt mir nicht, wenn andere in deinen Sachen herumlaufen.«
Lisle musste fast lachen.
»Was soll ich denn sonst damit tun?«
»Verbrenn sie.«
»Dale, was für eine Verschwendung. Das kann ich nicht.«
»Ist jetzt auch egal. Wirst du mir helfen?«
Ein leises Unbehagen rührte sich in ihr. Sie sagte:
»Natürlich. Was soll ich tun?«
Sie wünschte, er würde seinen Arm wegnehmen, aber er hielt sie fest.
»Es ist so. Du weißt, dass Alicia mich zum Flugplatz gefahren hat?«
»Ja.«
»Also, wir sind zuerst ein bisschen herumgefahren. Es war noch zu früh für einen Nachtflug, und wir machten einen Spaziergang auf der Landspitze. Wir haben da oft gepicknickt, als wir noch Kinder waren. Lal wollte sich den Sonnenuntergang ansehen, also sind wir hingefahren. Cissie haben wir nicht gesehen, dafür sahen wir, wie Pell es eilig hatte, wegzukommen. Das Schlimmste ist, dass Lal und ich das bei der Vernehmung beschwören müssen, und wenn sie Pell unter Mordanklage stellen, müssen wir es vor Gericht unter Eid aussagen. Wir waren erst um elf beim Flugplatz, und jede Minute, die wir vorher zusammen verbracht haben, wird ausgewalzt werden. Das ist eine üble Geschichte, du kannst dir vorstellen, wie die Leute tratschen werden. Und du bist die Einzige, die etwas dagegen tun kann. Du musst dich mit Alicia zeigen, und du musst dich mit mir im Dorf zeigen. Wir müssen uns benehmen wie in den Flitterwochen. Und wenn alle sehen, wie wir beiden uns verstehen, und dass du und Lal Freundinnen seid, dann gibt es nichts mehr zu tratschen.«
Lisle lehnte sich in die Ecke der Bank zurück. Sein Arm fiel von ihren Schultern und lag auf der Eichenlehne. »Ist Alicia denn

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