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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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nützliche Reisehandbuch,
Streichhölzer, leichte Schuhe, zwei Goldbarren, eine Ölhaut, die man als provisorisches Zelt benutzen konnte, eine Flasche Weinbrand, ein Stück gepökeltes Rindfleisch, einen Laib Brot, drei Ingwerkekse und ein paar Dinge, die er selbst gebastelt hatte. Außer dieser Ausrüstung in den Satteltaschen hatte er nur einen breitkrempigen Hut, einen Säckel am Gürtel und einen verhältnismäßig unauffälligen Dolch. Er würde als Erstes auf dem Markt im Zentrum Halt machen, dort ein Schwert kaufen und sich anschließend zum Pferdemarkt begeben, um ein Reittier zu erstehen.
    Als er auf den Königsweg trat und ins Gewimmel von Männern, Frauen, Kindern, Hunden, Pferden, Maultieren, Karren, Bettlern und was sonst noch alles eintauchte, fühlte Sam sich besser als seit Jahren. Es war das gleiche Gefühl von Freude und Erwartung, das er als Kind an seinen Geburtstagen empfunden hatte, wenn er tun durfte, was ihm Spaß machte: herumtollen, kreischen, lachen.
    Sam lachte jetzt tatsächlich – in einem tieferen Ton, der zu seiner neuen Persönlichkeit passen sollte. Es klang anfangs etwas angestrengt, beinahe wie ein Gurgeln, aber das störte ihn nicht. Seinen mit Chartermagie erschaffenen Schnurrbart zwirbelnd, beschleunigte er seine Schritte.
    Auf ins Abenteuer! Auf, Nicholas zu retten!
    Drei Stunden später war der größte Teil seiner frühmorgendlichen Begeisterung wieder geschwunden. Seine Tarnung als Handelsreisender war sehr brauchbar, um nicht erkannt zu werden, doch sie half ihm nicht bei den Kaufleuten und Pferdehändlern. Handelsreisende waren als Kunden nicht sehr beliebt, denn sie hatten selten klingende Münze und zogen Tauschgeschäfte vor.
    Selbst für Ende des Frühjahrs war es erstaunlich warm, was den Schwertkauf auf dem überfüllten Markt zu einer schweißtreibenden, unangenehmen Aufgabe machte; jede Sekunde erschien Sam wie eine Stunde.
    Beim Pferdehandel war es noch schlimmer. Schwärme von Fliegen stürzten sich auf Mensch und Tier und machten den Aufenthalt im Freien zur Hölle. Kein Wunder, dachte Sameth, dass König Anstyr schon vor vielen Jahrhunderten den Pferdemarkt drei Meilen vor die Stadt verbannt hatte. Während des Interregnums waren die Geschäfte auch hier zurückgegangen, doch unter Touchstones Herrschaft hatte der Markt sich wieder belebt. Jetzt nahmen die Stallungen, Koppeln und Verkaufsplätze gut eine Quadratmeile ein. Und auf den Weiden rund um den eigentlichen Pferdemarkt tollten weitere Pferde. Angesichts dieser riesigen Auswahl das richtige Pferd zu finden, kostete Zeit, und für die besseren Tiere gab es stets viele Interessenten. Käufer kamen aus dem ganzen Königreich; selbst Barbaren aus dem Norden kauften gern hier ein, vor allem zu dieser Jahreszeit.
    Trotz der Menschenmengen, der Fliegenschwärme und Händler, die ihn übervorteilen wollten, beendete Sameth seine beiden Einkäufe voller Zufriedenheit. Ein unscheinbares, aber brauchbares Schwert, das in einer Scheide aus Haifischhaut steckte, hing an seiner Hüfte. Eine ziemlich unruhige braune Stute folgte ihm; ihr Zügel sorgte dafür, dass sie ihren neurotischen Anwandlungen nicht nachgeben konnte. Trotzdem schien die Stute durchaus brauchbar zu sein; sie war weder zu auffällig noch zu teuer. Sam spielte mit dem Gedanken, sie Tonin zu nennen, nach seiner ungeliebten Gardistin, fand dann jedoch, dass dies kindisch und rachsüchtig wäre. Ihr vorheriger Besitzer hatte sie rätselhafterweise »Sprosse« genannt – dabei würde Sam bleiben.
    Als sie aus dem Gewühl und Gestank des Pferdemarkts heraus waren, saß Sam auf und lenkte Sprosse durch den Verkehrsstrom, vorbei an Straßenhändlern, die ihre Waren verkauft hatten und die Stadt nun mit leeren Karren verließen, während andere mit schwer beladenen Wagen ankamen. Nicht weit außerhalb der Stadt überholte ihn ein Kurier des Königs auf einem schwarzen Vollblut, für das die Interessenten auf dem Markt hoch geboten hätten. Später ritten vier Gardisten an ihm vorbei, die nur deshalb ihr Tempo halten konnten, weil sie bei jeder Wachstation ihre Pferde gegen frische tauschten. Beide Male duckte Sam sich im Sattel und zog seinen Hut tiefer ins Gesicht, obwohl sein Tarnzauber noch anhielt und kein Mensch auch nur einen Blick an ihn verschwendete.
    Mit Hilfe des
Sehr nützlichen Reisehandbuchs
hatte Sam sich seine erste Rast ausgesucht. Er würde den Schmalen Weg entlang der Landenge nehmen, die Belisaere mit dem Festland verband, dann die

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