Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
die Wunde säubern und schließen würde.
    Wie es aussah, mussten Erklärungen noch warten.

     

38
    DAS BUCH DER TOTEN
     
    Die Erklärungen mussten fast den ganzen Tag warten, denn Sam wachte erst auf, als
Finderin
an einer sandigen Strandbank anlegte und Lirael auf der Insel ihr Lager aufschlug. Bei einem Abendessen – es gab gegrillten Fisch, getrocknete Tomaten und Kekse – erzählten sie einander ihre Geschichten. Lirael war überrascht, wie leicht es war, sich mit dem jungen Prinzen zu unterhalten. Es war beinahe so, als würde sie mit der Fragwürdigen Hündin sprechen. Vielleicht liegt es daran, dachte sie, dass er kein Clayr ist.
    »Ihr habt also Nicholas Gesehen«, sagte Sam. »Er ist offenbar mit diesem Nekromanten Hedge zusammen und gräbt irgendetwas Schreckliches aus, das mit Freier Magie zu tun hat. Ich vermute, es ist diese Blitzfalle, von der er mir geschrieben hat. Ich hatte gehofft, dass alles nur ein Zufall ist. Dass Nick nichts mit dem Feind zu tun hat und nur aus purer Neugier und Abenteuerlust zum Roten See unterwegs war.«
    »Ich habe es nicht selbst Gesehen«, sagte Lirael rasch, damit Sam nicht auf die Idee kam, sie zu bitten, ihre vermeintliche Sicht einzusetzen, um mehr zu erfahren. »Ich meine, sie haben es mir gezeigt. Es bedurfte einer Wache von mehr als fünfzehnhundert Clayr, um nahe der Grube überhaupt etwas Sehen zu können. Aber sie wussten nicht, wann es war – oder sein wird. Vielleicht ist es noch gar nicht geschehen.«
    »Ich nehme an, dass er dafür noch nicht lange genug im Königreich war«, sagte Sam. »Aber inzwischen dürfte Nicholas es zum Roten See geschafft haben. Und diese Ausschachtung, die Ihr Gesehen habt, könnte ohne ihn begonnen haben. Die Toten in den blauen Mützen und Kopftüchern müssen Flüchtlinge aus dem Süden sein… diejenigen, die vor über einem Monat die Mauer überquert haben.«
    »Nach der anderen Vision der Clayr werde ich Nicholas in Kürze am Roten See antreffen«, sagte Lirael. »Aber ich wollte mich nicht unvorbereitet auf den Weg dorthin machen. Nicht, wenn Hedge bei ihm ist.«
    »Das wird von Tag zu Tag schlimmer.« Sam stöhnte und stützte den Kopf in die Hände. »Wir müssen Ellimere eine Botschaft schicken und meine Eltern aus Ancelstierre zurückrufen, wo sie sich um die Südlinge kümmern. Vielleicht könnte Mutter allein zurückkommen, und Vater bleibt dort…«
    »Ich glaube, die Clayr haben bereits Botschaften gesandt«, entgegnete Lirael. »Aber sie wissen nicht so viel wie wir. Wir sollten also ebenfalls eine Nachricht schicken. Wir selbst müssen allerdings auch etwas unternehmen. Es wird zu lange dauern, bis der König und die Abhorsen davon hören, geschweige denn zurückkommen.«
    »Ja, Ihr habt Recht«, erwiderte Sam tonlos. »Ich wünschte nur, Nick hätte an der Mauer auf mich gewartet.«
    »Er hatte wahrscheinlich keine Wahl«, gab die Hündin zu bedenken, die sich vor Liraels Füßen zusammengerollt hatte und mithörte. Mogget ruhte in der Nähe, die Pfoten zum erlöschenden Feuer hin ausgestreckt. Neben seinem Kopf lagen Gräten. Nachdem er seinen Fisch verzehrt hatte, war er eingeschlafen, ohne auf Sams und Liraels Gespräch zu lauschen.
    »Ja, Ihr habt Recht«, wiederholte Sam, während er abwesend die Narben an seinen Handgelenken betrachtete. »Dieser Nekromant, dieser Hedge, muss Gewalt über ihn erlangt haben, während wir im Perimeter waren. Danach habe ich Nick nicht mehr gesehen. Wir haben einander nur Briefe geschrieben. Ich muss wohl weiterhin versuchen, diesen dummen Kerl zu finden.«
    »Er hat krank ausgesehen.« Lirael wunderte sich, dass bei dieser Erinnerung Besorgnis in ihr aufstieg. Er hatte ihr die Hand entgegengestreckt und Hallo gesagt… »Krank und verwirrt. Ich glaube, die Freie Magie hat ihm zu schaffen gemacht, aber er selbst wusste nicht, woran es lag.«
    »Nick hat nie richtig verstanden, wie es hier ist. Er wollte nie glauben, dass hier im Alten Königreich Zauber möglich ist.« Sam starrte in die verlöschende Glut. »Im Lauf der Jahre wurde es immer schlimmer. Er fragte stets nach der Ursache der Dinge, wollte allem auf den Grund gehen. Nie hat er etwas gelten lassen, das seinem Verständnis der Naturgesetze und der Logik widersprach.«
    »Ancelstierre liegt jenseits meines Begriffsvermögens«, gestand Lirael. »Ich meine, ich habe davon gehört, aber es könnte sich genauso gut in einer anderen Welt befinden.«
    »So ist es auch«, warf die Hündin ein, »oder am besten, man

Weitere Kostenlose Bücher