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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Fischer zu sagen hatten, ließ den Blondschopf aber nicht aus den Augen. Er war tief in ein Gespräch mit einem anderen vertieft, der offenbar von Sekunde zu Sekunde misstrauischer wurde.
    Als Sabriel näher heran war, zweifelte sie nicht mehr, dass der Fischer ein Vasall des Toten war. Im Grunde lebte er noch, doch ein Toter Geist unterdrückte seinen Willen und bediente sich seines Fleisches wie ein schattenhafter Puppenspieler, der den Körper als Marionette benutzte. Unter seinem Umhang, halb in seinem Rücken, steckte etwas äußerst Unangenehmes, wie Sabriel wusste. Mordaut wurden diese Dinge genannt. Eine ganze Seite im Buch der Toten war diesen schmarotzenden Geistern gewidmet. Sie ließen ihren Hauptwirt gern am Leben, schlüpften dann aber des Nachts aus seinem Körper, um ihren Hunger an anderen lebenden Opfern zu stillen, am liebsten an Kindern.
    »Ich bin sicher, dass ich dich mit so einer Kiste gesehen habe, Patar«, sagte der misstrauische Fischer gerade. »Jall Stowart half dir, sie an Land zu heben. He, Jall!«
    Laut rufend wandte er sich einem Mann in einem anderen Teil des Schuppens zu. In diesem Augenblick handelte der vom Tod besessene Patar. Er stieß den anderen mit beiden Unterarmen zur Seite und stürmte mit der Wucht eines Rammbocks zur Tür.
    Doch Sabriel hatte damit gerechnet. Das Schwert in der Rechten, stand sie vor ihm, während sie mit der Linken Ranna, die süße Schläferin, aus dem Bandelier zog. Sie hoffte den Mann retten zu können, indem sie den Mordaut bezwang.
    Patar kam rutschend zum Stehen und drehte sich halb um, doch Touchstone war hinter ihm, und die beiden Degen glänzten gespenstisch mit den bewegten Chartersymbolen und Silberflämmchen. Überrascht starrte Sabriel auf die Klingen. Sie hatte nicht gewusst, welche magischen Kräfte sie besaßen. Sie hätte Touchstone längst schon danach fragen müssen, wie ihr jetzt klar wurde.
    Dann hatte sie Ranna frei in der Hand – doch der Mordaut wartete nicht auf den unvermeidbaren Schlummerklang. Plötzlich schrie Patar und blieb starr stehen. Die Röte schwand aus seinem Gesicht, seine Haut wurde grau. Dann schrumpfte sein Fleisch und löste sich auf. Selbst seine Knochen zerfielen zu aufgeweichter Asche, als der Mordaut gierig alles Leben aus ihm saugte. Frisch genährt und gestärkt glitt der Tote als Lache tiefster Schwärze aus dem fallenden Umhang. Sogleich nahm er Gestalt an und wurde zu einer großen hässlichen Ratte, die blitzschnell zu einem Loch in der Wand huschte.
    Sabriel schwang ihr Schwert, doch die Klinge verfehlte die schattenhafte Kreatur knapp und schlug nur Splitter aus den Bodenbrettern.
    Touchstone jedoch verfehlte sie nicht. Der Degen in seiner Rechten fuhr unmittelbar hinter dem Kopf durch den Körper, während die linke Klinge sich in die windende Mitte des Wesens bohrte. An den Boden geheftet, wand und krümmte sich die Kreatur, und ihre Schattensubstanz löste sich langsam von den Klingen. Sie bildete ihren Körper neu und bald würde sie der Falle entkommen sein.
    Rasch stellte Sabriel sich über sie, und Rannas süßer, einschlummernder Ton breitete sich im Schuppen aus.
    Noch ehe die Klänge verstummtem, erstarben die windenden Bewegungen des Mordauten. Da er bei seinen ruckartigen Bewegungen seine Gestalt zum größten Teil verloren hatte, lag er jetzt wie ein Stück halb verkohlte Leber da und zitterte, immer noch aufgespießt, am Boden.
    Sabriel steckte Ranna zurück und zog die eifrige Saraneth heraus. Ihr zwingender Klang wob ein stählernes Netz über die verruchte Kreatur. Der Mordaut machte keine Anstalten, sich zu wehren, ja, er flehte nicht einmal um Gnade. Sabriel spürte, wie er mit Saraneths Hilfe ihrem Willen erlag.
    Sie schob die Glocke in ihre Hülle zurück, zögerte jedoch, als ihre Hand Kibeth berührte. Schlummerschenkerin und Fesslerin hatten ihre Sache gut gemacht, doch Schreiterin hatte ihren eigenen Kopf und rührte sich unter ihrer Hand, wie es ihr in den Sinn kam.
    Ich warte lieber und beruhige mich erst einmal, sagte sich Sabriel und nahm die Hand vom Bandelier. Sie steckte das Schwert ein und schaute sich im Schuppen um. Zu ihrem Erstaunen schliefen alle – außer Touchstone und Mogget; dabei hatten die Leute nur Rannas Klänge gehört, was eigentlich nicht hätte ausreichen dürfen, sie alle in Schlaf zu versetzen. Ja, auch Ranna konnte listig sein, wenngleich ihre List weniger Unruhe stiftete.
    »Das ist ein Mordaut«, wandte Sabriel sich an Touchstone, der ein

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