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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sie sich etwa um eine Versetzung zum Fliegercorps beworben?«, fragte er.
    »Jawohl, Sir«, antwortete Jorbert. »Acht Mal…«
    »Bedenken Sie«, unterbrach ihn Horyse, »es könnte durchaus sein, dass das da draußen eine fliegende Kreatur ist, kein Flugzeug – und seine Piloten sind möglicherweise halb verweste Kreaturen, die von Rechts wegen tot sein müssten, oder vielleicht Wesen Freier Magie, die nie wirklich gelebt haben. Also keine Fliegerkameraden, Ritter der Lüfte oder etwas dergleichen.«
    Jorbert nickte unmilitärisch, salutierte und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Und vergessen Sie Ihren Säbel nicht, wenn Sie das nächste Mal Offizier vom Dienst sind«, rief Horyse ihm nach. »Hat Ihnen denn noch keiner gesagt, dass Ihr Revolver da draußen vielleicht nicht funktioniert?«
    Jorbert nickte aufs Neue, errötete und hätte beinahe wieder salutiert; dann rannte er hinunter zum Verbindungsgraben.
    Einer der Soldaten auf dem vorderen Beobachtungsposten – ein Unteroffizier mit dem Ärmel voller Rangabzeichen für zwanzigjährige Dienstzeit und mit einem Charterzeichen auf der Stirn, das auf seine Abstammung aus dem Grenzland hinwies – blickte dem davoneilenden jungen Offizier kopfschüttelnd nach.
    »Warum schüttelst du den Kopf, Korporal Anshey?«, fragte Horyse barsch, der durch die mehrmaligen Unterbrechungen beim Rasieren und das Auftauchen dieses möglicherweise gefährlichen Flugzeugs gereizt war.
    »Hat Flausen im Kopf, der Junge«, erwiderte der Korporal grinsend. Horyse öffnete den Mund zu einer scharfen Zurechtweisung, schloss ihn jedoch rasch, als seine Mundwinkel sich unwillkürlich zu einem Grinsen hoben. Er drehte sich rasch um und schritt zu der Stelle, wo die Verbindungsgräben sich kreuzten und wo seine Abteilung und die der Scouts des Regiments auf ihn warteten, um ihn durch die Mauer zu begleiten.
    Nach fünf Schritten dachte er nicht mehr daran zu grinsen.
     
    Ungeachtet des Schneegestöbers gelang dem Papiersegler eine perfekte Landung. Sabriel und Touchstone, die trotz Ölzeug und Umhang fröstelten, stemmten sich vorsichtig hinaus und versanken knietief im dichten Schnee. Touchstone lächelte Sabriel an. Seine Nase war rot, seine Brauen weiß von Frost. »Wir haben es geschafft!«
    »Bis hierher zumindest«, antwortete Sabriel und schaute sich wachsam um. Sie konnte die lang gestreckte graue Masse der Mauer und die honigfarbene Herbstsonne drüben in Ancelstierre sehen. Auf dieser Seite häufte sich der Schnee an dem grauen Stein; der Himmel war bedeckt, die Sonne fast schon untergegangen. Es war dunkel genug für die Toten, um umherzuwandern.
    Touchstones Lächeln schwand, als ihm Sabriels Stimmung bewusst wurde. Er holte seine Degen aus dem Papiersegler und reichte Sabriel einen davon. Sie steckte ihn in ihre leere Schwertscheide, die nicht so recht passte – eine weitere Erinnerung an ihren Verlust.
    »Ich hole lieber auch die Bücher.« Sie beugte sich in den Papiersegler und hob sie aus dem Cockpit. Die beiden Chartermagie-Bücher waren unversehrt und offenbar nicht von der feuchtkalten Witterung in Mitleidenschaft gezogen worden, aber das Buch der Toten schien feucht zu sein. Als Sabriel es herauszog, stellte sie fest, dass es nicht nass von Schnee war. Tropfen dunklen dicken Blutes sickerten aus seinem Einband. Stumm wischte Sabriel sie auf der harten Schneekruste ab, so dass sie einen roten Fleck hinterließen. Dann schob sie die Bücher in die Taschen ihres Ölzeugs.
    »Warum… warum war das Buch so…?« Touchstone versuchte interessiert, nicht ängstlich zu klingen, und fast wäre es ihm gelungen.
    »Ich glaube, es reagiert auf die Anwesenheit vieler Tode«, erwiderte Sabriel. »Hier haben die Toten eine gute Möglichkeit, sich zu erheben. Es ist ein Schwachpunkt…«
    »Psst!«, unterbrach Touchstone sie und deutete in Richtung der Mauer. Gestalten, die sich dunkel vom Schnee abhoben, kamen in einer Reihe mit entschlossenem Schritt auf sie zu. Sie trugen Bogen und Speere, und zumindest Sabriel erkannte die Gewehre, die sie über den Rücken geschlungen hatten.
    »Ist schon gut«, beruhigte ihn Sabriel, obwohl sie ein Kribbeln im Bauch spürte. »Das sind Soldaten von der ancelstierrischen Seite… Trotzdem sollte ich den Papiersegler wegschicken.«
    Rasch schaute sie nach, ob sie alles aus dem Cockpit mitgenommen hatte. Dann legte sie die Hand auf die Schnauze des Papierseglers, unmittelbar über seinem blinzelnden Auge, das sie anzuschauen schien, als sie

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