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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sie nichts mehr, ehe wir in meinem Graben sind. Die Männer haben bereits etwas von heute Nacht und dem Vollmond mitbekommen…«
    »Natürlich«, erwiderte Sabriel müde. »Es tut mir Leid.«
    Den Rest des Weges legten sie stumm zurück, schleppten sich am Verbindungsgraben vorbei, der im Zickzack verlief, und kamen an Soldaten in den Schützengräben vorüber, die noch in Bereitschaft waren. Die Gespräche der Männer verstummten, wenn sie an ihnen vorbeigingen, wurden jedoch sogleich fortgesetzt, sobald sie hinter einer der Zickzackbiegungen verschwunden waren.
    Schließlich stiegen sie eine Reihe von Stufen zu Oberst Horyses Graben hinunter. Zwei Sergeanten standen davor Wache – dieses Mal Chartermagier von den Grenzscouts, nicht von der regulären Garnisonsinfanterie. Ein Soldat rannte rasch zur Feldküche, um Essen zu holen. Horyse beschäftigte sich inzwischen mit einem Spirituskocher und machte Tee.
    »Erzählen Sie mir jetzt, weshalb Sie keine Zeit haben zu schlafen«, forderte Horyse sie auf, nachdem er den Tee eingeschenkt hatte.
    »Mein Vater ist gestern gestorben«, sagte Sabriel mit steinerner Miene. »Die Windflöten werden heute Nacht versagen. Bei Mondaufgang. Dann werden die Toten sich erheben, die sich hier befinden.«
    »Tut mir Leid, dass Ihr Vater tot ist«, sagte Horyse. Er zögerte; dann fügte er hinzu: »Aber jetzt sind Sie ja hier. Können Sie die Toten nicht aufs Neue binden?«
    »Wenn das alles wäre – ja, das könnte ich.« Sabriel nickte. »Doch es erwartet uns noch Schlimmeres. Haben Sie je den Namen Kerrigor gehört, Oberst?«
    Horyse stellte seine Teetasse ab.
    »Ihr Vater sprach einmal von ihm. Er ist einer der Größeren Toten, glaube ich, der jenseits des Siebenten Tores gefangen ist, richtig?«
    »Er ist mehr als einer der Größeren Toten, er ist wahrscheinlich der Größte«, antwortete Sabriel düster. »Soviel ich weiß, ist er der einzige Tote Geist, der gleichzeitig Adept der Freien Magie ist.«
    »Und ein abtrünniges Mitglied der Königsfamilie«, fügte Touchstone hinzu, dessen Stimme noch rau und trocken vom kalten Wind während ihres Fluges war und dem auch der heiße Tee nicht hatte helfen können. »Und er ist nicht mehr gefangen. Er schreitet im Leben.«
    »All das verleiht ihm Macht«, fuhr Sabriel fort. »Doch es liegt auch eine Schwäche darin. Kerrigors Beherrschung der Freien Magie und ein Großteil seiner Kraft sowohl im Leben als auch im Tod hängen von der fortwährenden Existenz seines ursprünglichen Körpers ab. Er hat ihn vor langer Zeit in Sicherheit gebracht, als er beschloss, zum Toten Geist zu werden – und er hat ihn hier in Ancelstierre verborgen. Genauer gesagt in der Nähe der Ortschaft Wyverley.«
    »Und jetzt kommt er, um ihn sich zu holen…«, sagte Horyse mit düsterer Vorahnung. Äußerlich wirkte er ruhig. Während all der Jahre in der Armee hatte er seine Gefühle hinter einem dicken Panzer zu verbergen gelernt. Innerlich jedoch spürte er ein Zittern, von dem er hoffte, dass es sich nicht bis zu der Hand fortpflanzte, in der er seine Tasse hielt.
    »Wann wird er kommen?«
    »In dieser Nacht«, antwortete Sabriel, »mit einer Armee von Toten. Wenn er nahe der Mauer aus dem Tod auferstehen kann, vielleicht schon eher.«
    »Die Sonne…«, begann Horyse.
    »Kerrigor kann das Wetter beeinflussen. Er kann Nebel oder dichte Wolken herbeirufen.«
    »Und was können wir tun?« Horyse drehte die Handflächen nach außen und wandte sie Sabriel zu. »Abhorsen?«, fügte er fragend hinzu.
    Sabriel spürte die Last, die ihr auferlegt wurde und die ihre Erschöpfung noch größer werden ließ. Trotzdem zwang sie sich zu antworten.
    »Kerrigors Körper liegt in einem durch Zauber geschützten Sarkophag in einem Grabhügel auf einer kleinen Erhebung namens Ampferhöhe, keine vierzig Meilen von hier. Wir müssen schnellstens dorthin und den Körper vernichten.«
    »Und das wird Kerrigor zerstören?«
    »Nein«, antwortete Sabriel und schüttelte bedauernd den Kopf. »Aber es wird ihn schwächen… dadurch gibt es vielleicht eine Chance…«
    »Gut«, murmelte Horyse. »Wir haben noch drei oder vier Stunden Tageslicht, aber wir müssen rasch handeln. Ich nehme an, dass Kerrigor und seine – Streitkräfte die Mauer hier überqueren müssen? Sie können nicht einfach aus der Ampferhöhe herausquellen?«
    »Nein, das können sie nicht«, bestätigte Sabriel. »Sie müssen im Alten Königreich ins Leben zurückkehren und die Mauer in ihren Körpern

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