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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Nase da. Schließlich fand Lirael, dass sie nun doch etwas sagen sollte, wobei sie allerdings den Wunsch verspürte, wieder in der Bibliothek zu sein und nur eine Notiz schreiben zu müssen.
    »Was… äh, ist Euch zugestoßen?«, fragte sie Sam, der sich nun unten im Schiff ausgestreckt hatte. »Warum wart Ihr in dieser Badewanne?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Sam schwach. Er versuchte sich aufzusetzen, um Lirael besser anschauen zu können, doch sein Kopf sank zurück und schlug auf einer Ruderbank auf. »Au! Kurz gesagt, ich habe versucht, mich der Aufmerksamkeit von Toten zu entziehen, und die Zinkwanne war das Einzige, was ich als Boot benutzen konnte.«
    »Tote? Hier in der Nähe?«, fragte Lirael und schauderte, als sie an ihren Überfall im Tod durch den Nekromanten Hedge dachte. Sie hatte angenommen, dass er sich im Leben in der Nähe des Roten Sees aufhielt, wie in der Vision. Doch was sie Gesehen hatte, hatte vielleicht noch gar nicht stattgefunden. Möglicherweise war Hedge in diesem Augenblick irgendwo ganz in der Nähe…
    »Ein halbes Dutzend Meilen oder mehr stromauf, vergangene Nacht«, entgegnete Sam und tupfte vorsichtig mit einem Finger auf die Haut um seine Wunde. Das Fleisch rundum war geschwollen – ein sicheres Zeichen, dass der Zauber gegen die Entzündung auf Grund seiner Erschöpfung und Überanstrengung nicht gewirkt hatte.
    »Das sieht schlimm aus«, stellte Lirael fest, die den verkrusteten Blutfleck auf dem Hosenbein sah. »Hat der Nekromant das getan?«
    »Hm?«, murmelte Sam, der das Gefühl hatte, gleich wieder das Bewusstsein zu verlieren. Es war ein Fehler gewesen, die Wunde zu betasten. »Nein, das war zum Glück kein Nekromant. Die Toten befolgten ausschließlich Befehle und waren nicht sehr gescheit. Ich hatte schon zuvor eine Stichverletzung abbekommen.«
    Lirael überlegte einen Moment, denn sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Aber er war ein königlicher Prinz und der Abhorsen-Nachfolger.
    »Es ist nur, weil ich gestern gegen einen Nekromanten gekämpft habe«, sagte sie schließlich.
    »Was!«, rief Sam und setzte sich auf, obwohl ihm plötzlich entsetzlich übel war. »Ein Nekromant? Hier?«
    »Nicht direkt«, entgegnete Lirael. »Wir waren im Tod. Ich weiß nicht genau, wo er sich körperlich aufhält.«
    Sam stöhnte und ließ sich wieder zurückfallen. Diesmal sah Lirael es rechtzeitig und konnte gerade noch seinen Kopf auffangen.
    »Danke«, murmelte Sam. »War… war er dünn und kahlköpfig und in eine Lederrüstung gehüllt, mit rot emailliertem Stahlschutz am Hals, an den Ellenbogen und Knien?«
    »Ja«, flüsterte Lirael. »Er heißt Hedge. Er hat versucht mir den Kopf abzuschlagen.«
    Sam würgte und drehte sich dem Schandeck zu. Seine Halsmuskeln spannten sich. Lirael konnte gerade noch ihre Hände zurückreißen, ehe er sich übergab. Ein paar Minuten ließ er den Kopf hängen; dann wusch er sich das Gesicht mit kaltem Flusswasser.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte er sich. »Die Schwäche, nehme ich an. Habt Ihr gesagt, dass Ihr im Tod mit diesem Nekromanten gekämpft habt? Aber Ihr seid doch eine Clayr. Clayr gehen nicht in den Tod. Das tut niemand – außer Nekromanten und meiner Mutter.«
    »Ich schon«, murmelte Lirael und errötete wieder. »Ich bin Erinnerer. Ich musste im Tod etwas über die Vergangenheit herausfinden.«
    »Was ist ein Erinnerer? Was hat die Vergangenheit mit dem Tod zu tun?«, fragte Sam ungläubig. Fantasierte Lirael? Oder begriff er nicht, was sie sagte?
    »Ich glaube«, warf die Hündin nun ein und wandte sich endlich von der Katze ab, »dass meine Herrin deine Wunde versorgen sollte, junger Prinz. Dann können wir vielleicht alle am Anfang beginnen.«
    »Das könnte eine ziemliche Weile dauern«, brummte Mogget düster, spähte in den Fluss und hielt nach Fischen Ausschau. Worüber auch immer er sich mit der Hündin unterhalten haben mochte – die Körpersprache beider deutete an, dass der Kater den Kürzeren gezogen hatte.
    »Der Nekromant«, flüsterte Sam. »Hat er Euch ebenfalls gebrannt?«
    »Nein«, antwortete Lirael betroffen und verwirrt. »Wen hat er denn gebrannt?« Doch Sam antwortete nicht. Seine Lider flatterten; dann schlossen sie sich.
    »Du solltest seine Wunde versorgen, Herrin«, drängte die Hündin.
    Lirael seufzte leicht gereizt, griff dann aber nach ihrem Dolch und säbelte Sams Hosenbein ab. Gleichzeitig langte sie in die Charter, um die Zeichen für einen Zauber herauszuziehen, der

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