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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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angestrengt an etwas denken können, das wir mit ihm gemeinsam haben. Wir könnten versuchen, an die Blinden selbst zu denken“ – er winkte mit einer Hand zum Seziertisch –, „nur haben wir wahrscheinlich nicht genügend mentale Kontrolle, um an sie als ganze Wesen denken zu können, die am Leben sind. Wenn wir sie uns als sezierte Leichen vorstellen, wenn auch nur kurz, dann wäre das bestimmt nicht sehr beruhigend für den Überlebenden. Am besten, wir betrachten den FSOJ und denken an ihn. Da es sich anscheinend um ein Versuchstier handelt, sollte der Blinde eigentlich nicht sehr betroffen sein, wenn er es in Stücke geschnitten sieht.“
    „Ich möchte Sie bitten, sich alle auf den FSOJ zu konzentrieren und an ihn zu denken“, fuhr er fort und sah sie alle an. „Konzentrieren Sie sich, und versuchen Sie gleichzeitig ein Gefühl der Hilfsbereitschaft zu übermitteln. Es könnte etwas unangenehm werden, aber es werden keine schädlichen Nebeneinwirkungen auftreten. Jetzt, denken Sie, denken Sie ganz fest …! “
    Stumm starrten sie den partiell zerlegten FSOJ an und dachten. Prilicla begann heftig zu zittern, und auch Naydrads Pelz geriet in ungewohnte Bewegung, als er die Gefühle der Kelgianerin widerspiegelte. Murchisons Gesicht wurde bleich, sie hatte die Lippen fest zusammengepreßt. Der Kapitän schwitzte.
    „Etwas unangenehm, hat er gesagt“, murmelte Fletcher.
    „Unangenehm kann für einen Mediziner alles bedeuten, Kapitän“, sagte Murchison zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor, „vom Schmerz einer Fleischwunde bis dahin, in siedendem Öl gekocht zu werden.“
    „Hört auf zu sprechen“, schnappte Conway. „Konzentriert euch.“
    Sein Kopf fühlte sich an, als könne er das schmerzende Gehirn nicht mehr länger fassen, ein Gefühl, das er bisher nur einmal in seinem Leben erlebt hatte. Conway warf Fletcher einen flüchtigen Blick zu, als der Kapitän einen Schmerzenslaut von sich gab und einen Finger ins Ohr steckte. Dann hatten sie plötzlich Kontakt. Es war eine schwache, ungesprochene Botschaft, die von nirgendwoher zu kommen schien und die in ihren Gehirnen erschien. Es war sowohl eine Frage als auch eine Feststellung.
    „Ihr denkt an meinen Beschützer.“
    Sie starrten sich alle gegenseitig an, und alle fragten sich offenbar, ob jeder dieselben Worte erfahren und verstanden hatte. Der Kapitän ließ seinen Atem mit einer plötzlichen Erleichterung ausströmen. „Ein … ein Beschützer?“
    „Mit all seinen natürlichen Waffen“, sagte Murchison und deutete auf die klauenbewehrten Tentakel des FSOJ und seinen Knochenpanzer, „scheint er eigentlich wie geschaffen für eine solche Aufgabe.“
    „Ich verstehe nicht, warum die Blinden einen Beschützer brauchen“, sagte Naydrad, „wenn sie technisch fortschrittlich genug sind, um Sternenschiffe zu bauen.“
    „Sie könnten natürliche Feinde auf ihrem Heimatplaneten haben“, begann der Kapitän, „die sie nicht kontrollieren oder deren sie nicht Herr werden können …“
    „Später, später“, sagte Conway ungeduldig und beendete so den Beginn einer vielleicht interessanten, aber zeitvergeudenden Diskussion. „Darüber können wir später diskutieren, wenn wir mehr Daten zur Verfügung haben. Jetzt müssen wir zu dem Schiff zurückkehren. Dies muß für einen Kontakt mit Nichttelepathen wie uns eine extreme Reichweite sein, daher müssen wir so nahe wie möglich zu dem Blinden. Und dieses Mal gehen wir vielleicht zu einer Rettungs…“
    Mit Ausnahme des Kapitäns blieb das nicht-medizinische Team an Bord der Rhabwar. Chen und Dodds konnten im Augenblick nicht viel helfen, es sei denn, man hätte doch einen Weg ins Innere des Schiffes schneiden müssen. Ihre drei zusätzlichen Bewußtseinsinhalte, die nicht zur Gänze informiert waren, hätten einen Kontakt mit dem Blinden zudem wahrscheinlich nur zusätzlich erschwert, wenn auch, dachte Conway trocken, die anderen Besatzungsmitglieder kaum weniger verwirrt waren als die drei, die im Ambulanzschiff blieben.
    Prilicla bezog wieder nahe der Außenhülle Stellung, um die emotionale Strahlung wahrnehmen zu können, falls die Telepathie nicht funktionierte. Fletcher hatte einen schweren Schneidbrenner bei sich, falls es nötig werden sollte, das Schiff blitzschnell zu evakuieren und den Beschützer zu töten, und Naydrad wartete mit dem Druckzelt außerhalb der Luftschleuse. Trotz ihrer Überzeugung, daß der Blinde bei einer Dekompression wesentlich weniger gefährdet

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