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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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hatten. Offenbar hatten die Menschen versucht den Fluss zu erreichen und waren in letzter Minute gescheitert. Nun hatten sie als letzte verzweifelte Verteidigung einen Kreis geschlossen, wobei die Kinder sich in der Mitte befanden.
    Lirael konnte die Totenhände spüren – und noch etwas. Etwas Ungewöhnliches, sehr Mächtiges. Erst als sie Sam an den Totenhänden vorbeistürmen sah und seinen Kampf schrei hörte, wurde ihr klar, dass dort der Nekromant sein musste.
    Die Menschen schrien angsterfüllt. Die Toten brüllten und kreischten, als sie ihre Opfer zu Boden warfen, ihnen die Kehle aufschlitzten und ihre Körper zerstückelten. Behelfsmäßige Keulen und zugespitzte Äste schlugen auf die Totenhände ein, doch diese Gegenwehr war nutzlos, zumal die Toten in der Überzahl waren.
    Lirael blickte zu Sam hinüber und sah, dass der Nekromant sich zu ihm umdrehte. Er hob die Hände, und der heiße, metallische Geruch von Freier Magie verbreitete sich in der Luft. Einen Augenblick später schoss ein blendender, weißblauer Funke zum heranstürmenden Sam hinüber.
    Gleichzeitig heulten die Totenhände triumphierend, als sie durch die Reihen der Männer und Frauen in den inneren Kreis mit den Kindern vordrangen.
    Lirael rannte los. Doch wem sie auch helfen wollte – sie würde zu spät kommen.
     
    Der Nekromant hob die Hände. Sam war so sehr vom Gesicht seines Gegners gefesselt, dass er beinahe zu spät auf den Angriff reagierte. Noch während er sich zur Seite warf, überschlugen sich seine Gedanken. Ein Bronzegesicht! Dann war es gar nicht Hedge, sondern Maskenchlorr – die Kreatur, gegen die seine Mutter vor Jahren gekämpft hatte.
    Der Bolzen verfehlte ihn nur um wenige Zoll. Er spürte die Hitze des vorbeizischenden Geschosses, ehe das Gras hinter ihm Feuer fing.
    Sam rannte langsamer, während er in die Charter langte und mit der freien Hand vier Zeichen herauszog. Seine Finger waren zu flink, als dass man ihrer Bewegung hätte folgen können. Eine dreieckige Silberklinge entstand plötzlich in seiner Hand. Sam schleuderte sie, noch ehe sie vollendet war.
    Die Klinge wirbelte durch die Luft. Chlorr duckte sich mühelos, doch die Klinge wendete plötzlich in der Luft und kam zurückgeschossen. Sam stürmte vor, als die Klinge die Nekromantin in den Arm traf. Er rechnete damit, dass der Arm der Nekromantin abgetrennt würde, doch es stiegen nur goldene Flammen und weiße Funken vom schwelenden Ärmel auf.
    »Narr!«, höhnte Chlorr und hob ihr Schwert. Ihre Stimme kribbelte auf Sams Haut wie unzählige winzige Insekten. Ihr Atem stank nach Tod und Freier Magie. »Du hast keine Glocken!«
    In diesem Moment wurde Sam bewusst, dass auch Chlorr keine Glocken besaß und dass sich keine menschlichen Augen unter der Maske befanden. Stattdessen brannten dort Feuer, und weißer Rauch stieg aus der Mundöffnung.
    Chlorr war keine Nekromantin mehr. Sie war eine der Größeren Toten. Und irgendjemand hatte sie zurückgebracht.
     
    »Lauft!«, schrie Lirael. »Lauft!«
    Sie stand zwischen den letzten vier Überlebenden und jenen Totenhänden, die der Panflöte widerstanden hatten. Lirael hatte Saraneth bis zur Erschöpfung geblasen, doch um so viele Totenhände zurück ins Grab zu schicken, war die Kraft der Flöte zu gering. Die Toten, die jetzt noch übrig waren, schienen den Klang der Flöte gar nicht mehr wahrzunehmen.
    Noch schlimmer war, dass die Kinder nicht davonliefen. Sie waren zu erschrocken und wie erstarrt vor Angst; wahrscheinlich verstanden sie deshalb nicht, was Lirael ihnen zurief.
    Eine Totenhand setzte zum Sprung an, und Lirael stieß nach ihr. Die Hündin sprang eine andere der widerlichen Kreaturen an und warf sie zu Boden. Doch eine dritte – ein niedriges, hüpfendes Ding mit gewaltigen Kiefern – kam an ihnen vorbei und stürzte sich auf einen kleinen Jungen, dessen Angstschrei nicht enden wollte. Die Kiefer schlossen sich, und der Schrei verstummte abrupt.
    Schluchzend vor Wut und Ekel wirbelte Lirael herum und schlug der Kreatur den Kopf ab. Nehima sprühte Silberfunken, als sie durch das faulige Fleisch schnitt. Dennoch handelte die Totenhand weiterhin, da dem Geist, der in ihr steckte, kein körperlicher Schmerz zugefügt werden konnte. Immer wieder hieb Lirael nach der Kreatur, aber die Toten Finger ließen ihr Opfer nicht los, während die Zähne es zerbissen.
     
    Sam parierte einen weiteren Hieb des Ungeheuers, das einst Chlorr gewesen war. Ihre Kraft war unvorstellbar, und wieder verlor

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