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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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bin, habe ich von selbst bemerkt, dass meine Dienste benötigt werden. Zum Beispiel, als ein neuer Satz Glocken auftauchte. Ich schloss daraus, dass ein neuer Abhorsen-Nachfolger sein erbliches Amt antreten würde. So folgte ich einfach den Glocken, nachdem ich aufgewacht war.
    Doch es war nicht das Wiederauftauchen von Cassiels Glocken, das mich weckte«, fuhr Mogget fort und leckte jetzt seine andere Pfote. »Ich war schon wach. Irgendetwas tut sich im Königreich. Dinge, die lange schliefen, regen sich oder werden geweckt, und die Wogen ihres Erwachens spülen ans Haus der Abhorsen. Denn was da erwacht, bedroht die Abhorsen…«
    »Weißt du denn,
was
es ist?«, fragte Sam besorgt. »Mutter sagte, dass etwas uraltes Böses erwacht ist und nun schreckliche Dinge tun will. Ich dachte, es wäre Kerrigor…«
    »Dein Onkel Rogir?«, vergewisserte sich Mogget, als beantworte er eine Frage nach einem exzentrischen Verwandten, nicht nach dem Furcht erregenden Größeren Toten Adepten, zu dem Kerrigor geworden war. »Ranna hält ihn noch fester als mich. Er schläft im tiefsten Keller des Hauses der Abhorsen, und dort wird er ruhen bis zum Ende der Zeit.«
    »Ah«, murmelte Sam erleichtert.
    »Es sei denn, was immer sich jetzt regt, weckt auch ihn…«, fügte Mogget nachdenklich hinzu. »Doch sag mir jetzt erst einmal, wieso mein kleiner Ausflug zum berühmten Fischmarkt in Belisaere plötzlich von einem ungeplanten Abstecher in einen Wald unterbrochen wurde. Wo willst du eigentlich hin, und warum?«
    »Ich muss meinen Freund Nicholas finden«, erklärte Sam, obwohl er spürte, wie der Blick aus Moggets grünen Augen sich in ihn zu bohren schien. Sam wich diesem Blick aus, häufte eine kleine Pyramide aus Reisig und dürren Blättern auf und zündete sie mit einem Streichholz an.
    »Wer ist Nicholas?«, fragte Mogget.
    »Ein ancelstierrischer Schulfreund. Ich mache mir Sorgen um ihn, weil er keine Vorstellung hat, wie es hier wirklich ist. Er glaubt nicht an Chartermagie – oder überhaupt an Magie«, antwortete Sam, während er trockene Äste aufs Feuer legte. »Er glaubt, alles ließe sich wissenschaftlich erklären – wie alle Dinge bei ihm in Ancelstierre. Nicht einmal nachdem die Toten uns unweit des Perimeters angegriffen hatten, wollte er einsehen, dass es keine andere Erklärung dafür gibt als Magie. Nick ändert seine Meinung nur, wenn man ihm mit Hilfe der Mathematik oder anderer Wissenschaften beweisen kann, dass er im Irrtum ist. Er ist in Ancelstierre ziemlich bedeutend, denn er ist der Neffe des Premierministers.«
    »Wo ist dieser Nicholas jetzt?«, fragte Mogget.
    »Er sollte eigentlich darauf warten, dass ich ihn an der Mauer abhole, aber er hat sie bereits überquert. Das hat er mir zumindest in einem Brief geschrieben. Er hat sich einen Führer genommen und wird sich unterwegs nach Belisaere nach etwas umsehen, das er Blitzfalle nannte und das eine alte Legende sein soll.« Sameth legte noch einen Ast ins Feuer. »Ich weiß nicht, was diese Blitzfalle ist oder wie er davon gehört hat, aber offenbar befindet sie sich in der Nähe von Kante. Und ausgerechnet dort vermuten Mutter und Vater den Feind…«
    Sam verstummte, als er bemerkte, dass Mogget ihm gar nicht richtig zuhörte.
    »Die Blitzfalle nahe dem Roten See«, murmelte Mogget schließlich, und seine Augen schlossen sich zu schmalen dunklen Schlitzen. »Der König und die Abhorsen versuchen in Ancelstierre eine große Menschenmenge davon abzuhalten, blindlings in den Tod zu tappen… ein Freund des Abhorsen-Nachfolgers, gewissermaßen ein Prinz, auf der anderen Seite der Mauer… die Clayr Sichtlos, abgesehen von Visionen totaler Zerstörung. Das verspricht nichts Gutes, und die Verbindungen können kein Zufall sein. Und diese Blitzfalle… den Namen habe ich noch nie gehört, aber ich glaube, ich weiß, was es ist. Der Schlaf verschleiert meine Erinnerung…«
    Moggets Stimme war immer leiser geworden und hörte sich jetzt fast wie ein Schnurren an. Sam wartete, dass der Kater weiterredete, als er plötzlich bemerkte, dass das Schnurren zum Schnarchen geworden war. Mogget schlief.
    Zitternd, jedoch nicht vor Kälte, legte Sam wieder einen Ast ins Feuer und fand Trost im Aufflammen des Lichtes. Es hatte zu nieseln aufgehört, doch Sam freute sich nicht darüber; aus verschiedenen Gründen hätte er Regen vorgezogen. Die letzten Tage waren für die Jahreszeit ungewöhnlich heiß gewesen, sommerliche Hitze am Frühlingsende und nur kurze

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