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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Über der Fahrerseite ragte der Berg auf, aber parallel zu ihrer Seite befanden sich die Wipfel einiger Bäume, die auf dem Abhang wuchsen, und sie brauchte beinahe nur die Hand auszustrecken, um eine Familie schwarzweißer Stummelaffen zu berühren, die auf einem Ast saß, einander lauste und das Fahrzeug neugierig beäugte.
    »Auch etwas, das mir an den Aberdares gefällt«, kommentierte    Oliver. »Überall sonst müsstest du fünfzig Fuß unterhalb der Stummelaffen-Kolonien stehen und sie durch das Fernglas beobachten – wenn du sie durch all das Laubwerk überhaupt sehen könntest. Aber hier oben hocken sie dir fast auf dem Schoß.«
    Er fuhr wieder an, und sie legten noch zwei Meilen zurück, wobei sie gelegentlich anhielten, um weitere Stummelaffen zu beobachten und einmal auch, um einen gewaltigen Elefantenbullen von der Straße zu lassen, anstatt zu versuchen, an ihm vorbeizukommen.
    »Hast du hier schon mal gejagt?«, fragte Lara.
    »Keine Tiere.«
    »Was dann?«
    »Hier kämpften vor der Unabhängigkeit die African Rifles des Königs gegen die Mau Mau, hier und drüben auf dem Mount Kenya.« Er verzog das Gesicht. »Wir gewannen den Krieg, und dann entschied das Parlament, es sei zu teuer, ein Reich aufrechtzuerhalten, also gewährten wir ihnen trotzdem die Unabhängigkeit. Überleg nur, wie viele Leben auf beiden Seiten verschont geblieben wären, wenn das jemandem eingefallen wäre, bevor der Krieg begann.«
    »Das ist ein furchtbares Terrain für einen Krieg«, meinte sie.
    »Ich weiß«, pflichtete Oliver bei. »Manchmal schaute man in die Ferne und sah seine Gegner an einem Hang, aber man wusste, dass man mindestens drei oder vier Stunden brauchen würde um dort hinüberzuklettern, und dass die anderen dann längst verschwunden wären … also lächelte und winkte man einander nur zu.«
    »Ich bin erstaunt, dass es hier kaum noch Verbitterung gibt«, sagte sie. »In Kenia scheinen heutzutage alle gut miteinander auszukommen.«
    »Nun ja, die meisten der Männer, die in diesem Krieg kämpften, sind entweder tot oder sehr alt«, gab er zurück. »Verdammt, ich war gerade mal ein Teenager bei meinem ersten Einsatz auf diesem Berg. Aber seltsamerweise gab es nie länger anhaltende Feindseligkeiten, auf keiner Seite. Es war ein Krieg, wir haben ihn hinter uns gelassen, sie erhielten ein paar Jahre später ihre Unabhängigkeit, wir haben uns aus dem Kolonisationsgeschäft zurückgezogen, sie schlossen sich dem Commonwealth an, und alle waren glücklich.«
    Die Steigung der Straße ließ nach, und dann fuhren sie über eine Ebene. Schließlich hielt Oliver den Wagen nahe eines Wasserfalls an, holte seine Magnum hervor und steckte sie hinter seinen Gürtel. Er stieg aus und nahm die Essensschachteln und ein paar Dosen Limonade mit, und Lara kletterte auf ihrer Seite ins Freie.
    »Die Gura-Fälle«, erklärte Oliver.
    »Du hättest kein hübscheres Fleckchen für ein Picknick aussuchen können«, sagte Lara.
    »Ich habe es nicht ausgesucht, weil es hübsch ist«, erwiderte er, »sondern weil es hier im Umkreis von dreihundert Yards keinen Baum oder Busch gibt. Sollte sich uns irgendetwas nähern, sei es nun ein Löwe oder ein Mahdist, werden wir rechtzeitig gewarnt sein.«
    »Und was tun wir, wenn ein Löwe kommt?«, fragte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Pistolen über eine größere Entfernung viel ausrichten würden.«
    »Das Einzige, woran du denken musst, ist, nicht davonzurennen«, sagte Oliver. »Sie sind darauf geeicht, alles zu jagen, was vor ihnen wegläuft. Und nicht reden. Menschenstimmen scheinen sie bis aufs Blut zu reizen.«
     »Was tun wir also?«
    »Schau sie einfach nur an«, erwiderte er. »Sie mögen es nicht, angestarrt zu werden.«
    »Und das ist alles?«
    Er lachte glucksend. »Lara, der Wagen ist nur zehn Yards entfernt, und ich verspreche dir, dass du jeden Löwen, der sich uns nähert, auf dreihundert Yards sehen wirst. Aber selbst wenn der Wagen nicht da wäre, würden sie uns wahrscheinlich in Ruhe lassen.«
    »Selbst die Menschenfresser?«
    »Mit Menschenfressern versuche ich mein Glück lieber nicht, deshalb verbringen wir hier oben auch nicht die Nacht. Aber du darfst nicht vergessen, dass die meisten von ihnen zu Menschenfressern geworden sind, weil das Wachstum der Farmen und Dörfer sie ihrer natürlichen Beute beraubt hat. Hier oben gibt es reichlich Nahrung, und eine der besten Überlebenseigenschaften der Menschen scheint zu sein, dass wir weder sehr

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