Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix

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setzte bloß einen der verkümmerten Bäume in Brand, als er von der Schattengestalt abprallte. Sam erkannte, dass Major Greene und Lieutenant Tindall ihm mit diesen Charterzaubern helfen wollten, aber er konnte weder einen Gedanken noch einen Atemzug daran verschwenden, ihnen zu sagen, dass Feuer gegen einen solchen Feind nichts ausrichtete.
    Sams ganze Aufmerksamkeit war auf die Toten konzentriert, so wie ihre Aufmerksamkeit allein ihm galt – und dem Willenskampf zwischen ihnen.
    Deshalb nahm keiner von ihnen wahr, wie der Nebel plötzlich um sie wirbelte, als wäre ein mächtiger Windstoß in ihn gefahren, noch die Rufe und Schreie der Soldaten hinter ihnen.
    Bis sie die Glocke hörten. Ein lautes, wildes Läuten vibrierte in der Luft über ihnen, erfasste die vier Schattenhände wie ein Puppenspieler, der seine Marionetten hochzieht und in die Kiste zurücklegt. Hilflos beugten sie sich nieder und hoben die Hände in einem stummen Flehen um Gnade.
    Doch diesen Bestien wurde keine Gnade zuteil. Eine zweite Glocke läutete und mischte sich mit einer heftigen, wütenden Tonfolge in den Klang der ersten. Die Schattenhände richteten sich bei dem Geräusch ruckartig auf, und ihre Schattengestalten wurden zu schmalen Streifen in die Länge gezogen, als würde irgendetwas sie mit brutaler Kraft in ein enges Loch saugen.
    Dann waren sie verschwunden, alle vier für immer ausgelöscht.
    Sam fiel auf die Knie, als die Toten verschwanden, und füllte seine Lungen mit einem tiefen, bebenden Atemzug. Über ihm schwebte einen Augenblick lang ein hellblauer und silberner Papiersegler wie ein gewaltiger Falke über seiner Beute. Dann sank er rasch in Kreisen ins Tal hinab, wo der Boden eben war und Landemöglichkeit bot. Sam beobachtete ihn und die beiden anderen Papiersegler, die vor den Südlingen zu Boden glitten.
    Es waren drei Segler. Der eine, der über ihm gewesen war, war blau und silbern – die Farben der Abhorsen. Der zweite war grün und silbern für die Clayr. Der dritte war rot und golden für das Königsgeschlecht. Zwei von den drei Seglern hatten außer dem Piloten einen Passagier an Bord.
    »Kann mir jemand sagen«, flüsterte Sam, »wer die Glocken läutet?«

    Mogget hatte im Zickzacklauf zwischen Totenhänden und Blitzableitern hindurch den Kamm fast erreicht, als er die Glocken hörte. Er lächelte und hielt inne, um einer einzelnen Totenhand, die ihm den Weg versperrte, zuzurufen: »Hörst du nicht Saraneth? Flieh, solange du noch kannst!«
    Die Taktik verfehlte an dieser Kreatur ihre Wirkung. Sie war noch nicht lange genug im Leben und zu dumm, um Moggets Worte zu begreifen. Außerdem besaß sie nicht Moggets unnatürlich feines Gehör. Sie hatte die Glocken im Donnergrollen nicht gehört und spürte auch nicht, welche Mächte jenseits des Kammes wüteten. Soweit es diese Kreatur anging, zählte nur, dass lebende Beute vor ihr stand – nahe genug, sie zu erwischen.
    Verfaulende Finger schnellten vor und umklammerten das Bein des kleinen Albinos. Mogget jaulte und trat nach dem Toten, dessen morsche Knochen brachen. Doch die Kreatur ließ nicht los. Zudem stapften – von der Gier nach Leben erfasst – weitere Tote auf Mogget zu.
    Mogget jaulte erneut und setzte Nick ab. Dann schnellte er herum. Seine langen Nägel kratzten tief, und seine scharfen Zähne schlossen sich um das Handgelenk der toten Kreatur.
    Wenn noch ein Rest menschlichen Verstandes in der Totenhand war, musste sie überrascht sein, denn kein Mensch hatte je so gekämpft wie dieser, mit gekrümmtem Rücken, wildem Fauchen, Beißen und Kratzen.
    Mogget biss das Handgelenk des Toten vollkommen durch. Dann sprang er zurück, hob Nick auf, schlüpfte an dem Toten vorbei und rannte mit triumphierendem Jaulen über den Kamm.
    Die Kreatur ignorierte die verlorene Hand und versuchte ihnen zu folgen, musste jedoch feststellen, dass ihr seltsamer Gegner ihr auch die Beinsehnen durchgerissen hatte. Sie machte zwei unsichere Schritte und brach zusammen, während der tote Geist, der in ihr hauste, sich bereits verzweifelt nach einem neuen Körper umsah.
    Währenddessen war Mogget bereits auf der anderen Seite des Kammes. Er hielt Nicks Arm nach einer Seite ausgestreckt, während er lief, darauf bedacht, dass sein Körper nicht damit in Berührung kam. Der Arm zuckte und zitterte, Muskeln bebten unter der Haut, und dunkle Druckstellen erschienen am Ellenbogen und Unterarm.
    Hinter Mogget ließen das Blitzgewitter und der Donner nach. Der Nebel war