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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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bekomme, werde ich nie wieder auf verbotenen Wegen gehen, das schwöre ich bei der Charter!«
    »Hm«, brummte die Hündin mit einem Gesichtsausdruck, den Lirael nicht deuten konnte. »Das muss sich erst noch herausstellen. Aber was die Schwerter anlangt, da täuschst du dich. Es gibt hier mehrere Schwerter der Macht. Die Befehlshaberin der Jäger hat eines, die Observatoriumswachen haben drei – um genau zu sein, zwei, denn eins ist ein Kriegsbeil, aber es hat die gleichen Zauber in seinem Stahl. Auch die Oberbibliothekarin besitzt ein Schwert, sogar ein sehr altes und berühmtes! Es heißt Binder, auf sehr treffende Weise. Das wäre genau richtig.«
    Lirael blickte die Hündin ungläubig an. Diese beendete ihre unruhige Wanderung, räusperte sich und sagte: »Pass besser auf, Lirael. Ich habe gesagt, dass du dich täuschst, was…«
    »Ich habe gehört, was du gesagt hast«, fauchte Lirael. »Du musst völlig verrückt sein! Ich kann doch nicht das Schwert der Oberbibliothekarin stehlen! Sie trägt es immer bei sich! Wahrscheinlich schläft sie sogar damit.«
    »Das tut sie tatsächlich«, bestätigte die Hündin selbstgefällig. »Ich habe mich vergewissert.«
    »O nein!«, rief Lirael entsetzt. »Bitte, bitte, schau dich in Zukunft nicht mehr in den Zimmern der Oberbibliothekarin um! Auch nirgendwo anders! Stell dir vor, dich sieht jemand!«
    »Bis jetzt hat mich noch keiner entdeckt«, erwiderte die Hündin verschmitzt. »Wie auch immer, deine Vorgesetzte hat das Schwert zwar in ihrem Schlafzimmer, aber nicht in ihrem Bett, sondern in einem Ständer daneben. Du kannst es dir also ausleihen, während sie schläft.«
    »Nein!« Lirael schüttelte heftig den Kopf. »Ich werde mich nicht in ihr Schlafzimmer schleichen. Lieber kämpfe ich ohne Schwert gegen den Stilken!«
    »Dann wirst du sterben«, sagte die Fragwürdige Hündin mit plötzlichem Ernst. »Der Stilken wird dein Blut trinken und noch stärker davon werden. Und dann wird er sich immer wieder aus den unteren Ebenen der Bibliothek stehlen, um sich Bibliothekarinnen zu holen, nach und nach, und sie in irgendeinem dunklen Winkel verschlingen, wo ihre Gebeine nie gefunden werden. Er wird Verbündete finden, die noch tiefer in der Bibliothek gebunden sind, und er wird dem Bösen, das draußen lauert, die Türen öffnen. Du musst es binden, doch ohne das Schwert kannst du das nicht.«
    »Wie wär’s, wenn du mir hilfst?«, fragte Lirael. Es musste eine Möglichkeit geben, die Oberbibliothekarin zu meiden… irgendeine Möglichkeit, die nichts mit Schwertern zu tun hatte. Denn zu versuchen, sich Mirelles Schwert zu besorgen – oder eines aus dem Observatorium –, wäre genauso schwierig, wie sich zu nächtlicher Stunde ins Schlafgemach ihrer Vorgesetzten zu schleichen. Lirael wusste ja nicht einmal genau, wo sich das Observatorium befand.
    »Das würde ich gern«, erwiderte die Hündin. »Aber es ist dein Stilken. Du hast ihn freigelassen. Du selbst musst dich seiner annehmen.«
    »Du hilfst mir also nicht«, stellte Lirael bedrückt fest. Sie hatte gehofft – wenngleich nur einen Augenblick lang –, dass die Fragwürdige Hündin einschreiten würde. Schließlich war sie eine magische Hündin, die vermutlich eine gewisse Macht besaß. Doch diese Macht reichte offenbar nicht aus, gegen einen Stilken vorzugehen.
    »Ich werde dir mit meinem Rat zur Seite stehen«, versprach die Hündin, »wie es sich gehört. Aber das Schwert musst du dir selbst leihen, ebenso wie du den Stilken selbst binden musst. Am besten gleich heute Nacht.«
    »Heute Nacht?«, fragte Lirael verzagt.
    »Heute Nacht«, bestätigte die Hündin. »Punkt Mitternacht, wenn Abenteuer solcher Art beginnen sollten, wirst du das Zimmer der Oberbibliothekarin betreten. Das Schwert befindet sich links, wenn man am Schrank vorbei ist – er ist übrigens seltsamerweise voll schwarzer Wämser. Wenn alles gut geht, kannst du das Schwert noch vor dem Morgengrauen zurückbringen.«
    »Wenn alles gut geht«, echote Lirael düster. Sie erinnerte sich an das Silberfeuer in den Augen des Stilken und an die schrecklichen Klauen dieses Ungeheuers. »Meinst du… meinst du, dass ich ein paar Zeilen schreiben sollte, für den Fall… dass es nicht gut geht?«
    »Ja«, antwortete die Hündin und beraubte Lirael damit ihres letzten bisschen Selbstvertrauens. »Das ist eine sehr gute Idee!«

12
    IN DER »HÖHLE« DER OBERBIBLIOTHEKARIN
     
    Als die große, mit Wasser angetriebene Uhr im Mittleren Refektorium

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