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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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nördlichen Gebieten, nahe dem Alten Königreich. Sameth dachte an seine Mutter und seinen Vater weit im Süden, wo sie versuchten, einen diplomatischen Weg zu finden, die Ancelstierrer davon abzuhalten, Flüchtlinge aus dem Süden über die Mauer zu schicken, wo sie den sicheren Tod fanden und zu Sklaven des Nekromanten Hedge wurden. Es kann kein Zufall sein, dachte Sam zornig, dass dieses Flüchtlingsproblem zum selben Zeitpunkt entstand, als Hedge die Ausgrabung alter, Verderben bringender Mächte organisierte, die in der Nähe des Roten Sees gefangen waren. Es deutete auf einen lange vorbereiteten Plan hin – zu beiden Seiten der Mauer. Es war sehr ungewöhnlich und verhieß nichts Gutes. Was hoffte ein Nekromant des Alten Königreiches in der Welt jenseits der Mauer zu finden? Sabriel und Touchstone glaubten, der Plan des Feindes bestehe darin, Hunderttausende von Südlingen über die Mauer zu schaffen, sie durch Gift oder Magie zu töten, und auf diese Weise eine Armee der Toten aufzustellen. Doch je länger Sam darüber nachdachte, desto größer wurden seine Zweifel. Wenn dies die einzige Absicht des Feindes war, was wurde dann ausgegraben? Und welche Rolle spielte sein Freund Nicholas?
    Die Pausen wurden häufiger, je tiefer der Mond am Himmel wanderte. Trotz der regelmäßigen, perfekt aus dem Stein gehauenen Stufen war der Aufstieg steil und kräftezehrend. Die Hündin eilte stets voraus und machte gelegentlich kehrt, um zu sehen, ob ihre Gebieterin hinter ihr war. Lirael und Sam setzten mit gesenkten Köpfen und mechanischer Regelmäßigkeit Schritt um Schritt. Selbst für ein Nest voller Kliffeulenjungen am Rand des Pfades hatte Lirael nur einen kurzen Blick, während Sam die Tiere gar nicht beachtete.
    Sie stapften noch immer aufwärts, als von Osten her ein roter Schimmer das kalte Mondlicht zu färben begann. Bald wurde es heller als der Mond, und die Vögel begannen zu singen. Die gesamte Klippe entlang flogen kleine Mauersegler aus Felsspalten und stürzten sich auf ihr Morgenmahl: Insekten, die der Wind in die Höhe trug.
    »Wir müssen fast oben sein«, sagte Sam, als sie wieder hielten, um Rast zu machen. Hintereinander standen sie auf dem schmalen Pfad, die Hündin oben, auf der Höhe von Liraels Kopf, und Sameth unter ihr, den Kopf auf Höhe ihrer Knie.
    Sam lehnte sich an die Felswand, als er sprach, und zuckte mit einem Aufschrei zurück, als ihn ein dorniger Busch in die Beine stach.
    Einen Moment lang glaubte Lirael entsetzt, Sam würde abstürzen, doch er fing sich und beugte sich nach unten, um sich von den Dornen zu befreien.
    Die Stufen waren bei Tageslicht wesentlich beängstigender, stellte Lirael fest, als sie nach unten blickte. Nur ein kleiner Schritt nach links, und sie würde stürzen, mindestens zum nächsten Sims, zwanzig Meter unter ihnen, was gebrochene Knochen zur Folge hätte, wenn nicht den sofortigen Tod.
    »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen!«, sagte Sam, der kniend dabei war, die Stufen vor ihm von Staub und Steinen zu säubern. »Die Stufen sind aus Backstein! Aber sie hätten den Fels sowieso bearbeiten müssen. Weshalb hätten sie ihn da nicht mit Backstein bedecken sollen?«
    Lirael nickte, bevor ihr klar wurde, dass Sam zu sich selbst gesprochen hatte. »Spielt es denn eine Rolle?«
    Sam erhob sich und säuberte seine Knie.
    »Ich glaube nicht. Aber es ist seltsam. Das muss eine ungeheure Arbeit gewesen sein, besonders, da ich keine Hinweise auf magische Hilfsmittel erkennen kann. Sie hätten natürlich Sendlinge einsetzen können, obgleich die dazu neigen, da und dort ihre Zeichen zu hinterlassen…«
    »Vorwärts«, unterbrach ihn Lirael. »Sehen wir zu, dass wir nach oben kommen. Vielleicht gibt es dort Hinweise auf die Entstehung der Stufen.«
     
    Lange bevor sie ans Ende der Stiege gelangten, hatte Lirael jedes Interesse an Gedenktafeln oder Erbauerstatuen verloren. Eine schreckliche Vorahnung hatte sie überkommen und wurde stärker, als sie die letzten paar Hundert Fuß hinaufstiegen. Eine bittere Kälte war in ihr, und sie erkannte, dass sie dort oben ein Ort des Todes erwartete. Kein augenblicklicher Tod, und auch nicht ein Tod an diesem Tag, aber dennoch der Tod.
    Sie wusste, dass auch Sam es spürte. Sie wechselten Blicke, als sie kurz vor dem Ende der Treppe stehen blieben, wo die Stufen endlich breiter wurden, so dass sie zu dritt nebeneinander gehen konnten. Auch die Hündin war argwöhnisch, gab keinen Laut von sich und blieb nahe bei den

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