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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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schwarzes Wams«, erklärte Imshi, als sie Lirael half, ein nagelneues Wams über ihre Arbeitskleidung zu ziehen. »Schwerer als es aussieht, nicht wahr? Das kommt daher, dass sie alle aus Segeltuch gefertigt sind, das mit Seide überzogen ist. Dadurch halten sie viel besser. Diese Trillerpfeife hier muss man durch die Ösen im Revers hängen. So kann man den Kopf beugen und hineinblasen, selbst wenn jemand einem die Arme festhält. Aber du solltest nur pfeifen, wenn du wirklich Hilfe brauchst. Und wenn du einen Pfiff hörst, musst du darauf zulaufen und helfen, so gut du kannst.«
    Lirael nahm das Pfeifchen aus Messing und schob es wie angewiesen durch die Ösen in einem der Revers. Wie Imshi gesagt hatte, brauchte sie bloß den Kopf zu senken, um mühelos hineinblasen zu können. Aber was hatte Imshi gemeint? Wer sollte möglicherweise über sie herfallen und ihre Arme festhalten?
    »Das Pfeifchen nützt natürlich nur dann etwas, wenn jemand es hören kann«, fuhr Imshi fort und händigte Lirael etwas aus, das auf den ersten Blick wie eine silberne Kugel aussah. Dann bedeutete sie ihr, das Ding in die linke vordere Tasche ihres neuen Wamses zu stecken. »Das ist der feste Platz der Maus, die du mindestens einmal im Monat aufziehen musst, und jedes Jahr zur Sommersonnenwende muss der Zauber erneuert werden.«
    Lirael betrachtete das kleine Silberding genauer. Es war eine Maus mit mechanischen Beinen, zwei leuchtenden Rubinsplittern als Augen und einem Aufziehschlüsselchen im Rücken. Lirael konnte die Wärme eines Charterzaubers spüren, der in der Maus schlummerte. Sie vermutete, dass er den Aufzugsmechanismus zur richtigen Zeit aktivierte und die mechanische Maus dorthin sandte, wohin sie laufen sollte.
    »Was soll sie tun?«, fragte Lirael. Imshi wirkte ein wenig überrascht, denn Lirael hatte bisher kein Wort gesagt, sondern hatte die ganze Zeit nur stumm dagestanden, das lange Haar wie ein Schleier vor dem Gesicht. Imshi hatte sie bereits als eine der exzentrischen Entscheidungen ihrer Vorgesetzten angesehen, was Neueinstellungen betraf, aber vielleicht war diese Lirael gar nicht so unfreundlich. Jetzt klang sie jedenfalls interessiert.
    »Die Maus holt Hilfe«, antwortete Imshi. »Wenn du in den Alten Etagen bist oder sonst wo, wo du glaubst, dass die Pfeife nicht gehört werden kann, dann setz die Maus auf den Boden und sprich oder ziehe das Zeichen, das ich dir gleich zeigen werde. Sobald die Maus aktiviert ist, wird sie zum Leseraum rennen und Alarm schlagen.«
    Lirael nickte und warf das Haar zurück, um die Maus genauer studieren zu können, wobei sie mit einem Finger über deren silbernen Rücken strich. Als Imshi durch eine Liste mit Charterzeichen blätterte, schüttelte Lirael den Kopf und schob die Maus in ihre Spezialtasche.
    »Danke, ich kenne das Zeichen«, sagte sie ruhig. »Ich habe es in dem Zauber gespürt.«
    »Wirklich?« Wieder musste Imshi staunen. »Dann bist du offenbar tüchtig. Ich selbst schaffe es kaum, eine Kerze mit Magie anzuzünden oder mir draußen auf dem Gletscher die Zehen zu wärmen.«
    Aber du hast die Sicht, dachte Lirael. Du bist eine wahre Clayr.
    »Also, du hast jetzt das Pfeifchen und die Maus«, fuhr Imshi mit ihrer Anweisung fort. »Hier sind dein Gürtel und die Scheide. Warte, ich sehe nach, welcher Dolch schärfer ist… autsch! Ich glaube, dieser hier. Jetzt müssen wir noch die Nummer ins Buch eintragen, und dann musst du für alles unterschreiben.«
    Lirael schnallte sich den breiten Ledergürtel um und zog die Scheide zu ihrer Hüfte und dem Oberschenkel. Der Dolch, der hineingehörte, war so lang wie ihr Unterarm und hatte eine dünne, scharfe Klinge. Er war aus Stahl, aber mit Silber überzogen, und hatte Charterzeichen auf der Klinge. Lirael berührte sie leicht mit den Fingerspitzen, um festzustellen, wozu die Zeichen da waren. Sie erwärmten sich unter ihrer Berührung, und sie erkannte sie als Bannbrecher, Wahrheitsfinder und Auflöser – Zeichen, die vor allem gegen Kreaturen Freier Magie sehr nützlich waren. Sie mussten vor etwa zwanzig Jahren angebracht worden sein, als die vorherigen Zeichen sich als unwirksam erwiesen hatten. Auch die jetzigen würden höchstens noch etwa zehn Jahre wirksam sein, da sie weder mit großer Macht noch entsprechender Geschicklichkeit angebracht worden waren. Lirael hätte es wahrscheinlich besser gekonnt, obwohl sie keine große Erfahrung darin hatte, Magie an leblosen Dingen anzuwenden.
    Sie blickte vom Dolch auf

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