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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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heranschleichen. Es war trotzdem besser, sich dem Unbekannten zu stellen, als in panischer Flucht gegen einen Ast zu prallen und aus dem Sattel geworfen zu werden.
    Die Stimme war unnatürlich gewesen. Sam hatte Freie Magie darin gespürt und noch etwas anderes. Es war keine Tote Kreatur – nein, das nicht. Aber es könnte sich um einen Stilken oder Margrue handeln, Elementargeister Freier Magie, die nach Leben gierten. Jetzt wünschte sich Sam, er hätte das Buch von Merchane gelesen, das er zum Geburtstag bekommen hatte und das alles enthielt, was man über das Binden solcher Kreaturen wissen musste.
    Irgendetwas raschelte im Laub des nächsten Baumes. Wieder zuckte Sam zusammen, hob sein Schwert und nahm Kampfhaltung ein. Sprosse zitterte und ließ sich nur durch den Druck von Sams Knien daran hindern, voller Panik loszupreschen. Die Anstrengung sandte stechenden Schmerz durch Sams Seite, doch er ließ nicht locker.
    Etwas bewegte sich den Stamm aufwärts, sprang von Ast zu Ast hinter ihm. Waren es mehr als nur einer…?
    Verzweifelt versuchte Sam die Charter zu erreichen und die Zeichen herauszuziehen, die einen magischen Angriff abwehren konnten. Aber er war zu schwach, der Schmerz in seinem Bein zu stark, zu frisch. Er konnte sich die Zeichen nicht merken, konnte sich nicht an den Zauber erinnern, den er wirken wollte.
    Vielleicht können die Glocken mir helfen, schoss es Sam durch den Kopf. Doch er wusste nicht, wie die Glocken sich gegen die Toten, geschweige denn gegen Wesen Freier Magie einsetzen ließen. Außerdem zitterte seine Hand schon bei dem bloßen Gedanken, die Glocken zu benutzen, und er wurde wieder an den Tod erinnert. Gleichzeitig jedoch stieg wilde Entschlossenheit in ihm auf. Welches Pech ihn auch verfolgte, er würde nicht einfach aufgeben und sterben! Er mochte Angst haben, aber er war ein Prinz, der Sohn von Touchstone und Sabriel. Er würde sein Leben so teuer wie möglich verkaufen.
    »Wer ruft Prinz Sameth?«, schrie er in den immer dunkler werdenden Wald. »Zeigt Euch, ehe ich Euch mit einem mächtigen Zauber vernichte!«
    »Spar dir deine großmäuligen Sprüche für jemand, der sie dir abkauft«, erwiderte die Stimme, die plötzlich vom Funkeln zweier Augen begleitet wurde, in denen sich die letzten Sonnenstrahlen auf einem Ast hoch über Sams Kopf brachen. »Und sei froh, dass nur ich es bin. Du hast genug Blut zurückgelassen, um eine ganze Armee von Hormaganten anzulocken.«
    Nach diesen Worten sprang eine kleine weiße Katze vom Baum und landete in sicherer Entfernung von Sprosses Vorderbeinen.
    »Mogget!«, rief Sam ungläubig. »Was machst du denn hier?«
    »Dich suchen. Was selbst für den geistig beschränktesten Prinzen offensichtlich sein müsste. Ich bin der getreue Diener der Abhorsen, bereit, in Sekundenschnelle an Ort und Stelle zu sein, um auf hilflose kleine Jungen aufzupassen. Und jetzt sieh zu, dass du vom Pferd kommst und Feuer machst – für den Fall, dass sich hier tatsächlich Hormaganten herumtreiben. Hast du was zu essen dabei?«
    Sameth schüttelte den Kopf, während er Erleichterung, doch auch ein wenig Furcht verspürte. Mogget war zwar ein Diener der Abhorsen, aber er war auch ein Wesen Freier Magie mit gewaltigen Kräften. Sein rotes Halsband mit den Charterzeichen und der Miniaturglocke, die daran hing, waren die sichtbaren Beweise der uralten Macht, die ihn band. Früher hatte Saraneth, die Fesslerin, an diesem Halsband geläutet. Seit der Niederwerfung von Kerrigor war die Glocke, die Mogget band, eine winzige Ranna – Ranna, die Schlummerschenkerin, die erste der sieben Glocken.
    Sameth hatte bisher noch kaum zu Mogget gesprochen, denn das seltsame Katzenwesen war nur ein einziges Mal wach gewesen, als Sam sich im uralten Haus der Abhorsen aufgehalten hatte, und das lag schon zehn Jahre zurück. Beim damaligen Besuch war Mogget gerade lange genug aufgewacht, um Touchstone einen frisch gefangenen Lachs zu stibitzen und ein paar Worte zu dem siebenjährigen Jungen zu sagen, der ungläubig auf die »ewig schlafende« Katze starrte, die sich einen Fisch, fast so groß wie sie selbst, von einem Silbertablett geangelt hatte.
    »Ich verstehe es wirklich nicht«, murmelte Sameth, während er vorsichtig absaß. »Hat Mutter dich geschickt, damit du nach mir siehst? Wie hat sie dich wach bekommen?«
    Mogget leckte sich die Pfoten. »Die Abhorsen«, antwortete er zwischendurch, »hat nicht direkt etwas damit zu tun. Da ich der Familie so lange Zeit verbunden

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