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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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und erforscht war. Einen Moment lang wünschte sie, von Croy sei hier, damit sie sich über Ideen und Beobachtungen austauschen könnten und er ihr helfen würde, Ordnung in alles zu bringen. Sie würde ihrem Mentor eine ganz schöne Geschichte zu erzählen haben, wenn sie sich wiedersahen. Wenn ich so lange überlebe, dachte sie grimmig.
    Ein plötzlich aufkommender Wind fuhr über die ungeschützte, karge Landschaft. Er wurde stärker und stärker, und Omar stieg von seinem Kamel. Gaafar und Hassam folgten seinem Beispiel, und sie bedeuteten Lara, dasselbe zu tun.
    »Der Wind kommt von Westen«, sagte Omar. »Lassen Sie ihr Kamel niederknien und gehen Sie dahinter in Deckung, damit es Sie vor dem Sand schützt.«
    »Knie, Nasrullah«, befahl sie. Das Kamel blieb regungslos stehen. Ihr wurde bewusst, dass sie Englisch zu ihm gesprochen hatte und das Kamel nur ein halbes Dutzend Worte verstand – und die alle auf Arabisch. Sie wechselte in die andere Sprache, das Kamel kniete sich hin, und Lara legte sich gegen es, während der Sand um sie herum hochwirbelte.
    Und dann, plötzlich, schienen sich die Sandkörner miteinander zu verbinden und Gestalt anzunehmen. Sie blickte auf ein hoch aufragendes, menschenartiges, aber doch vollkommen unmenschliches Wesen, das etwa zehn Fuß groß war. Es kam bis auf zwanzig Yards an sie heran und vollführte mit dem rechten Arm eine unbestimmbare Geste.
    »Er droht!«, flüsterte Hassam.
    »Nein, er lockt!«, sagte Gaafar.
    Lara zog eine ihrer Black Demons und jagte das gesamte Magazin in das Sandmonster hinein. Es scherte sich nicht darum, weil die Kugeln durch seinen Körper hindurchpfiffen, winkte jedoch abermals mit dem Arm.
    »Was willst du?«, schrie Lara.
    Doch auf einmal, fast wie durch Zauberei, legte sich der Sturm, und das Wesen wurde wieder eins mit dem Sand der Wüste.
    »Was war das?«, fragte Lara. »Ein neuer Gruß von den Magiern der Mahdisten?«
    »Nein«, antwortete Omar. »Ich glaube, das war das Amulett selbst. Es weiß, dass Sie nach ihm suchen, genau wie Abdul sagte.«
    »Und? Wollte es mich ermuntern oder abschrecken?«
    Omar zuckte hilflos die Achseln. »Die Zeit wird es weisen. Hat es Sie denn abgeschreckt?«
    »Sehe ich so aus?«, erwiderte sie verärgert und schob ein neues Magazin in die Pistole. »Ich habe ihm fünfzehn Kugeln verpasst.« Sie blickte auf die nun leere Stelle, wo sie das Wesen zuletzt gesehen hatte. »Vielleicht versuche ich es beim nächsten Mal mit einem Eimer Wasser.«
    Sie erhoben sich alle vier und erlaubten ihren Kamelen, dasselbe zu tun. Sie stiegen auf und ritten los, aber nach einer Viertelstunde zügelte Lara ihr Kamel und stieg ab.
    »Ich habe Sand und winzige Kiesel in den Haaren, den Augen,     überall«, beschwerte sie sich.
    »Wir auch«, sagte Gaafar. »Man lernt, damit zu leben, wenn man durch die Wüste reist.«
    »Warum das denn?«, wollte Lara wissen. »Da ist doch eine riesige Badewanne, nur dreißig Yards entfernt.« Sie zeigte auf den Nil. »Ich gehe mich waschen.«
    Sie legte ihre Kleidung ab und steckte ihre Holster mit den Pistolen in die Satteltasche. Dann streifte sie die Stiefel ab, wobei sie das Leopardenzahn genannte Messer im rechten Stiefel beließ. Als sie aufblickte, sah sie, dass die drei Männer ihre Kamele so gewendet hatten, dass sie ihr den Rücken zukehrten. »Ist schon gut«, sagte sie. »Shorts und Hemd ziehe ich nicht aus. Ich will mir nur die Arme, das Gesicht und die Haare waschen.«
    Während die Männer ihre Kamele wieder kehrtmachen ließen und ans Nilufer trieben, um sie zu tränken, watete Lara in das Wasser hinein, bis es ihr an die Schultern reichte, dann ging sie in die Knie und tauchte ganz unter. Mit den Fingern rieb sie sich so gut es ging den Sand aus den Haaren, dann schrubbte sie sich kräftig die Arme und Beine. Als sie endlich das Gefühl hatte, sauber zu sein – oder wenigstens so sauber, wie es eben möglich war –, drehte sie sich wieder zum Ufer um.
    Und in dem Moment sah sie, dass sie und ihre drei Gefährten nicht mehr allein waren.
    Fünf Männer, alle auf Pferden sitzend, waren herangeritten, während sie sich wusch. Sie trugen alle Gewänder wie das von Omar und ihr eigenes, und jeder hatte ein Gewehr im Futteral am Sattel stecken.
    Lara stieg aus dem Wasser und ging auf sie zu.
    Jetzt muss ich ja wohl nicht so tun, als sei ich ein Junge. Wahrscheinlich gibt es auch keinen Grund, mich begriffsstutzig zu stellen – aber ich weiß nicht, was Omar ihnen gesagt

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