Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Welle der Toten so lange aufhalten, bis die Lastwagen weit genug geschoben worden sind, dass sie wieder starten.«
    Sie sah die Straße hinab, vorbei an den Soldaten, die hinter ihren schussbereiten Maschinengewehren kauerten. Das Mond- und Sternenlicht reichte gerade aus, dass man die Straße und das Buschwerk zu beiden Seiten sehen konnte. Während sie angestrengt starrte, verdeckten dunkle Formen die helleren Teile der Landschaft. Die Toten kamen – ein gedrängter, chaotischer Haufen. Ein größerer, schwärzerer Schatten schritt ihnen voran, und selbst aus mehreren Hundert Metern Entfernung vermochte Lirael das Feuer zu sehen, das im Innern der Schwärze brannte.
    Es war Chlorr.
    Major Greene sah die Toten ebenfalls und brüllte plötzlich dicht an Liraels Ohr:
    »Kompanie! Zweihundert Meter auf zwölf Uhr Tote Kreaturen en masse auf der Straße. Feuer frei! Feuern! Feuern!«
    Seinem Befehl folgte ein massenhaftes Klicken von Abzügen, doch nichts geschah. Kein Krachen von Schüssen. Nur Klicken und unterdrückte Flüche.
    »Ich verstehe es nicht«, sagte Greene. »Der Wind kommt aus dem Westen, und die Waffen funktionieren normalerweise noch lange, nachdem die Maschinen tot sind.«
    »Es liegt an den Hemisphären«, sagte Sam mit einem Seitenblick auf die Hündin, die zu seinen Worten nickte. »Sie sind ihre eigene Quelle Freier Magie, und wir sind ganz nahe dran. Hedge hat vermutlich auch den Wind beeinflusst. Wir könnten ebenso gut noch im Alten Königreich sein, was die Technologie angeht.«
    »Verflucht! Erster und zweiter Zug, auf der Straße in Doppelreihe formieren! Marsch!«, befahl Greene. »Bogenschützen nach hinten! Gewehrschützen – Schlagbolzen entfernen und Säbel ziehen!«
    Eine plötzliche hektische Betriebsamkeit setzte ein, als die Maschinengewehrschützen die Bolzen aus ihren Waffen nahmen und ihre Säbel zogen. Lirael zog ihre Klinge ebenfalls, und nach einem Moment des Zögerns ergriff sie auch Saraneth. Aus irgendeinem Grund wollte sie lieber Kibeth nehmen, denn sie fühlte sich vertrauter an, doch um mit Chlorr fertig zu werden, brauchte sie die Macht der größeren Glocke.
    »Ich dachte, es wäre schon später als zwölf Uhr«, sagte sie zu Sam, als sie sich in die vorderste Reihe der Soldaten begaben. Es waren etwa sechzig Mann, die in zwei Reihen quer über die Straße bis auf den Feldern standen. Die vorderste Reihe hatte Kettenhemden, und auf ihre Gewehre waren Bajonette aufgesteckt, an denen Silber glänzte. Die zweite Reihe bestand aus Bogenschützen, doch Lirael sah an der Art, wie sie ihre Bogen hielten, dass nur die Hälfte von ihnen wirklich damit umgehen konnte. Auch an den Pfeilen war Silber, fiel ihr auf. Das war gut. Es würde ein wenig gegen die Toten helfen.
    »Also, Major Greenes ›zwölf Uhr‹ bedeutet ›geradeaus‹. Was die Zeit angeht, ist es gegen zwei Uhr morgens«, meinte Sam nach einem kurzen Blick in den Nachthimmel. Offensichtlich war er mit dem ancelstierrischen Sternenhimmel ebenso vertraut wie mit dem des Alten Königreichs. Lirael sagten die Gestirne hier nichts.
    »Erste Reihe auf die Knie!«, befahl Major Greene. Er stand vorn bei Lirael und Sam und warf einen Seitenblick auf die Fragwürdige Hündin, die zu ihrer ganzen Kampfgröße wuchs. Die Soldaten in ihrer Nähe rückten unruhig zur Seite, gingen auf die Knie und richteten ihre Bajonettgewehre in einem Fünfundvierziggradwinkel aus, so dass die erste Reihe wie ein Dickicht von Lanzen war.
    »Bogenschützen! Fertig machen!«
    Die Schützen legten Pfeile an die Sehnen, spannten sie aber noch nicht. Die Toten stapften heran, doch sie waren noch nicht nahe genug, dass Lirael oder Sam einzelne Gestalten in der Dunkelheit erkennen konnten, außer Chlorr. Das Klicken ihrer Gebeine und der schlurfende Schritt vieler missgestalter Füße auf der Straße waren zu vernehmen.
    Lirael spürte die Anspannung und Furcht der Soldaten um sie herum. Viele hielten den Atem an oder bewegten sich so unruhig, als wären sie auf dem Sprung. Es bedurfte nicht viel, und sie würden die Beine in die Hand nehmen und um ihr Leben rennen.
    »Sie haben angehalten«, sagte die Hündin. Ihre scharfen Augen durchdrangen die Dunkelheit.
    Lirael starrte nach vorn. Tatsächlich schien die dunkle Masse zum Stehen gekommen zu sein, und der rote Schimmer Chlorrs bewegte sich seitwärts statt vorwärts.
    »Sie wollen uns umgehen?«, fragte der Major. »Ich frage mich, warum.«
    »Nein«, sagte Sam. Er konnte die Anwesenheit der

Weitere Kostenlose Bücher