Das Ambulanzschiff
sie eigentlich taub und blind sein, wenn sie sie nicht empfangen.“
„Oder sehr krank“, äußerte O’Mara sich besorgt.
Es folgte eine lange Stille, die schließlich von der respektvollen Stimme Kapitän Fletchers unterbrochen wurde.
„Wenn ich einen Vorschlag machen darf, Colonel“, sagte er. „Wir kennen die Position des Wracks und der Descartes, wenn sie sich noch am Ort des Unglücks aufhält, sowie mit ziemlicher Genauigkeit den Sektor, in dem sich der Heimatplanet der Spezies befindet. Wenn in diesem Gebiet ein Notsignal aktiviert wird, dann stammt es mit großer Wahrscheinlichkeit von der Descartes. Das könnte doch die Rhabwar beantworten, nicht um zu helfen, sondern um alle anderen Schiffe, die das Signal beantworten, zu warnen.“
Offensichtlich hatte der Colonel das Ambulanzschiff völlig vergessen. „Sind Sie noch immer über den Landeschacht mit dem Hospital verbunden?“ fragte er harsch.
„Nicht mehr seit dem Kontaminationsalarm“, antwortete Fletcher. „Doch sollten Sie unserem Vorschlag zustimmen, so benötigen wir Energie- und Nahrungsmittelvorräte für eine längere Reise. Normalerweise ist ein Ambulanzschiff ja höchstens ein paar Tage unterwegs.“
„Ich stimme zu, vielen Dank, Kapitän“, antwortete der Colonel. „Wir werden das erforderliche Material so schnell wie möglich vor Ihre Luftschleuse bringen. Ihre Männer können es dann später an Bord nehmen, um jeden Kontakt mit dem Hospitalpersonal zu vermeiden.“
Conway hatte die ganze Zeit seine Aufmerksamkeit sowohl der Unterhaltung als auch dem Analysator zugewandt, der zu einem Ergebnis zu kommen schien. Nun sah er zu dem Schirm auf und protestierte. „Colonel, Kapitän, das können Sie nicht machen! Wenn die Rhabwar startet, verlieren wir die Pathologin Murchison und die DBPK-Leichen und geben damit jede Chance auf eine baldige Identifizierung des Erregers aus der Hand. Sie ist die einzige Pathologin, die Erfahrungen aus erster Hand bezüglich dieser Spezies hat.“
Der Colonel schaute einen Augenblick nachdenklich drein. „Das ist ein verständliches Argument, Doktor, aber bedenken Sie eines: Es gibt genug Pathologen im Hospital, die Ihnen helfen können, die Lebensform zu studieren, wenn auch nur aus zweiter Hand, wenn die DBPK-Leichen der Rhabwar hierbleiben. Vielleicht können wir im Hospital eine Möglichkeit finden, die Krankheit einzudämmen. Doch die Rhabwar könnte verhindern, daß die Descartes die warmblütigen Sauerstoffatmer auf Dutzenden von Welten infiziert. Der Befehl bleibt also bestehen. Die Rhabwar wird alle Vorräte ergänzen und sich für den zu erwartenden Notruf der Descartes bereithalten …“
Er hatte noch eine ganze Menge zu sagen: über den möglichen Verlauf der Ereignisse der zukünftigen Geschichte, eingeschlossen eine mögliche Quarantäne des Heimatplaneten des DBPK-Patienten sowie aller von diesen Wesen besiedelten Kolonien. Die Föderation würde diese Quarantäne zu ihrem eigenen Schutz erzwingen müssen, was sehr wohl zu einem Krieg interstellaren Ausmaßes führen konnte. Dann brach der Ton plötzlich ab, doch Colonel Skempton sprach offensichtlich mit jemandem außerhalb des Schirms – der sich ebenso heftig gegen einen Start der Rhabwar wandte, wie Conway selbst dies getan hatte.
Doch der Widersacher war ein Mitglied des medizinischen Stabes, der sich um die Lösung eines essentiell medizinischen Problems Sorgen machte, das eine extraterrestrische Physiologie betraf, während Colonel Skempton, rechtschaffener Polizist des Monitor Korps, der er ja war, eine unermeßlich große Anzahl von Wesen vor etwas beschützen wollte, von dessen Beschaffenheit er sich überhaupt kein Bild machen konnte.
Conway blickte hinüber zu dem Bild O’Maras. „Sir, ich stimme zu, es besteht die Gefahr eines Kollapses der Föderation, der viele der zugehörigen Welten wieder zurück in ihre dunklen Zeitalter stoßen könnte. Doch bevor wir reagieren, müssen wir erst einmal etwas über die Bedrohung wissen, gegen die wir ankämpfen wollen. Wir müssen ruhig bleiben und nachdenken. Im Augenblick handeln wir überstürzt und unbedacht. Können Sie nicht in aller Ruhe mit dem Colonel reden und ihm klarmachen, daß eine Panikreaktion unter Umständen schlimmere Folgen haben kann als …“
„Das tun Ihre Kollegen bereits“, antwortete der Chefpsychologe trocken. „Und mit wesentlich mehr Nachdruck, als ich das könnte, doch bisher ohne Erfolg. Doch wenn Sie uns alle einer Panikreaktion für
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