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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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verzog das Gesicht wie in Agonie, sprach jedoch kein Wort, was der Glaubwürdigkeit ihrer Show zugute kam.
    Schließlich begann sie laut zu stöhnen.
    »Was ist jetzt wieder?«, wollte Rahman in gelangweiltem Ton wissen.
    »Magenkrämpfe«, presste sie hervor, beugte sich nach vorne – und dabei fuhr ihre Hand nach unten, zog den Leopardenzahn aus ihrem Stiefel und schob ihn in den Ärmel ihres Gewandes.
    »Engländer!«, murmelte er verächtlich.
    »Ich glaube …«, begann Lara und verdrehte die Augen.
    »Du glaubst was?«
    »Ich glaube, ich muss …« Sie erschlaffte und fiel vom Kamel.
    »Lara!«, schrie Omar auf, sprang von seinem Tier herab und rannte zu ihr hin. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Zurück mit dir, du Sohn eines Schweines!«, sagte Rahman barsch. » Ich kümmere mich um die Gefangene.«
    Sie hörte das Rascheln seiner Robe, als er näher kam. Dann drehte er sie grob herum. Urplötzlich packte sie zu, wirbelte ihn um seine Achse, und einen Augenblick später war sie hinter ihm, die scharfe Klinge des Leopardenzahns gegen seinen Hals gedrückt.
    Sofort zogen seine Männer ihre Gewehre, aber Lara hatte Rahman zwischen sich und die Kerle gebracht. Sie wich nach hinten, bis sie und Rahman sich neben ihrem Kamel befanden.
    »Lasst eure Waffen fallen, oder er ist ein toter Mann!«, verlangte sie.
    »Er ist nichts!«, sagte einer von Rahmans Gefährten und zielte. »Das Amulett ist alles!«
    Ein Schuss fiel und schlug in Rahmans Körper. Lara spürte, wie er erschlaffte, aber sie hielt ihn mit einer Hand weiter fest, um ihn als Schild zu benutzen, während sie mit der anderen in ihre Satteltasche griff und eine Black Demon herauszog. Sie gab zehn schnelle Schüsse ab, und plötzlich lagen drei von Rahmans Männern tot auf dem Boden. Der vierte feuerte einen Schuss ab, der Rahmans Körper mit solcher Wucht traf, dass der Tote und Lara zu Boden stürzten. Ein zweiter hastiger Schuss, dorthin gezielt, wo Lara lag, erwischte an ihrer statt den Leopardenzahn und zerschlug die Klinge.
    Dem Reiter wurde bewusst, dass seine vier Gefährten tot waren. Er geriet in Panik und begann, über den Sand davonzujagen. Hassam eilte zu einer der Leichen, hob ein Gewehr auf und legte sorgfaltig an. Es kam Lara vor, als würde er nie abdrücken, der Reiter musste bald außer Schussweite sein, aber dann feuerte er endlich doch – ein einziges Mal. Einen Augenblick später brach das Pferd zusammen. Der Reiter flog durch die Luft und schlug etwa vierzig Fuß weiter schwer auf. Das Pferd versuchte vergeblich, wieder aufzustehen, aber es war unverkennbar, dass der Schuss eines seiner Beine zerschmettert hatte.
    Mit tränenüberströmtem Gesicht lief Hassam zu dem Pferd, drückte ihm die Mündung ins Ohr und schoss noch einmal. Das Tier starb ohne einen Laut.
    »Du!«, brüllte Hassam und ging auf den sich windenden Mann zu. »Du hast mich gezwungen, ein Pferd zu töten, Allahs vollkommenste Schöpfung! Du sollst wissen, dass ich dich mit dem Gesicht von Mekka abgewandt begraben werde, wenn ich dich umgebracht habe!«
    Der Mann begann zu heulen und zu flehen, aber Hassam war unerbittlich. Er feuerte das Gewehr noch einmal ab, und kurz darauf scharrte er ein flaches Grab in den Sand.
    »Das war sehr geistesgegenwärtig«, sagte Omar, holte sich seine Waffen zurück und ging auf Lara zu.
    »Es war meine Schuld, dass wir in diese Klemme geraten sind«, erwiderte sie, betrachtete den Leopardenzahn und warf die zerstörte Waffe schließlich in den Sand. »Von jetzt an wird jedes Kamel, das ich reite, einfach nur Kamel heißen.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Woher hätten Sie es denn wissen sollen?«
    »Vielleicht haben Sie Recht«, räumte sie ein. »Aber wir müssen alle vorsichtiger sein.«
    »Wir können damit anfangen, indem wir zurück zum Nil reiten und uns nach Süden wenden«, sagte Omar. »Je länger wir brauchen, Khartoum zu erreichen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf weitere Mahdisten treffen, und je öfter wir auf sie treffen, desto größer ist die Gefahr, dass wir etwas sagen oder tun, das Ihre Identität verrät.«
    Sie ging zu ihrem Kamel, ließ es sich hinknien und kletterte in den Sattel. Gaafar war abgestiegen, um sein Gewehr zu holen, aber kurz darauf saßen auch er und Omar wieder auf ihren Tieren.
    »Ich würde lieber auf den Pferden reiten«, sagte er, »aber sie wären zu leicht wiederzuerkennen.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Lara. »Wenn auch ungern.«
    »Sollen wir weiterreiten?«,

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