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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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loszuwerden. Es musste etwas geben… Kerrigor musste schwächer sein, so weit entfernt vom Alten Königreich, vielleicht geschwächter noch als ihre Chartermagie. Sie bezweifelte, dass eine einzelne Glocke ihm etwas anzuhaben vermochte, aber zwei zusammen…?
    Es war dunkel in der Aula, sah man vom Mondschein ab, der durch die zerschmetterte Wand hinter ihr fiel. Und es war still. Selbst die Verwundeten glitten fast lautlos in den Tod. Ihre letzten Schreie waren verstummt, ihre vergeblichen Wünsche gewispert. Sie ertrugen ihre Todesqualen lautlos, als befürchteten sie, ein Schrei würde falsche Aufmerksamkeit erregen. Es gab Schlimmeres als den Tod in der Aula…
    So undurchdringlich das Dunkel auch sein mochte, Kerrigors Gestalt war noch schwärzer als die finsterste Nacht. Sabriel beobachtete ihn angespannt, während sie mit der Linken behutsam die Gurte löste, die Saraneth und Kibeth hielten. Überall ringsum spürte sie andere Tote, doch keiner betrat die Aula. Es gab immer noch Männer, gegen die sie kämpfen oder an denen sie ihren Hunger stillen konnten. Was in der Aula vorging, war Sache ihres Gebieters.
    Sie hatte die Gurte offen. Kerrigor regte sich nicht; er hatte die brennenden Augen ebenso geschlossen wie den feurigen Mund.
    Mit einer flinken Bewegung steckte Sabriel ihr Schwert in die Scheide und zog die Glocken.
    Jetzt rührte Kerrigor sich. So schnell sprang er vorwärts, dass er die Entfernung zwischen ihnen nahezu halbierte. Zugleich wurde er immer größer, reckte und streckte sich, bis er fast die gewölbte Decke erreichte. Seine Augen öffneten sich in rasender, flammender Wut, und er sprach:
    »Kinderkram, Abhorsen. Und zu spät. Viel zu spät.«
    Es waren nicht nur seine Worte, sondern Macht – die Macht Freier Magie, die Sabriels Nerven und Muskeln lähmten. Verzweifelt bemühte sie sich, die Glocken zu läuten, doch es kam ihr vor, als wären ihre Handgelenke unbarmherzig fest in einem Schraubstock eingespannt…
    Aufreizend langsam glitt Kerrigor voran, bis er nur noch eine Armeslänge von Sabriel entfernt stand, eine kolossale Statue aus grob gehauener Nacht, die über ihr aufragte und deren Atem ihr mit dem Gestank von tausend Schlachthöfen entgegenschlug.
    Jemand – ein Mädchen, das still seinen letzten Atemzug auf den Boden hauchte – berührte Sabriels Knöchel mit sanfter Liebkosung. Ein kleiner Funke goldener Chartermagie drang aus der sterbenden Berührung, schwoll langsam in Sabriels Adern an, wanderte nach oben, wärmte Gelenke und befreite Muskeln. Schließlich erreichte sie ihre Handgelenke und Hände, und die Glocken läuteten.
    Es war nicht der reine, wahre Ton, der er sein sollte, denn irgendwie nahm Kerrigors Masse ihn auf und verzerrte ihn – doch er hatte Wirkung. Kerrigor glitt zurück und schrumpfte, bis er nur noch gut doppelt so groß war wie Sabriel.
    Ihrem Willen unterlag er allerdings nicht. Saraneth hatte ihn nicht gefesselt und Kibeth hatte ihn lediglich zurückgedrängt.
    Wieder läutete Sabriel die Glocken, konzentrierte sich auf den schwierigen Kontrapunkt zwischen ihnen und zwang ihren ganzen Willen in ihre Magie. Kerrigor würde ihrer Überlegenheit nachgeben müssen, würde dorthin gehen, wohin sie es wollte…
    Und eine Sekunde lang tat er es. Er ging nicht in den Tod, denn dazu fehlte Sabriel die Macht, doch er verschwand in seinen ursprünglichen Körper im gebrochenen Sarkophag. Als der Klang der Glocken schwand, veränderte sich Kerrigor. Die brennenden Augen und der feurige Mund rannen ineinander wie geschmolzenes Wachs. Sein Schattenstoff fiel zu einer schmalen Rauchsäule zusammen, die zur Decke emportoste, einen Moment zwischen den Deckenbalken schwebte und dann mit einem grässlichen Schrei in den offenen Mund von Rogirs Körper raste.
    Bei diesem Schrei barsten Saraneth und Kibeth. Ihre Silberscherben zerschellten wie winzige Sterne auf dem Boden. Die Mahagonigriffe zerfielen zu Staub und glitten wie Rauch durch Sabriels Finger.
    Eine Sekunde starrte sie auf ihre leeren Hände. Sie spürte den Druck der Glockengriffe immer noch… Dann, ohne bewussten Gedanken, während sie auf den Sarkophag zuging, hielt sie einen Schwertgriff in der Hand. Doch ehe sie in den Sarkophag schauen konnte, erhob sich Rogir und blickte sie an – mit den brennenden Feuergruben-Augen Kerrigors.
    »Eine Unannehmlichkeit.« Seine Stimme klang nur ein wenig menschlicher. »Ich hätte mich daran erinnern müssen, dass du schon immer ein lästiges Balg

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