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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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ihren Kommandos zu widersetzen. Das einzig Gute war, dass sie ihr Wasser nicht zu rationieren brauchten, so lange sie nahe des Nils dahinzogen, und sie hatte ihre Feldflasche seit Sonnenaufgang schon zweimal leer getrunken.
    »Sollten wir nicht nachts reiten und während der Tageshitze schlafen?«, fragte sie Omar.
    »Von jetzt an werden wir bei Tag und bei Nacht reiten«, erwiderte er. »Je eher wir nach Khartoum kommen, desto besser können wir Sie vor den Mahdisten und den Lautlosen beschützen.« Er machte eine kurze Pause, dann fragte er fürsorglich: »Ich vergesse dauernd, dass Sie nicht an die Hitze gewöhnt sind. Werden Sie das schaffen?«
    »Wenn ihr es schafft, dann kann ich es auch.«
    »Aber wir haben unser ganzes Leben in der Wüste verbracht«, erinnerte Hassam sie.
    »Wir werden sehen, wer zuerst aufgibt«, sagte Lara. Sie wandte sich wieder an Omar. »Wie steht es um unsere Sicherheit, wenn wir die nächsten Dörfer erreichen?«
    »In den meisten gibt es keinen Strom, und Mobiltelefone haben in der Wüste noch nicht Einzug gehalten. Man wird nicht wissen, dass wir aus dem letzten Dorf fliehen mussten.«
    »Es könnte jemand vorausgeritten sein, um es ihnen zu sagen«, meinte Lara. »Ein Pferd ist schneller als ein Kamel, auf einer Strecke von ein paar Stunden jedenfalls.«
    »Ich habe im Dorf keine Pferde gesehen«, antwortete Omar. »Außerdem ist die Gegend vollkommen flach und mit Sand bedeckt. Wenn uns ein Reiter passieren und die vor uns liegenden Dörfer  alarmieren wollte, müsste er sich meilenweit im Landesinneren halten, damit wir den Sand nicht sehen, den er aufwirbelt. Aber nicht einmal ein Pferd kann uns so weit voraus sein, und der Reiter bräuchte Wasser.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, die größte Gefahr, die uns in den vor uns liegenden Dörfern droht, ist die, dass man dort zu derselben Entscheidung kommen könnte wie im letzten: dass das Amulett überhaupt nicht gefunden werden soll.«
    »Oder dass es sich um Mahdisten handelt«, ergänzte Gaafar.
    »Naja, wenigstens wird man mich nicht auf Anhieb als Engländerin erkennen«, sagte Lara und deutete auf ihre Kleidung. »Ich bin wieder ein junger Bursche.«
    »Aus der Ferne betrachtet ist die Maskerade ausreichend«, sagte Omar. »Aber von nahem erfüllt sie ihren Zweck nicht so zufriedenstellend.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Lara.
    »Die meisten Ihrer Ideen haben gut funktioniert«, sagte Omar. »Lassen Sie hören.«
    »Mein Vorschlag ist folgender: Wenn die Menschen im nächsten Dorf herauskommen, um uns zu begrüßen, erzählt ihr drei ihnen, dass ich schwer von Begriff bin, dass ich nicht sprechen und kaum etwas verstehen kann. Sagt ihnen, dass es meine Aufgabe sei, mich um die Kamele zu kümmern. Ich werde die Tiere tränken und ans andere Ende des Dorfes führen, wo ich dann auf euch warte. Und sollten ein paar Kinder auftauchen, dann grinse ich ein bisschen dumm und reagiere auf nichts, was sie sagen.«
    »Ich wusste vom ersten Moment an, dass Sie außergewöhnlich sind!«, sagte Omar begeistert. »Das klappt bestimmt!«
    Laras Kamel blökte wie zustimmend. Sie lachten alle, und Lara sagte: »Ich bin froh, dass Secretariat hier einverstanden ist.«
    »Secretariat?«, fragte Gaafar. »Auch ein amerikanisches Rennpferd?«
    »Eines der besten«, sagte Omar. »Aber wir müssen Ihrem Kamel einen guten arabischen Namen geben.«
    »Ich kann es nicht El Khobar nennen«, sagte sie. »Den hatten wir schon mal.«
    »Lassen Sie mich nachdenken«, sinnierte Omar und strich sich langsam übers Kinn, während er überlegte. Dann erhellte sich sein Gesicht plötzlich. »Ich hab’s!«, sagte er. »Kurz bevor wir Assuan erreichten, kamen wir an einem der Paläste des Aga Khan vorbei. Wir nennen dieses Kamel Nasrullah, nach dem besten Pferd des Aga Khan.«
    »Den Namen kenne ich«, sagte Lara. »Wurde das Pferd nicht nach Amerika gebracht?«
    »Ja«, sagte Hassam. »Von ihm stammen viele Champions ab, darunter Bold Ruler und Nashua. Sein Name findet sich sogar im Stammbaum von Seattle Slew und Secretariat, den Pferden, die Sie so mögen.«
    »Bold Ruler und Nashua«, wiederholte sie. »Ich habe über die beiden gelesen. Sie kennen sich ziemlich gut aus mit Ihren Rennpferden.«
    »Alle Araber kennen sich mit Pferden aus«, antwortete Omar. »Es gibt keinen wertvolleren Besitz als ein gutes Pferd – bis auf das Amulett von Mareish.«
     
     

15
     
    Drei Tage lang ritten sie ohne Zwischenfall am Nil entlang in Richtung Süden. Niemand

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