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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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wie erstarrt an der Tür stehen blieb. Lirael dachte unwillkürlich an die Worte in Nagys Buch, dass die Form von Stilken fließend war und wie die klauenbewehrte Kreatur sich gestreckt und die Form verändert hatte, um sich durch die Tür zu quetschen.
    »Du
bist
ein Ding Freier Magie!«, platzte sie heraus und griff in die Wamstasche nach der Maus, während ihre Lippen sich der Trillerpfeife an ihrem Revers näherten. Diesmal würde sie keinen Fehler machen, sondern sofort Hilfe herbeirufen.
    »Nein, bin ich nicht!«, protestierte die Hündin und stellte vor Entrüstung die Ohren auf, während ihre Pfoten wieder normale Form annahmen. »Ich bin ganz sicher kein
Ding!
Ich bin genauso sehr Teil der Charter wie du, wenngleich ich besondere Fähigkeiten habe. Sieh dir doch mein Halsband an! Ich bin kein Stilken oder irgendeine von dessen unzähligen Variationen!«
    »Was weißt du von Stilken?«, fragte Lirael. Sie betrat ihr Arbeitszimmer immer noch nicht und hielt die Maus nach wie vor einsatzbereit in der Hand. »Warum hast du ausgerechnet diese Kreatur erwähnt?«
    »Ich lese viel«, erwiderte die Hündin gähnend. Dann schnupperte sie, und ihre Augen leuchteten erwartungsvoll auf. »Ist das ein Schinkenknochen, den du da mitgebracht hast?«
    Lirael antwortete nicht, sondern führte die Hand mit dem in Papier gewickelten Mitbringsel hinter den Rücken. »Woher hast du gewusst, dass ich an einen Stilken dachte? Und woher soll ich wissen, ob du nicht doch einer bist oder sogar etwas Schlimmeres?«
    »Fass mein Halsband an«, forderte die Hündin sie auf, als sie näher kam, wobei sie sich die Lefzen leckte. Offensichtlich war Liraels Frage bei weitem nicht so interessant wie die Vorfreude auf den Knochen.
    »Woher hast du gewusst, dass ich an einen Stilken gedacht habe?«, wiederholte Lirael ihre Frage und betonte jedes Wort.
    Während sie sprach, hielt sie den Schinkenknochen hoch und beobachtete, wie die Hündin den Kopf zurücklegte, um die leckere Mahlzeit nicht aus den Augen zu lassen. Gewiss würde eine Kreatur Freier Magie sich nicht dermaßen für einen Schinkenknochen interessieren!
    »Ich hab’s geraten, weil du offenbar sehr viel an Stilken denkst«, antwortete die Hündin und deutete mit einer Pfote auf die Bücher, die auf dem Schreibtisch lagen. »Du studierst alles, was dir verraten kann, wie man einen Stilken bindet. Außerdem hast du gestern vierzehnmal ›Stilken‹ aufs Papier gekritzelt, das du dann verbrannt hast. Ich habe es auf dem Löschpapier rückwärts gelesen. Und ich habe deinen Zauber an der Tür unten gewittert… und auch den Stilken, der dahinter lauert und wartet.«
    »Du warst allein weg!«, rief Lirael entsetzt, vergaß ihre Angst, huschte ins Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Dabei ließ sie die Maus fallen, nicht aber den Schinkenknochen.
    Die Maus prallte zweimal auf und landete vor den Pfoten der Hündin. Lirael hielt den Atem an. Ihr war nur allzu bewusst, dass die Tür hinter ihr jetzt geschlossen war, was die Maus sehr aufhalten würde, falls sie, Lirael, tatsächlich Hilfe brauchte. Aber die Hündin schien nicht gefährlich zu sein. Außerdem fiel es Lirael viel leichter, sich mit dem Tier zu unterhalten als mit Personen… außer mit Filris, doch die war nicht mehr hier.
    Die Fragwürdige Hündin schnüffelte flüchtig an der Maus; dann schob sie das Ding mit der Nase zur Seite und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schinkenknochen zu.
    Lirael hob seufzend die Maus auf und steckte sie in ihre Tasche zurück. Dann wickelte sie den Knochen aus und gab ihn der Hündin, die sogleich danach schnappte und ihn in einer hinteren Ecke des Schreibtischs verstaute.
    »Das ist dein Abendessen«, sagte Lirael naserümpfend. »Du solltest es fressen, bevor es verdirbt.«
    »Ich nehms mit hinaus und verscharre es später im Eis«, erklärte die Hündin. Sie zögerte und senkte den Kopf ein wenig, ehe sie hinzufügte: »Ich muss nicht unbedingt fressen. Ich tu’s nur gern.«
    »Was?«, rief Lirael verärgert. »Soll das heißen, dass ich Futter für nichts und wieder nichts gestohlen habe? Wenn man mich erwischt hätte…«
    »Du verstehst nicht!«, unterbrach die Hündin sie, kam herüber, stupste mit ihrer Schnauze an Liraels Hüfte und blickte mit großen, flehenden Augen zu ihr hinauf. »Ich freue mich und weiß zu schätzen, was du für mich getan hast. Und nun solltest du mein Halsband anfassen. Es wird dir zeigen, dass ich kein Stilken bin, auch kein Margrue oder

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