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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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wieder einmal trocken. »Aber sie war ja schon immer ein wenig irre!«
    »Das habe ich gehört!«, bellte die Hündin, ohne sich umzudrehen.
    »Das war auch so geplant!« Mogget leckte jetzt sein Halsband, blickte mit boshaft funkelnden Augen zu Lirael auf und fügte hinzu: »Würdest du mir mein Halsband abnehmen, damit ich richtig trocken werden kann?«
    Lirael schüttelte den Kopf.
    »Nun, ich nehme an, wenn der Dorftrottel hier es nicht tut«, er blickte zu Sameth, »tust du es erst recht nicht. Beinahe wünsche ich mir, ich hätte damals nicht freiwillig mitgemacht. Dann wäre ich jetzt nicht gezwungen, diese barbarische Schiffsreise auf mich zu nehmen.«
    »Was hast du freiwillig mitgemacht?«, erkundigte Lirael sich neugierig. Doch der kleine Kater lächelte nur. Es war ein Lächeln, das Lirael an das Raubtier in ihm erinnerte. Dann schüttelte er den Kopf, so dass Ranna bimmelte. Augenblicke später schlummerte er lang ausgestreckt in der Mittagssonne.
    »Seid bei Mogget vorsichtig«, warnte Sam, als Lirael der Versuchung nachgab, den weichen weißen Pelzbauch zu streicheln.
    »In seiner ungebundenen Form hätte er einmal fast meine Mutter getötet. Genau gesagt schon dreimal, seit sie die Abhorsen ist.«
    Lirael zog die Hand genau in dem Moment zurück, als Mogget ein Auge öffnete und eine scheinbar verspielte Bewegung mit einer Pfote machte, aus der die Krallen ragten.
    »Schlaf weiter«, sagte die Hündin vom Bug, ohne sich umzudrehen. Sie schien sicher zu sein, dass Mogget gehorchte.
    Mogget zwinkerte Lirael zu und bannte kurz ihren Blick. Dann schloss sich auch das zweite grüne Auge. Ranna klingelte kurz an seinem Hals.
    »Es wird Zeit, dass ich meine Charterhaut fertige«, sagte Lirael.
    »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich dabei zuschaue?«, fragte Sam eifrig. »Ich habe über Charterhäute gelesen, wusste aber nicht, dass es noch jemanden gibt, der sie herstellen kann. Nicht einmal Mutter weiß, wie das geht. Welche Tiere könnt Ihr machen?«
    »Einen Schneeotter, einen Braunbären und eine Eule«, antwortete Lirael, erleichtert, dass Sams romantisches Interesse an ihr offenbar versiegt war. »Natürlich könnt Ihr zuschauen, wenn Ihr möchtet, aber es gibt nicht viel zu sehen. Im Grunde genommen sind es nur sehr lange und komplexe Ketten aus Charterzeichen und Zaubersprüchen – und man muss gleichzeitig alle im Kopf behalten. Ich werde also nicht mit Euch reden oder Euch etwas erklären können. Und wahrscheinlich brauche ich bis Sonnenuntergang. Anschließend muss ich die Haut sorgfältig zusammenfalten, damit sie später benutzt werden kann.«
    »Faszinierend«, sagte Sam. »Habt Ihr schon einmal versucht, den fertigen Zauber in einen Gegenstand zu legen? Dann hättet Ihr die Kette stets parat und könntet sie immer dann herausziehen, wenn Ihr sie braucht.«
    »Nein«, antwortete Lirael. »Ich wusste gar nicht, dass so etwas möglich ist.«
    »Es ist schwierig«, entgegnete Sam. »Es ist so ähnlich wie das Instandsetzen eines Chartersteins. Man muss ein wenig Blut benutzen, um vorzubereiten, was immer den Zauber halten wird. Königliches Blut. Aber Clayr- oder Abhorsen-Blut sollte ebenso gut verwendbar sein. Man muss sehr sorgfältig vorgehen, denn wenn man es falsch macht… aber lasst mich erst sehen, wie Ihr Eure Charterhaut anfertigt. Was soll es denn werden?«
    »Eine Eule«, antwortete Lirael mit einem unguten Gefühl, denn sie wusste schon jetzt, dass Sam sie mit Fragen löchern würde. »Und es wird etwa vier Stunden dauern. Ohne Unterbrechungen«, fügte sie streng hinzu.

     

42
    SÜDLINGE UND EIN NEKROMANT
     
    Die Sonne ging unter und sandte rotes Licht über den breiten Fluss. Trotz des Wetterzaubers, den Sam und Lirael gewirkt hatten, hatte der Wind gedreht und wehte nun heftig aus Süden.
Finderin
kam jedoch auch gegen den Wind gut voran und kreuzte zwischen Ost- und Westufer.
    Wie von Lirael befürchtet, konnte Sam den Mund nicht halten und traktierte sie mit Fragen. Trotzdem war es ihr schließlich gelungen, die Charterhaut einer Eule fertig zu stellen und zur späteren Verwendung zusammenzufalten.
    »Das war faszinierend!«, sagte Sam begeistert. »Ich würde gern lernen, selbst eine Haut zu fertigen.«
    »Ich habe das Buch
In der Haut eines Löwen
nicht dabei. Aber wenn wir jemals wieder in den Gletscher kommen, könnt Ihr es ausleihen. Es gehört der Bibliothek.«
    Sam nickte. Doch die Vorstellung, dass er den Gletscher besuchte, erschien ihm abwegig. Es war ein Teil der

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