Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
jungen Bäumen mit weißer Rinde und silbrig grün schimmernden Blättern hindurch und über eine weitere verfallende Steinmauer hinweg.
    Lirael und Sam sahen sich an und blickten dann auf den Gewittersturm.
    »Ich hasse es, wenn sie das tut«, klagte Lirael, die eben eine weitere Frage stellen wollte. Dann folgte sie der Hündin, doch sehr viel langsamer. Magischen Hunden gingen die Kräfte niemals aus; Lirael aber war bereits sehr müde. Es würde ein langer, kräftezehrender Nachmittag werden, und es mochte Schlimmeres bevorstehen, wenn die Blutkrähen sie fanden.
    »Was hast du getan, Nick?«, flüsterte Sam. Dann folgte er Lirael und war in Gedanken bereits bei den Charterzeichen, die nötig sein würden, um eine Regenwolke zweihundert Meilen über den Himmel zu bewegen.
    Sie marschierten den ganzen Nachmittag und legten nur kurze Pausen ein, wobei sie dem Bach folgten, der durch das flache Tal zwischen den Hügeln plätscherte. Das Tal war teilweise bewaldet. Der Schatten der Bäume schützte sie vor der Sonne, die besonders Lirael zusetzte. Sie hatte bereits einen leichten Sonnenbrand auf Nase und Wangen und weder die Zeit noch die Kraft, ihre Haut durch einen Zauber zu schützen. Dinge wie diese erinnerten sie zudem wieder an ihre Andersartigkeit, die ein Leben lang ihr Problem gewesen war. Echte Clayr waren braunhäutig und bekamen keinen Sonnenbrand, sondern wurden in der Sonne dunkler.
    Als die Sonne langsam auf die westlichen Berge hinabwanderte, bewegte sich nur noch die Hündin mit unermüdlichem Tatendrang voran. Lirael und Sam waren seit achtzehn Stunden auf den Beinen. Sie taumelten und nickten im Gehen ein, sosehr sie sich auch dagegen wehrten. Schließlich entschied Lirael, dass sie eine Rast einlegen mussten, und dass sie Halt machen würden, sobald sie einen halbwegs sicheren Lagerplatz mit fließendem Wasser fanden.
    Sie schleppten sich eine halbe Stunde weiter. Das Tal wurde schmäler, und der Weg stieg immer steiler an. Lirael war entschlossen, an der nächstbesten Stelle zu rasten und sich hinzulegen, egal, ob es fließendes Wasser als Schutz gegen die Toten gab oder nicht. Der Wald wurde lichter, je höher sie kamen, und wurde von Sträuchern und Gras verdrängt. Wieder handelte es sich um ein vor langer Zeit kultiviertes Feld, das verwilderte und keine Verteidigungsmöglichkeiten bot.
    Doch als Lirael und Sam schon sicher waren, keinen Schritt mehr zu schaffen, entdeckten sie den perfekten Platz. Sie vernahmen das leise Plätschern von Wasser und stießen bald auf eine Schäferhütte, die am Fuß eines langen, aber nicht sehr hohen Wasserfalls auf Stelzen im wirbelnden Wasser stand. Die Hütte diente als Unterschlupf und Brücke zugleich und war aus kaum verrottetem Eichenholz gebaut. Nur ein paar Schindeln fehlten auf dem Dach.
    Die Hündin beschnüffelte die Hütte gründlich von innen und außen; dann erklärte sie, dass die Behausung zwar schmutzig, aber bewohnbar sei. Sie geriet Lirael und Sam zwischen die Beine, als die beiden die Stufen hinaufstiegen und eintreten wollten.
    Es war schmutzig in der Hütte. Schlamm, der von einer Überschwemmung stammte, bedeckte den Boden. Doch Lirael und Sam machte es nichts aus – ob sie draußen oder drinnen auf Erdreich schliefen, spielte keine Rolle.
    »Hündin, kannst du die erste Wache übernehmen?«, fragte Lirael, während sie seufzend ihren Rucksack abnahm und sich in einer Ecke niederließ.
    »Das kann
ich
tun«, protestierte Sam, doch ein heftiges Gähnen strafte seine Worte Lügen.
    »Ich werde Wache halten«, erklärte die Fragwürdige Hündin. »Es könnte natürlich sein, dass es hier Kaninchen gibt…«
    »Aber bleib in der Nähe«, warnte Lirael. Sie zog Nehima aus der Scheide und legte das Schwert griffbereit auf ihren Rucksack. Gleiches tat sie mit dem Glockengurt. Sie behielt ihre Stiefel an und vermied es, über den Zustand ihrer Füße nach zwei anstrengenden Marschtagen nachzudenken.
    »Weck uns bitte in vier Stunden«, fügte sie hinzu, als sie sich setzte und an die Wand lehnte. »Wir müssen die Regenwolken herholen.«
    »Ja, Gebieterin«, erwiderte die Hündin. Sie saß draußen am vorbeirauschenden Wasser und lauschte mit gespitzten Ohren auf ferne Geräusche. Von Kaninchen vielleicht. »Möchtest du, dass ich dir auch ein gekochtes Ei und Toast bringe?«
    Es kam keine Antwort. Als die Hündin einen Moment später in die Hütte blickte, waren Lirael und Sam fest eingeschlafen. Die Hündin seufzte tief und ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher