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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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keiner Unterhaltung. Mogget streunte irgendwo herum und Touchstone war alles andere als mitteilsam. Sabriel stellte ihm einige Fragen, doch da er offenbar nichts anderes zu sagen wusste als »Tut mir Leid, ich kann mich nicht erinnern«, gab sie es bald auf.
    »Ich nehme an, du kannst dich auch nicht daran erinnern, wie man aus diesem Schluckloch kommt?«, erkundigte sie sich nach längerem Schweigen leicht gereizt. Selbst sie fand, dass die Frage wie die eines Oberlehrers an einen unartigen Zwölfjährigen klang.
    »Nein, tut mir Leid…«, begann Touchstone; dann aber legte sich ein Lächeln auf sein Lippen. »Wartet! Ja, ich erinnere mich! Es gibt eine Geheimtreppe nördlich von König Janeurls Schiff… aber ich kann mich nicht erinnern, welches es ist…«
    »Am Nordrand sind nur vier Schiffe«, überlegte Sabriel. »Es dürfte also nicht so schwer zu finden sein. Wie sieht deine Erinnerung aus, was Städte und Landschaften des Königreichs betrifft?«
    »Ich bin mir nicht sicher…«, antwortete Touchstone vorsichtig und senkte wieder den Kopf. Sabriel blickte ihn an und holte tief Luft, um ihrem wachsenden Zorn Herr zu werden. Sie konnte Touchstone die mangelnde Erinnerung verzeihen – daran war seine magische Gefangenschaft schuld. Aber die unterwürfige Weise, wie er seine Gedächtnislücken entschuldigte, erschien ihr gekünstelt. Er verhielt sich wie ein schlechter Schauspieler, der den Butler spielte – oder vielmehr wie jemand, der gar kein Schauspieler war und einen Butler nachahmte, so gut er es eben vermochte. Aber warum?
    »Mogget hat mir eine Karte gezeichnet.« Sabriel redete mehr, um sich selbst zu beruhigen, als um Touchstone doch noch in ein Gespräch zu ziehen und möglicherweise etwas herauszufinden. »Aber da er Abhorsens Haus während der letzten tausend Jahre nur an ein paar Wochenenden verlassen hat, sind selbst zweihundert Jahre alte Erinnerungen…«
    Sabriel hielt inne und biss sich auf die Lippe, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass ihr Zorn auf Touchstone sie gehässig gemacht hatte. Er blickte auf, als sie verstummte, doch sein Gesicht blieb so unbewegt, dass es immer noch aus Holz hätte geschnitzt sein können.
    »Ich meine damit«, fuhr Sabriel bedächtig fort, »dass es sehr hilfreich wäre, wenn du mir den besten Weg nach Belisaere weisen und mir etwas über die wichtigsten Orientierungspunkte und Orte berichten könntest.«
    Sie holte die Skizze aus der Extratasche ihres Rucksacks und entfernte die schützende Ölhülle. Touchstone griff nach einem Ende, als Sabriel das Papier ausrollte, und beschwerte zwei Ecken mit Steinen, während Sabriel das Etui des Fernrohrs auf die beiden anderen legte.
    »Ich glaube, wir befinden uns ungefähr hier.« Mit dem Finger bei Abhorsens Haus beginnend, folgte sie dem Flug des Papierseglers zu einem Punkt ein Stück nördlich des Ratterlin-Flussdeltas.
    »Nein«, sagte Touchstone mit überraschender Entschlossenheit und zeigte auf einen Punkt etwa einen Zoll nördlich von Sabriels Finger. »Das hier ist Heiligenhall. Es befindet sich nur dreißig Meilen von der Küste entfernt, etwa in der gleichen nördlichen Breite wie der Berg Anarson.«
    »Gut!«, rief Sabriel. Sie lächelte und ihr Zorn schwand. »Du erinnerst dich also. Was hältst du für die beste Route nach Belisaere? Und wie lange werden wir brauchen, wenn wir diesen Weg nehmen?«
    »Ich kenne die gegenwärtige Lage nicht, My… Sabriel«, entgegnete Touchstone und senkte seine Stimme. »Nach allem, was Mogget mir erzählt hat, herrschen überall im Königreich nur Chaos und Gesetzlosigkeit. Manche Städte und Marktflecken gibt es vielleicht gar nicht mehr. Es dürfte Banditen geben, ungebundene Wesen Freier Magie, die Toten, gefährliche Kreaturen…«
    »Wenn wir das vorerst alles außer Acht lassen – welchen Weg hast du damals üblicherweise genommen?«
    »Von Nestowe, dem Fischerdorf hier«, Touchstone deutete auf einen Punkt an der Küste östlich von Heiligenhall, »sind wir nordwärts entlang dem Küstenweg geritten und haben die Pferde an den Posthaltereien gewechselt. Vier Tage nach Callibe, dort einen Tag Rast. Dann die Landstraße zum Oncet-Pass hinauf, insgesamt sechs Tage bis Aunden. Dort wieder ein Ruhetag, danach vier Tage bis Orchyre. Von da einen Tag Überfahrt mit der Fähre oder einen Zweitageritt bis zum Westtor von Belisaere.«
    »Selbst ohne die Rasttage wäre das ein achtzehntägiger Ritt oder ein Fußmarsch von sechs Wochen. Das ist sehr lang. Gibt es

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