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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Berührung; dann erhoben sie sich langsam, um Chlorr zu folgen. Es waren erstaunlich wenige von ihnen übrig, und kein Einziger befand sich mehr im Tunnel durch die Mauer. Chlorr vermied es, den steinernen Wänden, die immer wieder in goldenem Licht schimmerten, zu nahe zu kommen. Selbst für sie war es nicht leicht, die Mauer zu durchqueren, und sie hätte es vermutlich nicht ohne die Hilfe Hedges und ohne die Opferung vieler Geringerer Toter vermocht.
    »Du bist…?«, fragte Hedge.
    »Ich… ich bin Stellvertretender Führer Geanner«, schluchzte der Mann und reichte ihm einen Umschlag. »Corolinis Mitarbeiter. Ich überbringe den Vertrag… die Erlaubnis zur Überquerung der Mauer…«
    Hedge nahm den Umschlag, der in Flammen aufging und verbrannte, als er ihn berührte. Graue Ascheflocken rieselten aus seiner geschwärzten Hand.
    »Ich brauche keine Erlaubnis«, flüsterte Hedge. »Von niemandem.«
    »Ich bin auch hier, um den… letzten Teil der vereinbarten Summe abzuholen«, fuhr Geanner fort und starrte zu Hedge empor. »Wir haben alles getan, was Sie verlangt haben.«
    »Alles?«, fragte Hedge. »Der König und die Abhorsen…?«
    »Tot!«, stieß Geanner hervor. »Ein Bombenanschlag in Corvere. Nichts blieb übrig.«
    »Die Lager bei Forwins Mühle?«
    »Unsere Leute sind angewiesen, die Tore bei Sonnenaufgang zu öffnen. Die Handzettel sind gedruckt, mit Übersetzungen ins Azhdikische und Chellanianische. Ich bin sicher, dass sie den Versprechungen Glauben schenken.«
    »Der Staatsstreich?«
    »Wir kämpfen noch in Corvere und anderswo, aber… aber ich bin sicher, die Patriotische Partei wird siegen.«
    »Dann wurde alles in meinem Sinne getan«, sagte Hedge, »bis auf eins.«
    »Und was?«, fragte Geanner. Er blickte zu Hedge auf und hatte kaum zu schreien begonnen, als die brennende Klinge seinen Kopf von den Schultern trennte.
    »Eine Verschwendung«, krächzte Chlorr, die mit einer langen Reihe von Totenhänden zurückkehrte. »Der Körper ist nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Verschwinde!«, brüllte Hedge in plötzlicher Wut, schob sein blutiges Schwert in die Hülle und zog Mosrael erneut hervor. »Oder ich schicke dich zurück ins Totenreich und rufe mir einen nützlicheren Diener!«
    Chlorr lachte unterdrückt. Es klang wie das Scheppern von Steinen in einem metallenen Eimer. Sie verschwand in der Nacht, am Kopf einer Schlange von vielleicht hundert Totenhänden, die hinter ihr herstapften. Als der Letzte die vorderen Schützengräben durchquert hatte, läutete Hedge die Glocke Mosrael. Eine einzelner Ton ging von ihr aus, erst tief und leise, dann immer höher und lauter. Die Körper der Südlinge begannen zu zucken und sich zu winden. Die Leichenhaufen bewegten sich. Dabei bildete sich Eis an Hedge. Noch immer erklang Mosrael, wenngleich Hedge bereits durch den kalten Fluss des Todes watete.

     

18
    Maskenchlorr
     
    Lirael schreckte aus dem Schlaf. Ihr Herz pochte heftig, und ihre Hände tasteten nach Glocken und Schwert. Es war dunkel, und sie war in einer Kammer eingeschlossen… nein, wurde ihr bewusst, als sie vollends wach war. Sie schlief auf der Ladefläche eines dieser lauten Beförderungsmittel… ein Lastwagen, nannte Sam dieses Gefährt. Nur dass es jetzt nicht laut war.
    »Wir haben angehalten«, sagte die Hündin. Sie schob ihren Kopf unter der Plane durch, um sich umzusehen, und ihre Stimme klang gedämpft. »Ziemlich unerwartet, wie mir scheint.«
    Lirael setzte sich auf und kämpfte gegen das Gefühl an, dass man ihr vor kurzem auf den Kopf gehauen und Essig eingeflößt hätte. Sie war noch immer erkältet, woran der plötzliche Übergang vom Sommer im Alten Königreich in den ancelstierrischen Vorfrühling schuld war.
    Die Unterbrechung der Fahrt kam, dem Fluchen des Fahrers nach zu schließen, offensichtlich unerwartet. Sam schlug die Plane von außen ganz zurück und entging nur knapp einer Begrüßungsgesichtswäsche durch die Fragwürdige Hündin. Er sah müde aus, und Lirael fragte sich, ob er seit der schrecklichen Nachricht vom Tod seiner Eltern überhaupt geschlafen hatte.
    Lirael war im Lastwagen eingeschlummert, sobald sie eingestiegen waren, wusste allerdings nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Doch es kam ihr nicht lange vor, und es war noch finstere Nacht. Das einzige Licht kam vom Halsband der Hündin.
    »Die Wagen sind stehen geblieben«, berichtete Sam. »Obwohl der Wind aus dem Westen weht. Ich glaube, wir kommen den Hemisphären zu nahe. Wir werden zu

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