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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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allein nicht schaffen konnte. Sam würde wahrhaftig der Erbe der Mauerbauer sein müssen, nicht einer, der nur das Recht genoss, deren Silberkelle auf dem Rock zu tragen.
    Auch andere vom wahren Blut würden gebraucht werden, aber sie waren nicht da.
    Schlimmer noch, der Bann war nur die Hälfte dessen, was getan werden musste. Selbst wenn Lirael und Sam es irgendwie zu Wege brachten, galt es immer noch, den Zerstörer zu zerschlagen, und dazu bedurfte es mehr Mut, als Lirael zu haben glaubte.

26
    Sam und die Schattenhand
     
    Als die Toten aus Saraneths Bann freikamen, blies Sam auf der Ranna-Flöte. Doch das Wiegenlied kam zu spät, und Sam blies zu heftig. Nur ein halbes Dutzend Toter legte sich unter Rannas Zauber zum Schlafen nieder, und die Glocke erwischte auch einige Soldaten. Die anderen gut neunzig Totenhände stürmten aus dem Nebel heraus auf die Schwerter, Bajonette, Silberklingen und die weißen Blitze der Chartermagier zu.
    In der ersten chaotischen Minute des Kampfgetümmels konnte Sam nicht sehen, was um ihn her geschah. Dann brach die Totenhand vor ihm mit abgehackten Beinen zusammen. Sam stellte überrascht fest, dass er selbst das bewirkt hatte. Die Charterzeichen leuchteten blau-weiß auf seiner Klinge.
    »Nehmen Sie wieder die Pfeifen!«, brüllte der Major und trat vor Sam hin, um eine heranstürmende Skelettgestalt abzuwehren. »Wir decken Sie!«
    Sam nickte und hob die Flöten wieder mit frischer Entschlossenheit an die Lippen. Die Toten hatten die Verteidiger zurückgedrängt, und Lirael war jetzt nur ein paar Fuß hinter ihm – eine eisbedeckte Statue, die einem Angriff völlig hilflos ausgesetzt sein würde.
    Die meisten Toten waren frische Leichen, die noch mit ihren Arbeitsmonturen bekleidet waren. Doch viele wurden von Geistern bewohnt, die lange tot gewesen waren, und die nun das verrottende Fleisch veränderten, in dem sie hausten, so dass es weniger menschlich wurde und sie mehr und mehr die schreckliche Gestalt annahmen, die sie im Totenreich geworden waren.
    Einer ging jetzt auf Sam los. Er wand sich wie eine Schlange zwischen Major Greene und Lieutenant Tindall, den Unterkiefer ausgehängt für einen größeren Biss. Sam reagierte blitzschnell und stieß ihm die Klinge in den Hals. Funken stoben, als die Charterzeichen der Klinge das tote Fleisch vernichteten. Der Tote wand sich, schlug um sich, konnte sich aber nicht von der Klinge befreien, und so begann sein Bewohner aus der fleischlichen Hülle herauszukriechen wie ein schwarzer Wurm aus einem verfaulten Apfel.
    Sam starrte auf das Geschehen hinunter, und heiße Wut verdrängte seine Furcht. Wie konnten diese Toten es wagen, sich solchen Einlass in die Welt der Lebenden zu verschaffen? Seine Nasenflügel weiteten sich, und sein Gesicht wurde rot, als er Atem holte, um die Flöte zu blasen. Dies war kein Pfad für die Toten, und er würde schon dafür sorgen, dass sie den rechten Weg fanden.
    Aus vollen Lungen blies er die Kibeth-Flöte. Ein einzelner Ton erklang, hoch und klar, und wurde plötzlich zu einem lebendigen und ansteckenden Tanz. Die lustige Weise munterte die Soldaten auf, dass sie lächelten, und beinahe sah es so aus, als würden ihre Waffen in Kibeths Rhythmus tanzen.
    Doch die Toten hörten ein anderes Lied, und jene, die noch Münder und Lungen und Kehlen besaßen, stießen ein schreckliches Geheul der Furcht und Wut aus. Aber so laut sie auch heulten, sie konnten Kibeths Klang nicht übertönen, und die toten Geister begannen gegen ihren Willen aus dem verwesenden Fleisch heraus- und zurück in den Tod zu kriechen.
    »Wir haben es ihnen gezeigt!«, rief Lieutenant Tindall, als die Totenhände auf der ganzen Linie fielen, während Kibeth die Geister austrieb und nichts als leblose Leichen zurückblieben.
    »Immer langsam«, knurrte der Major. Er sah sich rasch um und entdeckte mehrere Männer am Boden, die tot waren oder im Sterben lagen. Viele Verwundete waren auf dem Weg zum behelfsmäßigen Feldlazarett, das am Fuß des Hanges eingerichtet worden war, begleitet von viel zu vielen leicht verletzten Männern. Noch mehr flohen entsetzt den Hügel hinunter zu den Südlingen in den relativen Schutz des Flusses.
    Der Großteil der Kompanie hatte sich inzwischen davongemacht. Greene wusste, dass dies sein letztes Kommando sein würde, und sein Verlauf war eine bittere Enttäuschung. Doch die Mehrheit der Männer waren frisch Eingezogene, und selbst die, die schon eine Weile im Grenzgebiet Dienst taten, hatten

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