Das Amulett der Macht
Abendessen.«
Er schaute sie an, als sei sie verrückt, doch schließlich ging er in sein eigenes Cottage zurück. Und dann tat Lara genau das, was Oliver nicht glaubte, dass sie tun würde: Sie ging in ihr Cottage, legte sich aufs Bett und schlief ein.
Sie wachte auf, als eine kühle Brise durchs Fenster hereinstrich, und sah, dass es draußen bereits dunkel war. Sie wusch sich Hände und Gesicht, dann setzte sie auf die Terrasse, bis Oliver kam, um sie zum Abendessen abzuholen.
»Was hast du mit deinem Nachmittag angefangen?«, fragte sie, während sie aßen.
»Nicht viel. Bin herumspaziert. Habe nach Möglichkeiten Ausschau gehalten, wie Feinde sich deinem Cottage nähern könnten.« Er schwieg einen Moment. »Du bist da wirklich nicht in Sicherheit. Sie müssen nicht über die Zufahrt kommen und am Empfang vorbei. Sie können ein, zwei Meilen durchs Unterholz schleichen oder auch vom Meer heraufkommen.«
»Ich weiß. Aber der Hang ist sehr steil. Wenn sie ausrutschen, dann hören wir sie.«
Außerdem, dachte sie, habe ich meinen Schlaf für heute hinter mich gebracht. Ich werde nicht mehr schlafen, bis diese Sache vorbei ist, so oder so.
Sie sprachen über Afrika und die Seychellen, über alte Zeiten und Zukunftspläne, und schließlich waren sie mit dem Abendessen fertig.
»Ich glaube, ich kaufe mir etwas zu lesen«, sagte Lara und ging zu dem kleinen Geschenkladen. Sie besah sich die Auswahl, entschied sich für einen Science-Fiction-Roman und einen Krimi, und dann schloss sie sich Oliver wieder an, und sie gingen zurück zu ihren Cottages.
»Ich würde ja anbieten, dir für eine Weile Gesellschaft zu leisten«, sagte er. »Aber im Gegensatz zu dir habe ich kein sechsstündiges Nickerchen gehalten, und wir sind heute Morgen ziemlich früh aufgestanden.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Lara. »Ich habe ja meine Bücher.«
»Na gut«, sagte er. »Dann sehen wir uns morgen früh.«
»Gute Nacht, Malcolm – und danke, dass du dich um mich sorgst.«
»Ich wünschte, du meintest das ehrlich. Ich habe das Gefühl, dass ich dir nur auf die Nerven gehe.«
»Ich meine es ehrlich.« Und das ist der Grund, fügte sie in Gedanken hinzu, warum ich dich nicht in Gefahr bringen werde, wenn ich es vermeiden kann.
Er ging in sein Cottage, und sie betrat ihres. Sie schloss die Fenster, damit keine Insekten herein konnten, dann schaltete sie eine Lampe ein, nahm in einem bequemen Sessel Platz und begann zu lesen.
Als sie mit dem Science-Fiction-Roman fertig war, war es drei Uhr früh, spät genug, dass alle schliefen. Sie nahm ihren Pistolengurt auf und den Gegenstand, den sie auf Mahe gekauft hatte.
Deshalb habe ich mich für dieses Cottage entschieden, Malcolm. Du bist ein alter Jäger. Deine Sinne sind besser ausgeprägt als die eines normalen Menschen, und es bestünde, die Gefahr, dass du mich hören würdest, wenn ich an deinem Cottage vorbeigehen müsste.
Sie öffnete die Tür, trat leise auf den Weg hinaus, ging zum Parkplatz, stieg in den Mercedes und fuhr davon.
Eine Stunde später war sie wieder da. Lautlos kehrte sie in ihr Cottage zurück und nahm den Krimi zur Hand.
Nachdem sie ein paar Kapitel gelesen hatte, stand sie auf und ging unruhig im Zimmer umher. Dann setzte sie sich wieder und zwang sich, weiterzulesen. Schlafen kam nicht in Frage, aber sie musste sich ausruhen, so gut es ging.
Vor ihr lag ein verdammt harter Tag.
Lara sah zum Fenster hinaus und schätzte, dass die Sonne in etwa einer halben Stunde aufgehen würde, und sie wusste, dass Malcolm Oliver für gewöhnlich bei Sonnenaufgang aufwachte. Sie überprüfte ihre Pistolen, vergewisserte sich, dass die Magazine voll waren, steckte ein halbes Dutzend Ersatzclips in ihren Gürtel und verstaute dann alles in ihrer Schultertasche. Danach öffnete sie lautlos die Tür und machte sie hinter sich behutsam wieder zu. Dann ging sie leise zur Rezeption.
Dort hatte niemand Dienst, aber der Nachtwächter nickte ihr grüßend zu. Sie sah sich um, fand ein Stück Papier und schrieb Oliver eine Nachricht, dass sie zum Amitie-Flugfeld gefahren sei, um noch ein paar Kleidungsstücke zu kaufen sowie ein paar andere Sachen, die sie vergessen hatte mitzubringen.
»Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass Mister Oliver diese Nachricht erhält?«, sagte sie zu dem Nachtwächter. »Das ist der Herr im letzten Cottage.«
Der Nachtwächter schaute sie an und zeigte auf sein Ohr. Sie wiederholte ihre Bitte auf Französisch, und er nahm den Zettel und
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