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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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dem Schacht ab. Touchstone kochte bereits den Porridge. Er hatte sich auch schon gewaschen und rasiert – aus den Wunden an Kinn und Hals zu schließen, offenbar mit einem Dolch.
    »Guten Morgen«, grüßte er. »Das Frühstück ist in fünf Minuten fertig, Mylady.«
    Bei diesem Wort wand Sabriel sich innerlich. Im Augenblick fühlte sie sich ohnehin bloß als bedrückte, müde in eine Decke gewickelte Jammergestalt, doch sie griff nach ihrem Hemd und der Hose und stolperte davon, um auf dem Weg zur Quelle einen Strauch zu suchen, der Sichtschutz bot.
    Das kalte Quellwasser weckte sie auf ungnädige Weise. Länger als zehn Sekunden hielt sie das eisige Bad nicht aus; dann schlüpfte sie in der nicht viel wärmeren Luft in ihre Kleidung. Frisch, wach und angezogen kehrte sie zum Lagerfeuer zurück und löffelte ihren Haferbrei. Dann aß Touchstone seine Portion, während Sabriel ihre Rüstung überstreifte und sowohl den Schwert- wie den Glockengürtel umschnallte. Mogget lag in der Nähe des Feuers und wärmte sein weißes pelziges Bäuchlein. Nicht zum ersten Mal fragte Sabriel sich, ob er überhaupt Futter brauchte wie andere Katzen. Offensichtlich fraß er nur aus Spaß; Nahrung an sich schien für ihn keine Rolle zu spielen.
    Touchstone gab sich auch nach dem Frühstück servil und beflissen. Er wusch Topf und Löffel, löschte das Feuer und räumte auf. Doch als er in die Gurte des Rucksacks schlüpfen wollte, hielt Sabriel ihn davon ab.
    »Nein, Touchstone. Das ist mein Rucksack. Ich trage ihn selbst.«
    Er zögerte, dann reichte er ihn Sabriel und wollte ihr helfen, in die Gurte zu schlüpfen, doch sie hatte bereits die Arme hindurchgeschoben und ihr Reisegepäck auf dem Rücken.
    Eine halbe Stunde später, als sie ungefähr ein Drittel der schmalen, in Stein gehauenen Treppe hinter sich hatten, bedauerte Sabriel ihre Entscheidung, den Rucksack selbst zu schleppen. Sie hatte sich noch immer nicht völlig von der Bruchlandung des Papierseglers erholt, und die Treppe war sehr steil; überdies waren die Stufen so schmal, dass sie mit den engen Biegungen Schwierigkeiten hatte. Der Rucksack schien ständig gegen die Wand zu schlagen, egal, wie sie sich drehte.
    »Vielleicht sollten wir uns ablösen«, sagte sie zögernd, als sie bei einer Art Alkoven hielten, um Atem zu schöpfen. Touchstone, der vorausgegangen war, nickte und kam ein paar Stufen herunter, um ihr den Rucksack abzunehmen.
    »Dann gehe ich voraus«, bestimmte Sabriel und lockerte ein wenig ihre Schulter- und Rückenmuskeln. Sie schauderte leicht, als sie spürte, wie der vom Tragen des Rucksacks verursachte Schweiß auf dem Rücken unter ihrer Rüstung, dem Wams, Hemd und Unterhemd klebte. Sie griff nach ihrer Kerze auf der Alkovenbank und wollte die nächste Stufe nehmen.
    »Nein«, wehrte Touchstone ab und versperrte ihr den Weg. »Es sind Wächter – und Hüter – auf dieser Treppe. Ich kenne die Worte und Zeichen, um an ihnen vorbeizukommen. Ihr seid zwar die Abhorsen, und vielleicht würden sie Euch deshalb passieren lassen, aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    »Deine Erinnerung scheint wiederzukehren«, murmelte Sabriel, ein wenig verärgert über die Belehrung. »Ist dies die Treppe, auf der man die Königin in einen Hinterhalt lockte, wie du erzählt hast?«
    »Nein«, antwortete Touchstone rau. Er zögerte; dann fügte er hinzu: »Jene Treppe war in Belisaere.«
    Damit drehte er sich um und stieg weiter die Stufen hinauf. Sabriel folgte ihm, Mogget im Schlepptau. Jetzt, da ihr Rucksack sie nicht mehr behinderte, war sie wachsamer. Sie beobachtete Touchstone und sah, wie er hin und wieder stehen blieb und kaum vernehmbar ein paar Worte murmelte. Dann spürte sie jedes Mal die schwache, federleichte Berührung von Chartermagie. Es war eine subtile Magie, viel unauffälliger als die unten im Tunnel. Sie ist schwieriger zu bemerken und wahrscheinlich viel tödlicher, überlegte Sabriel. Nun, da sie vom Vorhandensein dieser Magie wusste, nahm sie auch einen schwachen Hauch von Tod wahr. Diese Treppe hatte vor langer, langer Zeit erlebt, wie getötet wurde.
    Schließlich gelangten sie in einen großen Raum mit einer Flügeltür an einer Seite. Licht drang durch eine Vielzahl kleiner, kreisrunder Löcher in der Decke; wie Sabriel bald erkannte, war es ein überwuchertes Gitter, das einst frei gewesen war und ungehindert Luft und Licht eingelassen hatte.
    »Das ist die Außentür«, erklärte Touchstone unnötigerweise. Er löschte zuerst

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