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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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noch nie solchen Horden von Toten gegenübergestanden.
    »Verflucht! Diese Narren! Ausgerechnet jetzt, wo das Blatt sich wendet!«
    Lieutenant Tindall hatte die fliehenden Männer jetzt ebenfalls bemerkt und wollte wütend hinter ihnen her, doch Major Greene hielt ihn zurück.
    »Lassen Sie sie laufen, Francis. Sie sind keine Grenzwächter; das alles ist zu viel für sie. Außerdem brauchen wir Sie hier. Das war vermutlich nur die erste Welle. Es werden noch mehr kommen.«
    »Ja, und das schon bald«, bestätigte Sam hastig. »Major, wir müssen uns dichter um Lirael formieren. Ich fürchte, wenn auch nur eine einzige Tote Kreatur zu ihr durchkommt…«
    »Ja«, stimmte der Major sofort zu. »Francis, Edward… alle aufrücken, so schnell es geht. Sehen Sie auch, was Sie für die Verwundeten tun können, aber dass mir keine Männer mehr verloren gehen. Vorwärts!«
    »Ja, Sir!«, antworteten die beiden wie aus einem Munde. Sie brüllten Befehle, und die Sergeanten brachten die Männer in Bewegung. Es waren nur etwa dreißig Soldaten übrig, die binnen einer Minute einen dichten Ring um Liraels eisbedeckte Gestalt gebildet hatten.
    »Wie viele Tote werden noch kommen?«, fragte der Major, während Sam in den Nebel starrte, der sich noch immer ausbreitete und zunehmend dichter wurde. Schwaden wehten um sie auf ihrem Weg den Hügel hinab. Auch die Blitzschläge jenseits des Kammes hatten zugenommen, und die Gewitterwolken hatten sich parallel zum Nebel unter ihnen wie ein großer Tintenfleck über den Himmel ausgebreitet.
    »Ich bin nicht sicher.« Sam runzelte die Stirn. »Es werden immer mehr lebendig. Hedge muss selbst im Totenreich sein und sie herschicken. Er muss einen alten Friedhof gefunden haben oder eine andere Quelle für den Nachschub an Körpern, denn es sind bisher alles Totenhände. Timothy sagte, dass er nur sechzig Arbeiter hatte, und sie alle waren in der ersten Angriffswelle.«
    Beide blickten bei diesen Worten zu Tim Wallach hinüber. Er hatte das Gewehr eines toten Soldaten in den Fäusten, das Bajonett aufgepflanzt, trug einen Helm und stand jetzt im Verteidigerring… zur Überraschung aller, seiner eigenen nicht ausgeschlossen.
    »Es ist immer besser, zu handeln«, zitierte Sam die Fragwürdige Hündin. Und während er es sagte, erkannte er, dass er es jetzt wirklich glaubte. Er hatte noch immer Angst, war noch immer halb krank vor Sorge, doch er wusste, dass es ihn nicht davon abhalten würde, zu tun, was getan werden musste. Genau das hätten seine Eltern von ihm erwartet, doch Sam verdrängte den Gedanken rasch. Er konnte jetzt nicht an Sabriel und Touchstone denken, sonst würde er zusammenbrechen, und das durfte nicht geschehen.
    »Das ist auch meine Philosophie…«, begann der Major. Dann sah er, dass Sam schauderte und nach seinen Pfeifen griff.
    »Schattenhände!«, rief Sam und deutete mit dem Schwert, während er die Flöten an die Lippen hob.
    »Bereithalten!«, brüllte der Major und griff in die Charter nach Zeichen für Feuer und Zerstörung, obgleich er wusste, dass sie gegen Schattenhände wenig ausrichten würden. Sie besaßen keine Körper, die brennen, kein Fleisch, das vernichtet werden konnte. Die Chartermagie der Soldaten würde den Ansturm der Schattenhände lediglich verlangsamen, das war alles.
    Von oben auf dem Kamm bewegten sich vier verschwommene menschliche Gestalten aus völliger Schwärze durch den Nebel in die Tiefe. Völlig lautlos, selbst wie der Nebel wogend und unberührt von den Pfeilen, die durch sie hindurchschnellten. Sie kamen direkt auf Lirael und die Öffnung zwischen den Felsen zu, wo Sam, Major Greene und Lieutenant Tindall standen.
    Als sie nur noch an die zwanzig Meter entfernt waren, hielt eine der Schattenhände an und stürzte sich auf einen verwundeten Soldaten, der nicht bemerkt worden war, weil er unter einem überhängenden Felsen lag. Hastig versuchte der Mann aufzustehen und zu fliehen, doch die Schattenhand umhüllte ihn wie ein schwarzes Tuch und saugte ihm das Leben aus.
    Als der Todesschrei des Soldaten verklang, holte Sam tief Luft und blies verzweifelt in die Saraneth-Flöte. Er musste die Schattenhände seinem Willen Untertan machen, denn er und seine Verbündeten besaßen keine anderen Waffen, die wirksam gegen diesen Gegner hätten eingesetzt werden können. Sams Schwert mit den Charterzeichen würde ihnen bloß unbedeutende Verletzungen zufügen.
    Er blies und betete zur Charter, er möge die Kraft haben, die Schattenhände zu

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