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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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bloß in größter Eile voran, um Hedge aufzuhalten, Nicholas zu retten und dafür zu sorgen, dass die Verderb bringenden Mächte in der Tiefe begraben blieben.
    »Wir brauchen einen geeigneten Plan«, flüsterte Lirael vor sich hin und dachte angestrengt nach, doch vergeblich: Ihr wollte keine kluge Strategie einfallen. Stattdessen musste sie sich auf das Klettern über die Felsen konzentrieren, während sie und Sam der Fragwürdigen Hündin am Fuß der Langen Klippen entlang folgten.

     

4
    Rabenfrühstück
     
    Die Sonne war fast untergegangen, als Lirael, Sam und die Hündin den Fuß der Stiege erreichten. Der Schatten der Langen Klippen fiel weit über die Ebene des Ratterlin. Lirael entdeckte die Quelle sofort – ein zehn Meter breites Becken klaren, sprudelnden Wassers. Den Beginn der Stiege zu finden, erwies sich jedoch als schwieriger, denn der Pfad war schmal und tief in den Fels gehauen, und hinter vielen Felsüberhängen und -spitzen verbargen sich Vorsprünge.
    »Können wir nicht in der Nacht hinaufsteigen?«, fragte Lirael und blickte tausend Fuß die dunkle Klippe hinauf, zum letzten Widerschein des Sonnenlichts, doch die Klippe reichte noch weiter empor – so hoch, dass sie den Rand nicht sehen konnte. Lirael hatte viele Treppen und enge Schluchten im Clayr-Gletscher erklommen, besaß aber keine Erfahrung, was das Klettern im Freien anging, im Licht der Sonne oder des Mondes.
    »Wir sollten kein Licht riskieren«, wandte die Hündin ein, die ungewöhnlich still gewesen war; ihr Schwanz hing schlaff herab. »Ich könnte euch führen, aber es ist gefährlich in der Dunkelheit, wenn einzelne Stufen weggebrochen sind.«
    »Der Mond wird hell genug sein«, meine Sam. »Er war letzte Nacht im dritten Viertel, und der Himmel ist ziemlich klar. Aber der Mond geht erst nach Mitternacht auf. Bis dahin sollten wir warten, vielleicht sogar bis zum Morgen.«
    »Ich möchte nicht warten«, murmelte Lirael. »Ich habe so ein Gefühl… eine Angst, die ich nicht beschreiben kann. Die Vision, von der die Clayr mir erzählten… ich und Nicholas am Roten See… ich spüre, dass sie mir entgleitet, als würde ich den rechten Augenblick verpassen. Dass sie zur Vergangenheit wird statt zu einer möglichen Zukunft.«
    »In der Dunkelheit von den Langen Klippen zu stürzen, bringt uns auch nicht schneller ans Ziel«, stellte Sam fest. »Und ich hätte nichts gegen einen Bissen und ein paar Stunden Schlaf, bevor wir uns auf den Weg machen.«
    Lirael nickte. Auch sie war müde. Die Knöchel taten ihr weh und ihre Schultern schmerzten vom Gewicht des Rucksacks. Aber sie spürte auch noch eine andere Müdigkeit, die auch Sam verspüren musste – eine Müdigkeit des Geistes, die von dem Schock herrührte, dass sie Mogget verloren hatten. Am liebsten hätte sie sich an der kühlen Quelle niedergelegt und geschlafen, in der vergeblichen Hoffnung, dass der neue Tag glücklicher sein würde. Es war eine Sehnsucht, die sie aus jüngeren Jahren kannte. Damals hatte sie die vergebliche Hoffnung gehabt, einzuschlafen und am nächsten Tag mit der Gabe der Sicht zu erwachen. Aber sie ahnte es nicht nur, sie wusste, dass der neue Tag nichts Gutes bringen konnte. Gewiss, sie mussten sich ausruhen, aber nicht lange. Hedge und Nicholas würden nicht rasten, und Chlorr und ihre Totenhände ebenso wenig.
    »Wir warten, bis der Mond aufgeht«, sagte sie, ließ den Rucksack von den Schultern gleiten und setzte sich auf einen Felsen.
    Im nächsten Moment war sie wieder auf den Beinen und hielt das Schwert in der Faust, noch bevor ihr bewusst war, dass sie die Waffe gezogen hatte, als die Hündin mit einem plötzlichen Bellen an ihr vorbeischnellte. Augenblicke später erkannte Lirael, dass das Bellen keinen magischen Widerhall besaß, und sie sah das Angriffsziel der Hündin.
    Ein Kaninchen schoss im Zickzack zwischen Schutt und Geröll, um der Hündin zu entkommen. Die Jagd endete in einiger Entfernung, doch der Ausgang war unklar. Dann flogen Staub und Steine empor, und Lirael wusste, dass das Kaninchen im Boden verschwunden war und die Hündin zu graben begonnen hatte.
    Sam saß noch immer neben seinem Rucksack. Er hatte sich ebenfalls erhoben, sich aber sofort wieder gesetzt, als er erkannt hatte, was zwischen den Steinbrocken vor sich ging. Jetzt blickte er auf das große Loch in der Lasche seines Rucksacks.
    »Wenigstens sind wir am Leben geblieben«, sagte Lirael, in der Annahme, dass der Verlust Moggets Sam nahe ging.
    Sam blickte

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