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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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abseits der Strömung.
    Ein Geräusch ließ sie herumfahren, aber es war nur die Fragwürdige Hündin, die mit etwas Hellem, Gelbem im Maul ans Ufer kam. Sie spuckte es aus, als sie Lirael erreichte, und Speichel und Blasen drangen aus ihrem Maul.
    »Iiiiii«, sagte die Hündin. »Seife. Siehst du jetzt, wie sehr ich dich liebe?«
    Lirael fing lächelnd die Seife, tauchte sie in den Fluss, um den Hundespeichel abzuwaschen, und begann sich und die Kleidung einzuseifen. Bald schäumte sie am ganzen Körper, war aber nicht viel sauberer, denn der Schlamm und die Pollen widerstanden selbst der Seife und dem Wasser. Ihr Waffenrock würde wohl schmutzig bleiben, bis sie Zeit und Kraft genug für einen Waschzauber fand.
    Die Säuberung ohne Hilfe von Magie beschäftigte sie, während sie über ihre nächsten Schritte nachdachte. Es war ihr klar, dass sie Hedge nicht daran hindern konnten, die Hemisphären durch das Alte Königreich zu transportieren. Die einzige wirkliche Chance, ihn und die Hemisphären aufzuhalten, besaßen sie an der Mauer. Dazu mussten sie nach Ancelstierre gehen und versuchen, dort Hilfe zu finden.
    Falls Hedge die Hemisphären trotz all ihrer Anstrengungen über die Mauer brachte, blieb ihnen noch eine allerletzte Chance: Sie mussten verhindern, dass Nicks Blitzfarm zur Vereinigung der Hemisphären und des Zerstörers benutzt werden konnte.
    Und wenn auch das misslang… Lirael wollte gar nicht nachdenken, welche letzten Möglichkeiten es dann noch geben mochte.
    Als sie das Gefühl hatte, so sauber zu sein, wie es möglich war, ohne sich neu einzukleiden, watete sie zurück ans Ufer, um sich um ihre Ausrüstung zu kümmern. Sie wischte das Glockenbandelier gründlich ab, rieb es mit wunderbar riechendem Bienenwachs ein und behandelte anschließend Nehima mit einem Tuch und Gänsefett. Dann legte sie Waffenrock, Glockengurt und Schwertgehänge wieder an.
    Sam und die Fragwürdige Hündin standen auf dem höchsten Felsen und beobachteten das Seeufer und den Himmel. Mogget war nicht zu sehen. Er mochte bereits wieder in Sams Rucksack verschwunden sein. Lirael stieg auf den Felsen zu den beiden. Sie ließ sich auf einem kleinen sonnigen Fleck nieder und aß einen Zimtkeks, um ihren ärgsten Hunger zu stillen.
    Sam beobachtete sie. Offensichtlich konnte er es kaum erwarten, dass sie mit dem Essen fertig wurde und zu sprechen begann.
    Lirael ignorierte ihn eine Weile, bis er eine Goldmünze aus dem Ärmel fischte und in die Luft warf. Sie wirbelte höher und höher, doch gerade als Lirael dachte, nun würde sie wieder fallen, schwebte sie, noch immer in schneller Drehung. Sam beobachtete sie eine Weile, seufzte und schnippte mit den Fingern. Sofort fiel die Münze in seine offene Hand.
    Er wiederholte den Vorgang mehrere Male, bis Lirael fragte:
    »Was hast du da?«
    »Oh, du bist fertig«, meinte Sam unschuldig. »Meinst du das hier? Nur eine fliegende Münze. Meine Erfindung.«
    »Wozu ist sie gut?«
    »Für gar nichts. Bloß ein Spielzeug.«
    »Um Leute zu ärgern«, bemerkte Mogget aus Sams Rucksack heraus. »Wenn du noch länger damit spielst, werde ich sie fressen.«
    Sam ließ die Münze wieder im Ärmel verschwinden.
    »Ja, ich habe auch schon bemerkt, dass es Leute zur Weißglut bringt«, gab er zu. »Das ist schon meine vierte Münze. Zwei hat Mutter kaputtgemacht, und Ellimere hat die letzte mit einem Hammer platt geschlagen, so dass sie nur noch am Boden herumeiern konnte. Aber da du jetzt fertig gegessen hast…«
    »Erwartest du was?«, fragte Lirael.
    »Oh, nichts«, erwiderte Sam lächelnd. »Ich hoffte allerdings, wir könnten uns jetzt darüber unterhalten, was wir unternehmen werden.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach denn tun?«, fragte Lirael und unterdrückte den Zorn, den die fliegende Münze in ihr erweckt hatte. Sam war offenbar weit weniger gespannt und unruhig, als sie erwartet hatte. Vielleicht ist er schicksalsgläubig geworden, überlegte sie und fragte sich, ob das auch auf sie selbst zutraf. Sie standen einem so übermächtigen Feind gegenüber, dass alle ihre Anstrengungen letztlich nur dazu führen würden, getötet oder versklavt zu werden. Aber Lirael empfand nicht fatalistisch. Jetzt, da sie sauber war, regte sich auch wieder die Hoffnung in ihr, dass sie etwas tun konnten.
    »Ich glaube«, sagte Sam und kaute wieder nachdenklich auf der Unterlippe, »wir sollten nach Torwins Höhle…«
    »Forwins Mühle«, verbesserte Lirael.
    »Wie auch immer«, fuhr Sam fort.

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