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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Privatschule in Fettes, einem der wohlhabendsten Stadtteile von Edinburgh. Immer korrekt gekleidet, selbst jetzt, im Anzug mit Krawatte – heute aus irgendeinem Grund die Krawatte des Hatfield Colleges in Durham, wo er studiert hatte.
    »Dad, ich habe mit der Polizei gesprochen. Die werden nichts tun. Und wir müssen über diese andere Sache reden. Wegen meiner Blutgruppe. Du hast A. Mom hatte A. Und mir sagen sie, dass ich B habe. Sag mir, dass sie einen Fehler gemacht haben, und dann geh raus und rede mit ihnen. Bitte, Dad!«
    Er blieb vor dem Fenster stehen und sah nach draußen. Ein wenig wie vorhin Ben. Nun war es hell, und man blickte über leere Felder, an deren Ende die Hochhäuser von Greendykes und Niddrie zu sehen waren. Die Morgensonne war gnädig und tauchte sie in ein pudriges Licht, und Fiona hoffte, dass es nicht regnen würde, nicht, solange sie hier lag und auf diese Hochhäuser starren musste.
    Roger Hayward sagte immer noch nichts.
    »Dad, antworte mir«, sagte sie wütend.
    »Wenn ich dir antworte, ist alles vorbei«, sagte er zur Sonne und den Feldern, und seine Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne.
    »Du machst mir Angst«, sagte sie ihm, und die Wahrheit nagte in ihrem Bewusstsein, biss sich einen Weg durch das Gewirr aus Lügen und Ahnungen, um endlich ganz klar zu verkünden: Roger Hayward, der Mann, der ihre Windeln gewechselt hatte, der ihr Radfahren und Schuhebinden und Lesen beigebracht, der mit ihr im Wald Blätter gesammelt hatte und im Winter Schlittschuhlaufen gegangen war, den sie liebte und manchmal hasste, an den sie jeden Tag dachte und der spätestens seit dem Tod ihrer Mutter die wichtigste Person in ihrem Leben gewesen war, dieser Mann war nicht ihr Vater.

Berlin, Dezember 1979
     
    »Das ist überhaupt nicht mein Fachgebiet«, sagte der Kinderarzt Dr. Lars Bartholomay, ohne sie anzusehen. »Und auch keiner meiner hiesigen Kollegen weiß Rat. Aber jemand in Harvard glaubt da auf etwas gestoßen zu sein, dank der Fotografien, die Sie uns von Felicitas…«
    »Fliss. Sie heißt Fliss. Sie nennt sich selbst so, alle nennen sie so.«
    »Die Sie uns also von Fliss zur Verfügung gestellt haben…und die Tests, die wir mit Ihrer Tochter gemacht haben, scheinen seine Vermutung zu bestätigen.«
    »Das heißt, Sie sind sich nicht sicher?«
    »Wie gesagt, es ist nicht mein Fachgebiet. Der Kollege in Harvard ist sich relativ sicher. Relativ. Ich dachte auch einmal, die Medizin sei eine exakte Wissenschaft. Das war vor meinem Studium. Ehrlich gesagt fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, mit Ihnen über eine noch nicht hundertprozentig bestätigte Diagnose zu sprechen.«
    »Und was bedeutet relativ sicher in Prozenten?«
    Dr. Bartholomay hob die Schultern. »Der Kollege meinte, zu neunzig Prozent könne man davon ausgehen, dass Ihre Tochter…eine sehr seltene Symptomatik aufweist…die allerdings so selten auf der Welt ist…« Er brach ab.
    »Sagen Sie’s mir.« Sie fühlte, wie Ella ihr eine Hand auf die Schulter legte.
    »Der Kollege in Harvard…«
    »…hat hoffentlich einen Namen«, unterbrach ihn Carla, und sie dachte, dass sie nicht mit dieser eisigen Ruhe hier sitzen würde, wenn dieses Kind wirklich ihre eigene Tochter wäre. Sie hatte es vorerst aufgegeben, andere Leute davon überzeugen zu wollen, dass dieses Kind nicht Felicitas war. Aber durch welchen Irrsinn Fliss auch zu ihr gekommen war, sie hatte in gewisser Weise die Verantwortung für sie. Und wo auch immer Felicitas sein mochte – Carla hoffte, dass es jemanden gab, der gut auf sie aufpasste. Einzig aus dieser Hoffnung zog sie die Kraft, sich um Fliss zu kümmern. So unterschied sie die beiden: Fliss, das fremde Kind. Felicitas, ihre Tochter.
    Dr. Bartholomay rieb sich die Stirn. »Dr. Ingram. Jonathan. Er…«
    »Schreiben Sie mir seine Adresse auf. Und seine Telefonnummer.« Der Druck von Ellas Hand ließ nach. Als sie den Zettel mit den Kontaktdaten eingesteckt hatte, forderte sie Dr. Bartholomay auf fortzufahren.
    »Dr. Ingram vermutet das Hutchinson-Gilford-Syndrom. Man nennt die Krankheit auch Progerie, vorzeitige Vergreisung. Ich kenne mich damit nicht aus. Wir haben es im Studium am Rande als Phänomen durchgenommen, aber ehrlich gesagt habe ich seit über zwanzig Jahren nicht mehr an diese Krankheit gedacht. Sie tritt vielleicht bei einem von mehreren Millionen Kindern auf, nageln Sie mich nicht auf eine genaue Zahl fest, aber irgendwo in dieser Größenordnung spielt es sich ab.«
    »Was

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