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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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hatte ihn verdrängt.
    Ein winziges Sternchen erschien auf der schwarzen Oberfläche der Kugel, dann noch eins und immer mehr, bis die Kugel nicht mehr dunkel war, sondern so von Sternen erhellt wie ein klarer Nachthimmel. Lirael starrte fasziniert auf die Unzahl von Sternen, die zusehends heller wurden.
    Und dann verschwand von einem Augenblick zum anderen die Kugel und ließ eine Hündin zurück. Nicht der zum Knuddeln niedliche Chartersendling eines Welpen, sondern eine schwarzbraune Mischlingshündin, die Lirael bis zur Taille reichte und vollkommen echt zu sein schien, einschließlich des beeindruckenden Gebisses. Die Hündin besaß keines der Merkmale eines Sendlings. Der einzige Hinweis auf ihren magischen Ursprung war ein breites Halsband, auf dem mehr Charterzeichen trieben, als Lirael je zuvor gesehen hatte.
    Die Hündin sah genau wie eine lebensgroße, atmende Version der Steinstatuette aus. Lirael starrte sie an; dann blickte sie auf ihren Schoß.
    Die Statuette war verschwunden.
    Sie sah wieder auf. Die Hündin war immer noch da und kratzte sich hingebungsvoll, die Augen halb geschlossen, mit einer Hinterpfote ein Ohr. Sie war patschnass, als wäre sie gerade aus dem Wasser gekommen.
    Nachdem die Hündin sich gekratzt hatte, schüttelte sie sich, so dass schmutziges Wasser auf Lirael und durch ihr ganzes Arbeitszimmer spritzte. Dann näherte sich das Tier dem wie erstarrt dasitzenden Mädchen und leckte ihm mit einer Zunge durchs Gesicht, die zweifellos die eines echten Hundes war, nicht die einer durch Charter geschaffenen Imitation.
    Als die fassungslose Lirael nicht reagierte, grinste das Tier und erklärte: »Ich bin die Fragwürdige Hündin. Wann führst du mich aus?«

     

11
    DIE SUCHE NACH EINEM
GEEIGNETEN SCHWERT
     
    Der Spaziergang, den Lirael an diesem Tag mit der Fragwürdigen Hündin unternahm, war der erste von vielen. Allerdings konnte Lirael sich nie genau erinnern, wohin sie damals gegangen waren, was sie gesagt und was die Hündin geantwortet hatte, bloß dass sie sich ähnlich benommen gefühlt hatte wie nach ihrer Kopfverletzung.
    Aber das spielte letztendlich keine Rolle, denn die Fragwürdige Hündin beantwortete ihre Fragen nie wirklich. Wenn Lirael zu einem anderen Zeitpunkt die gleichen Fragen stellte, erhielt sie unterschiedliche, aber ebenfalls ausweichende Antworten. Auf die wichtigsten Fragen – zum Beispiel »Was bist du?« und »Woher bist du gekommen?« – erhielt sie unterschiedliche Antworten; beispielsweise: »Ich bin die Fragwürdige Hündin« und »Ich komme von anderswo« oder: »Ich bin deine Begleiterin« und »Sag du mir, woher ich komme, schließlich war es dein Zauber«.
    Die Hündin weigerte sich jedoch, Fragen über ihre Beschaffenheit zu beantworten, oder sie konnte es nicht. Sie schien in fast jeder Hinsicht, zumindest anfangs, ein richtiger Hund zu sein, nur dass sie sprechen konnte.
    Während der ersten zwei Wochen schlief die Hündin in Liraels Arbeitszimmer unter dem Schreibtisch, den sie sich aus einem leeren Zimmer in der Nähe ausgeliehen hatte. Lirael hatte keine Ahnung, was aus ihrem eigenen Schreibtisch geworden war. Nach dem plötzlichen Erscheinen der Hündin war nichts davon übrig geblieben.
    Die Hündin fraß das Futter, das Lirael ihr aus dem Refektorium oder den Küchen stahl. Viermal am Tag führte Lirael sie in selten benutzten Korridoren und Räumen aus, um niemandem zu begegnen. Es war nervenaufreibend, obwohl es der Hündin stets gelang, sich in letzter Sekunde vor unerwartet auftauchenden Clayr zu verstecken. Auch in anderer Hinsicht war sie sehr vorsichtig, denn sie wählte für ihre großen und kleinen Geschäfte dunkle Ecken und Winkel. Allerdings machte sie ihr Frauchen stets darauf aufmerksam, obwohl Lirael es immer wieder unmissverständlich ablehnte, daran zu schnüffeln, wie die Hündin es gern gehabt hätte.
    Tatsächlich schien die Fragwürdige Hündin, abgesehen von ihrem Halsband aus Charterzeichen und ihrer Fähigkeit zu reden, eine normal große Mischlingshündin unbestimmbarer Herkunft zu sein.
    Aber das war sie natürlich nicht. Als Lirael einmal nach dem Abendessen in ihr Arbeitszimmer zurückschlich, ertappte sie die Hündin dabei, dass sie auf dem Fußboden lag und las. Sie blätterte mit einer Pfote die Seiten eines großen grauen Buches um, das Lirael nicht kannte. Ihre Pfote war länglicher geworden und wies drei sehr bewegliche Finger auf.
    Die Hündin blickte von dem Buch auf, als ihr vermeintliches Frauchen

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