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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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sogar dahinter, wer er wirklich war.
    »Ungewöhnlich für einen Handelsreisenden, in einer Poststation zu übernachten, noch dazu im besten Zimmer des Hauses«, sagte der Konstabler, der noch immer Sams Schwert und Satteltaschen beäugte. »Ungewöhnlich, dem Pferdeknecht einen Silberdenier als Trinkgeld zu geben.«
    »Ungewöhnlich, dass das Pferd eines Handelsreisenden kein Brandzeichen oder Stammeszeichen in der Mähne hat«, fügte der Sergeant hinzu, als wäre Sam gar nicht da. »Ziemlich ungewöhnlich, einem Handelsreisenden ohne Stammestätowierung zu begegnen. Ich frage mich, ob wir an diesem Bürschchen eines finden würden, wenn wir danach suchten. Aber vielleicht sollten wir erst mal in diesen Taschen nachsehen, Tep. Vielleicht finden wir etwas, das uns verrät, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Das könnt Ihr nicht tun!«, rief Sam empört und machte einen Schritt auf den Konstabler zu, hielt jedoch inne, als Sergeant Kuke plötzlich einen gefährlich spitzen Dolch in der Hand hielt und nicht abgeneigt schien, die Waffe auch zu benutzen.
    »Ihr könntet uns sagen, wer Ihr wirklich seid und was Ihr vorhabt«, forderte der Sergeant ihn auf.
    »Das geht Euch nichts an!«, rief Sam und warf verächtlich den Kopf zurück. Als sein Kraushaar zurückflog, wurde das Charterzeichen auf seiner Stirn sichtbar.
    Sofort stieß Kuke eine Warnung hervor, und augenblicklich lag der Dolch an Sams Hals. Sein rechter Arm wurde ihm auf den Rücken gedreht. Der Träger eines falschen Charterzeichens war eine ungeheure Gefahr, denn er konnte nur ein Zauberer Freier Magie sein, ein Nekromant oder etwas anderes, das Menschenform angenommen hatte.
    Fast gleichzeitig öffnete Tep eine Satteltasche und zog ein dunkles Lederbandelier mit sieben röhrenförmigen, unterschiedlichen Beuteln hervor, die in der Größe von der eines Schächtelchens bis zu der eines Topfes variierten. Griffe aus Mahagoni ragten aus den Beuteln und verrieten, was das Bandelier enthielt. Die Glocken, die Sabriel Sameth mitgebracht hatte. Die Glocken, die er in seinem Werkraum weggesperrt und ganz gewiss nicht eingepackt hatte.
    »Glocken!«, rief Tep. Er ließ sie erschrocken fallen und sprang zurück, als hätte er in ein Nest sich windender Schlangen gegriffen. Er bemerkte die Charterzeichen nicht, die sich sowohl auf dem Bandelier wie um die Griffe wanden.
    »Ein Nekromant!«, flüsterte Kuke. Sam hörte die Angst in seiner Stimme und spürte, wie der Dolch von seiner Kehle wich und die Hand, die ihn hielt, plötzlich heftig zitterte.
    In diesem Augenblick stellte Sameth sich zwei Charterzeichen vor und zog sie aus dem endlosen Strom wie ein geschickter Angler einen Fisch aus einem glitzernden Schwarm. Er sog die Zeichen in seinen angehaltenen Atem – dann blies er sie aus und warf sich zu Boden.
    Ein Zeichen traf Tep und ließ ihn vorübergehend erblinden. Kuke jedoch war offenbar selbst ein Chartermagier, denn er wehrte den Zauber mit einem allgemeinen Schutz ab, dass die Luft glitzerte und blitzte, als die beiden Charterzeichen aufeinander prallten.
    Ehe Sam aufstehen konnte, stieß Kukes Dolch zu und drang unmittelbar über dem Knie tief in sein Bein.
    Sam schrie vor Schmerz, während Tep vor Angst und Verzweiflung jammerte, weil er nichts sehen konnte, und Kuke laut brüllte: »Nekromant! Zu Hilfe!«, was wahrscheinlich jeden Konstabler und Gardisten im Umkreis von drei Meilen herbeirief, vielleicht sogar besorgte Bürger – wenn auch nur sehr mutige, da ja das Wort »Nekromant« gefallen war.
    Nachdem der erste schreckliche Schmerz verebbt war, der wie glühender Stahl durch seinen Körper drang, tat Sam instinktiv, was man ihn gelehrt hatte, um bei einem Anschlag sein Leben zu retten. Er zog mehrere Charterzeichen zusammen, ließ sie in seiner Kehle wachsen und schrie einen Todeszauber hinaus, der jeden Ungeschützten im Zimmer treffen würde.
    Die Zeichen sprühten wie Funken und sprangen die zwei Konstabler mit ungeheurer Kraft an. Kuke und Tep brachen zusammen.
    Sam erhob sich mühsam. Die Erkenntnis dessen, was er soeben getan hatte, überlagerte sogar den Schmerz: Er hatte zwei Männer seines Vaters getötet – seine eigenen Männer. Und das nur, weil sie ihrer Pflicht nachgekommen waren. Eine Pflicht, die noch dazu er, Sam, hätte erfüllen müssen: Menschen vor Nekromanten, Freier Magie und Schlimmerem zu beschützen.
    Er nahm sich nicht die Zeit, länger darüber zu grübeln. Der Schmerz kehrte zurück, und Sam war klar, dass er rasch

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