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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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fremdartiges Licht in ihren Händen bemerkte.
    »Der Farmer hat gesagt, wir sollen zum Fluss«, fuhr der Sterbende fort. »Zum Fluss.«
    »Ihr habt es geschafft«, versicherte ihm Sam. »Hier
ist
der Fluss. Die Toten können fließendes Wasser nicht überqueren.«
    »Aaah«, seufzte der Mann. Dann glitt er über den anderen Fluss, der ihn zum Neunten Tor und weiter brachte…
    Sam wandte sich ab. Lirael hob die Hand, und das Wasser schloss sich über dem Gesicht des Toten.
    »Wir konnten nicht mal einen retten«, flüsterte Lirael. »Nicht einen Einzigen.«
    Sam antwortete nicht. Er starrte an ihr vorbei auf den im Mondlicht schimmernden Fluss.
    »Komm her, Lirael«, sagte die Hündin mit sanfter Stimme von ihrem Posten am Bug. »Hilf mir Wache halten.«
    Lirael nickte. Schluchzend, am ganzen Körper zitternd, kletterte sie über die Duchten, kauerte sich neben die Hündin und umarmte sie ganz fest, wobei ihre Tränen auf das Fell des Tieres strömten.
    Schließlich lockerte sich Liraels Griff und sie glitt zu Boden. Der Schlaf hatte sie überwältigt – ein Schlaf, wie er nur nach völliger Erschöpfung kommt und nach Schlachten, die gewonnen oder verloren werden.
    Die Hündin rückte ein wenig, damit Lirael es bequemer hatte. Sam schlief ebenfalls zusammengekauert am Heck. Die Ruderpinne bewegte sich dicht über seinem Kopf. Auch Mogget schien an seinem gewohnten Platz beim Mast zu schlafen, doch er öffnete ein grünes Auge, als die Hündin zu ihm blickte.
    »Ich habe es auch gesehen«, sagte Mogget. »An dieser Größeren Toten, dieser Chlorr.«
    »Ja«, entgegnete die Hündin mit besorgter Stimme. »Ich hoffe, du wirst dich daran erinnern, wem du Treue schuldest.«
    Mogget antwortete nicht. Er schloss sein Auge, und ein geheimnisvolles Lächeln legte sich auf sein Mäulchen.
    Die ganze Nacht hindurch saß die Fragwürdige Hündin am Bug, während Lirael sich unruhig neben ihr wälzte. Sie passierten Qyrre in den frühen Morgenstunden. Obwohl es ursprünglich ihr Ziel gewesen war, versuchte
Finderin
gar nicht erst, im Hafen anzulegen.
    Lirael erschrak zutiefst, als das Rauschen des Wasserfalls sie weckte. Aus dieser Entfernung hörte es sich wie das Summen unzähliger Insekten an, und sie brauchte eine Weile, bis sie erkannte, was es war. Eine Woge der Angst überflutete sie, die noch größer wurde, als sie bemerkte, dass
Finderin
sich viel langsamer bewegte als die Äste, die entwurzelten Büsche und anderes Treibgut, das zu beiden Seiten des Schiffes vorbeischoss.
    »Wir sind jetzt im Kanal und nähern uns dem Abhorsen-Haus«, erklärte die Hündin.
    Lirael rieb sich den Schlaf aus den Augen und streckte sich, um die Anspannung und den Schmerz in ihren Muskeln zu vertreiben. Sie blickte auf die ungeheure Gischt, die der Wasserfall über den Langen Klippen in die Lüfte schleuderte. Der Fluss schien in einer unermesslichen Wolke zu verschwinden, die auch die Klippen und das Land dahinter in eine riesige Decke hüllte. Dann teilte die Gischt sich flüchtig, und sie sah einen hellen Turm, dessen rot gedecktes konisches Dach die Sonne einfing. Es sah wie eine Fata Morgana aus, die in den Wolken schimmerte, doch Lirael wusste, dass sie endlich das Abhorsen-Haus vor sich hatten.
    Beim Näherkommen sah sie weitere mit roten Tonziegeln gedeckte Dächer aus den Wolken auftauchen; offensichtlich gab es um den Turm herum noch andere Gebäude. Doch mehr vermochte sie nicht zu erkennen, da die Insel, auf der das Haus stand, von einer weiß getünchten, mindestens vierzig Fuß hohen Steinmauer umgeben war. Nur die roten Dächer und einige Baumwipfel waren zu sehen.
    Sie hörte Sam vom Heck nach vorn kommen, und bald stand er neben ihr.
    »Die Insel ist etwa dreihundert Meter lang und hundert breit«, sagte er. »Zum Haus gehören ein Gemüse- und Kräutergarten sowie ein Obstgarten. Das Haus ist größer, als es aussieht – und was da alles im Innern ist! Ganz anders als Euer Gletscher, vermute ich.«
    »Es gefällt mir jetzt schon.« Lirael lächelte und blickte zur Insel. Ein Hauch von Regenbogen hing über der weißen Mauer und umrahmte Haus und Insel mit seinen leuchtenden Farben.
    »Und die Sendlinge kochen sehr gut«, sagte Mogget, der plötzlich neben Lirael aufgetaucht war.
    »Ihr habt Sendlinge als Dienstboten?«, staunte Lirael, die neugierig war, wie das Leben der Abhorsen aussah, verglichen mit dem der Clayr. »Wir machen die meiste Arbeit im Gletscher selbst und wechseln dabei einander ab.«
    »Hier muss

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