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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Ich kenne ihn aus alten Zeiten. Er ist wahrlich der Diener der Abhorsen, doch auch ein Wesen Freier Magie der gebundenen Art. Er dient nicht aus freiem Willen, und du darfst ihm niemals sein Halsband abnehmen.«
    »Wie dem auch sei – wir müssen sie an Bord holen, oder?«, sagte Lirael und hoffte, dass die Hündin ihr widersprechen würde. Doch sie blickte Lirael nur an und schien sich zu amüsieren.
Finderin
traf schließlich die Entscheidung, indem sie ihr Ruder ein wenig drehte und das Schiff langsam auf die Badewanne zuglitt.
    Lirael seufzte und legte den Bogen zur Seite, zog jedoch das Schwert für den Fall, dass die Hündin sich täuschte. Was war, wenn dieser Prinz Sameth sich als Nekromant entpuppte und nicht der Abhorsen-Nachfolger war?
    »Lasst Euer Schwert neben Euch liegen«, rief Lirael. »Und du, Mogget, setz dich unter die Beine des Prinzen. Und bewegt euch nicht, bis ich es euch sage.«
    Sam antwortete nicht sofort. Lirael bemerkte, wie er mit der Katze flüsterte, und ihr wurde bewusst, dass er ein ähnliches Gespräch führte wie sie zuvor mit der Hündin.
    »Ist gut!«, rief Sameth, nachdem er der Katze zugehört hatte. Dann legte er das Schwert vorsichtig auf den Boden der Wanne zu dem Glockenbandelier.
    Er sieht fiebrig aus, dachte Lirael, als sie näher kamen. Die Augenpartie und die Wangen waren stark gerötet.
    Mogget kletterte anmutig von Sams Schulter und verschwand unter dem Rand der Badewanne, die ihren Weg fortsetzte und sich in der Strömung drehte.
Finderin
bewegte sich ebenfalls, um sich neben die Wanne zu legen.
    Schiff und Badewanne schlugen krachend aneinander. Lirael war überrascht, wie tief die Wanne im Wasser lag; aus der Entfernung war es gar nicht zu bemerken gewesen. Der Prinz schaute finster zu Lirael hinauf, rührte sich aber nicht, wie sie ihn angewiesen hatte.
    Rasch langte Lirael mit der Linken zu ihm hinunter und berührte das Charterzeichen auf seiner Stirn. Ihr Schwert hielt sie bereit, falls das Zeichen falsch oder pervertiert war. Doch ihr Finger spürte die vertraute Wärme der wahren Charter, hell und stark.
    Zögernd streckte nun auch Sam die Hand aus, wartete jedoch erst auf Erlaubnis, da die Schwertspitze ihm sehr nahe war. Lirael nickte, und er berührte ihre Stirn mit zwei Fingern. Das Charterzeichen dort blitzte auf und leuchtete heller als die Sonne auf dem Fluss.
    »Gut, Ihr dürft aus der Badewanne steigen«, brach Lirael das Schweigen. Plötzlich war sie wieder sehr unruhig, weil sie das Schiff nun mit einem Fremden teilen musste. Wie sollte sie sich verhalten, wenn er die ganze Zeit redete oder sie küssen oder sonst etwas tun wollte?
    Abwarten, sagte sie sich.
    Sie legte ihr Schwert ab und streckte den Arm aus, um Sam an Bord des Seglers zu helfen. Sie rümpfte die Nase. Er roch nach Blut, Schmutz und Angst und hatte sich offenbar seit Tagen nicht gewaschen.
    »Danke«, murmelte Sam und rutschte zum Schandeck, denn seine Beine waren völlig verkrampft. Lirael sah, wie er vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss, doch er schrie nicht auf. Als er die Beine schließlich an Bord geschwungen hatte, holte er tief Luft und bat: »Könntet Ihr wohl mein Schwert, das Glockenbandelier und die Satteltaschen herauf schaffen? Ich fürchte, ich kann mich kaum noch rühren.«
    Lirael tat ihm den Gefallen. Die Satteltaschen hob sie zuletzt an Bord. Dadurch veränderte sich die Belastung der Wanne, und ein Ende tauchte unter; dann kippte sie langsam um und versank wie ein seltsamer silberner Fisch im klaren Wasser.
    »Danke, tapferes Boot«, flüsterte Sam und sah zu, wie die Wanne allmählich aus dem oberen hellen Wasserstreifen in der dunklen Tiefe verschwand. Dann lehnte er sich zurück und seufzte – halb vor Schmerz, halb aus Erleichterung.
    Mogget war herübergesprungen, als die Wanne sich füllte, und saß nun so dicht vor der Hündin, dass ihre Nasen sich fast berührten. Beide schienen einander stumm anzustarren, doch Lirael vermutete, dass sie sich auf eine Weise unterhielten, die ihren menschlichen »Gebietern« unbekannt war. Beide hatten die Haare auf dem Rücken aufgestellt, und die Hündin knurrte leise.
    Lirael beschäftigte sich damit,
Finderin
flussabwärts zu wenden. Sie tauchte unter dem Baum hindurch, als dieser herumschwang. Das Schiff brauchte ihre Hilfe zwar kaum, aber sie beschäftigte sich lieber mit Seemannsarbeit, als mit Prinz Sameth zu reden. Nachdem sie fertig war, wurde das Schweigen drückend. Die beiden Tiere saßen immer noch Nase an

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