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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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noch heftig. »Wir haben viel Zeug dabei, das ich mir nicht allzu genau angeschaut habe, als wir den Gletscher verließen.«
    »Ich bin froh, dass Ihr Euch überhaupt daran erinnert habt«, lobte Sam, der zu seiner Erleichterung festgestellt hatte, dass er noch alle Zähne besaß. »Und dieser Wind ist genau richtig. Damit werden wir morgen früh das Haus erreichen.«
    »Das Abhorsen-Haus«, murmelte Lirael nachdenklich. »Es steht auf einer Insel, nicht wahr? Die sich knapp vor dem Wasserfall befindet, wo der Ratterlin über die Langen Klippen strömt?«
    »Ja.« Sam dachte an den Katarakt, dessen herabstürzende Wassermassen ihre Verfolger in die Flucht schlagen würden. Dann aber wurde ihm bewusst, dass Lirael etwas ganz anderes meinte: Sie stellte sich die Frage, wie sie das Abhorsen-Haus erreichen sollten, ohne von dem Wasserfall in die Tiefe gerissen zu werden. Zum Glück kannte Sam die Umgebung der Langen Klippen ziemlich genau.
    »Macht Euch wegen des Wasserfalls keine Sorgen. Hinter der Insel befindet sich ein Kanal, in dem die Strömung nicht so stark ist«, erklärte er. »Solange man an der richtigen Stelle hineinkommt und drinnen bleibt, gibt es keine Probleme. Die Mauermacher haben diesen Kanal gebaut, genau wie das Haus. Es ist eine großartige Arbeit…«
    Er verstummte, als er bemerkte, dass Lirael ihm gar nicht zuhörte. Sie wirkte abwesend und starrte über seine Schulter in die Ferne.
    »Ich wusste nicht, dass ich Euch langweile«, brummte er gekränkt. Er war es nicht gewohnt, dass hübsche Mädchen ihn ignorierten. Und Lirael war hübsch, wie ihm plötzlich bewusst wurde… nein, nicht bloß hübsch, sondern schön.
    Lirael zuckte zusammen. »Entschuldigt, ich bin es nicht gewohnt… ich meine, zu Hause redet man nicht viel mit mir.«
    »Ohne das Kopftuch seht Ihr viel besser aus«, stellte Sam fest. Sie war wirklich attraktiv… wenngleich irgendetwas an ihrem Gesicht Sam beunruhigte. Als hätte er sie früher schon mal gesehen. Vielleicht ähnelte sie ja einem der Mädchen, deren Gesellschaft Ellimere ihm in Belisaere aufgedrängt hatte. »Ihr erinnert mich an jemand. Könnte ich einer Eurer Schwestern begegnet sein? Ich kann mich allerdings nicht entsinnen, jemals dunkelhaarige Clayr gesehen zu haben.«
    »Ich habe keine Schwestern«, entgegnete Lirael abwesend. »Nur jede Menge Cousinen. Und eine Tante.«
    »Ihr könnt im Haus ein Kleid meiner Schwester anziehen, dann kommt Ihr endlich aus diesem Wams heraus«, bot Sam ihr an. »Darf ich fragen, wie alt Ihr seid, Lirael?«
    Lirael wunderte sich über diese Frage, bis sie seinen Blick bemerkte: Er ähnelte denen der Männer im Unteren Refektorium. Sie wandte die Augen ab, zog ihr Kopftuch hoch und überlegte, was sie sagen sollte. Ihr wäre es lieber, Sam würde bloß ein Freund bleiben, ohne dass es Komplikationen durch romantische Gefühle gab. Rasch überlegte sie sich eine Antwort, die sie zwar nicht weniger attraktiv machte, Sam aber vorläufig auf Distanz hielt.
    »Ich bin fünfunddreißig«, behauptete sie.
    »Fünfunddreißig!«, rief Sam. »Ich meine, verzeiht… Ihr seht nicht… Ihr seht viel jünger aus…«
    »Salben«, warf die Hündin mit einem schiefen Grinsen ein, das nur Lirael sehen konnte. »Cremes. Öle aus dem Norden. Täuschungszauber. Meine Herrin arbeitet hart daran, sich ihre Jugend zu erhalten, Prinz.«
    »Oh«, murmelte Sam. Er lehnte sich an die Steuerbordreling und betrachtete Lirael hin und wieder verstohlen, hielt nach Fältchen und Runzeln Ausschau, die er zuvor übersehen hatte. Aber sie sah wirklich nicht älter aus als Ellimere. Und ganz gewiss benahm sie sich nicht wie eine ältere Frau: Sie war nicht so selbstsicher und ging nicht so sehr aus sich heraus. Vielleicht lag es an ihrem Beruf als Bibliothekarin. Sam war sicher, dass sich unter ihrem unförmigen Wams eine ansehnliche Figur verbarg.
    »Genug jetzt!«, wandte Lirael sich scheinbar streng an die Hündin und drehte den Kopf, um ihr Lächeln vor Sam zu verbergen. »Mach dich nützlich. Halte nach Gefahren Ausschau. Ich werde inzwischen eine Charterhaut weben.«
    »Jawohl, Herrin«, knurrte die Hündin. »Ich werde Wache halten.«
    Die Hündin streckte sich gähnend; dann sprang sie zum Bug und setzte sich mit offenem Maul und heraushängender Zunge direkt in die Gischt.
    »Verrückt, vollkommen verrückt«, brummte Mogget, der zusah, wie die Hündin nass und nasser wurde. Der Kater war zu seinem Platz nahe dem Mast zurückgekehrt und leckte sich

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