Das Amulett der Macht
Amulett ist«, sagte er.
»Glaubst du, ihr hättet uns so ohne weiteres gefangen nehmen können, wenn ich es besäße?«, gab sie zurück.
»Ich habe nicht gesagt, dass du es hast«, erwiderte er. »Aber du bist Lara Croft, von deren Ruhm man selbst im Sudan gehört hat. Wenn du es nicht hast, dann weißt du zumindest, wo es ist.«
»Ich weiß, dass du mir das nicht glauben wirst«, sagte Lara, »aber ich weiß nicht nur nicht, wo es ist, ich weiß nicht einmal, wie es aussieht.«
»Wenn du mich weiter anlügst, wird es dir schlecht ergehen«, sagte er ernst. »Sehr schlecht sogar.«
»Du hast mir bereits gesagt, dass ihr mich töten werdet, wenn ich euch nicht verrate, was ihr wissen wollt«, entgegnete sie. »Wie viel schlimmer könnte es noch kommen?«
»Schlimmer, als du dir vorstellen kannst, hoffe ich, Lara Croft«, antwortete Rahman.
»Ich muss sagen, du machst mir richtig Lust darauf, es zu finden.«
»Verrate mir einfach, wo es ist, und ich werde es holen.«
»Ich habe keine Ahnung, wo es ist, aber wenn ich es erst einmal habe, wirst insbesondere du dir wünschen, dass ich es nie gefunden hätte.«
Er lachte humorlos. »Wenn wir dich und diese drei falschen Gläubigen in deiner Begleitung getötet haben, werden wir Kevin Mason zwingen, uns das Amulett auszuliefern. Du siehst, dass du es uns nicht vorenthalten kannst. Warum also widersetzt du dich mir so hartnäckig?«
»Ich mag deinen Bart nicht«, sagte Lara.
»Meinen Bart?«, wiederholte er verdutzt.
»Oder dein Gesicht oder deine Manieren oder deine Drohungen.«
Er lachte wieder, diesmal ungekünstelt und ehrlich amüsiert. »Ich bewundere deinen Mut, Lara Croft. Das meine ich völlig aufrichtig. Es ist fast eine Schande, dass er bald schon aus deinem zerschundenen, verheerten Leib ausfahren wird.«
»Du redest zu viel.«
»Und du redest nicht genug«, erwiderte Rahman. »Ich frage dich zum letzten Mal: Wo ist das Amulett?«
»Gut«, sagte Lara.
Er sah verwirrt drein. »Was ist gut?«
»Die Tatsache, dass du mich zum letzten Mal gefragt hast.«
»Vielleicht hast du zu viel Mut«, meinte Rahman. »Warum bist du so unkooperativ? Wir haben eure Waffen. Du weißt, dass ihr uns nicht entkommen könnt. Wir können euch töten, wann immer wir es wollen.«
»Nein, könnt ihr nicht«, antwortete Lara. »Wer es auch ist, der dir Befehle erteilt, er will uns lebendig.«
»Er will dich lebendig«, gab Rahman zurück. »An deinen Gefährten hat er kein Interesse, weder lebendig noch tot.« Er hielt nachdenklich inne. »Möglicherweise wärst du gesprächiger, wenn ich anfinge, sie einen nach dem anderen zu töten?«
»Sie bedeuten mir nichts«, sagte sie mit einem gleichgültigen Achselzucken. »Sie sind nur angeheuerte Führer.«
»Wo führen sie dich hin?«
»Es ist kein Geheimnis, dass ich nach Khartoum will.«
»Dann ist das Amulett also in Khartoum?«
»Das kannst du gerne glauben, wenn du willst.«
»Warum sonst würdest du dorthin wollen?«, fragte Rahman.
»Um eine Expedition auszurüsten.«
»Warum?«
Sie lächelte. »Um das Amulett zu finden natürlich.«
Er verfluchte sie, dann verfiel er in Schweigen.
Immerhin habe ich dich von der Idee abgebracht, meine Freunde umzubringen. Aber ich lasse mir besser noch etwas anderes einfallen, bevor wir unser Ziel erreichen, wo es auch liegen mag.
Sie hatten eine weitere Meile zurückgelegt, während Lara verschiedene Möglichkeiten in Betracht zog, eine selbstmörderischer als die andere. Schließlich erinnerte sie sich an Omars Warnung vor den Gefahren, die drohten, wenn man direkt aus dem Nil trank.
»Sind wir bald da?«, fragte sie.
»Du wirst es erfahren, wenn wir da sind«, sagte Rahman.
»Ist es noch weit?«, fragte sie verzweifelt.
Er runzelte die Stirn. »Warum?«
»Ich habe vorhin beim Schwimmen eine Menge Wasser geschluckt«, sagte sie und krümmte den Oberkörper vornüber. »Ich fühle mich … ich weiß nicht …«
»Das passiert eben, wenn Europäer vom Nil trinken«, lachte Rahman.
»Das ist nicht komisch!«, schnappte Lara schwach. »Mir ist schlecht!«
»Wenn dir der Nil schon so zusetzen kann, dann fürchte ich, dass du uns nicht viel Amüsement bieten wirst, wenn wir dir das Geheimnis des Amulettverstecks entlocken.«
Nicht so schnell, Lara, mahnte sie sich. Du hast nur diese eine Chance.
»Fahr zur Hölle!«, fluchte sie und tat so, als habe sie entschieden, ihre Schmerzen stoisch zu ertragen. Die nächste Viertelmeile legte sie schweigend zurück; sie
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