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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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fahren wir dann hin?«
    »In die Aberdares«, antwortete Oliver. »Mit Ausnahme von Meru dürfte das der am wenigsten frequentierte Nationalpark des Landes sein. Es gibt ein paar Wildbeobachtungshütten, aber durch den Park fährt kaum jemand. Wir verstecken uns droben in den Bergen, und gnade Gott allen, die meinen, sie könnten sich an uns heranschleichen.«
    »Dann verbringen wir die Nacht also draußen im Park?«
    »Nein, das wäre zu gefährlich – und nicht nur wegen deiner Mahdisten«, sagte Oliver. »Es ist nicht mehr politisch korrekt, Löwen abzuschießen, die Nutzvieh fressen oder Menschen angreifen. Wenn man es schafft, sie einzufangen, ohne sie zu töten, dann lässt man sie an der Aberdare Range frei. Dort finden sie reichlich Wild – Büffel, Bongos, Antilopen und so weiter –, aber sie sind nun mal auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen. Das ist der einzige Park, in dem ich die Nacht nicht ohne Zelt verbringen möchte.«
     
     

27
     
    »Was tun wir dann dort?«
    »Wir schinden ein paar Stunden heraus. Wenn es dämmert fahre ich uns zu einer der Hütten, entweder Treetops oder zur Arche. Wenn es dunkel ist, werden die Zufahrten abgesperrt. Wenn wir es also richtig timen, wird uns niemand folgen können, selbst wenn jemand darauf kommen sollte, dass wir dort sind. Und falls doch: Diese Hütten sind auf Pfählen errichtet und überblicken beleuchtete Salzlecken und Wasserlöcher, und viele Leute bleiben die ganze Nacht auf, um das Wild zu beobachten. Das wären eine Menge Zeugen.« Er verstummte kurz. »Man setzt dort ehemalige weiße Jäger als Späher ein. Ich kenne die meisten von ihnen. Daher müsste ich dort, wo wir hingehen, ein wenig Hilfe finden, dich zu bewachen, wenn ich müde werde.«
    »Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen«, sagte Lara.
    »Ich weiß, aber es gibt furchtbar viele von den anderen und nur eine von deiner Sorte.«
    Nachdem sie an Meilen kultivierter Felder vorbeigefahren waren, in denen sich hier und da kleine Gruppen runder, strohgedeckter Hütten erhoben, erreichten sie eine kleine Stadt, die eine Mischung aus alten Kolonialbauten, ein paar neuen Läden entlang der Hauptdurchgangsstraße und Reihen von Hütten abseits der Hauptwege war.
    »Wo sind wir?«, fragte Lara.
    »Das ist Nyeri«, sagte Oliver. »Du bist hier früher schon durchgefahren. Wir haben nur nie angehalten, wenn wir auf Safari waren.« Er zeigte auf einen Ziegelbau. »Das ist das White Rhino Inn, das Hauptquartier der Gegen-Insurgenten während der Mau-Mau-Krise, die von den politisch Korrekten heute als Unabhängigkeitskampf bezeichnet wird.«
    »Du scheinst dort anhalten zu wollen.«
    »Ja«, sagte er, als der Wagen stoppte. »Warte hier einen Moment.«
    Der Moment dehnte sich zu fünf Minuten, aber dann kehrte er mit zwei Schachteln und einem mit Dosen gefüllten Beutel aus dem Inn zurück.
    »Was hast du da?«, fragte sie.
    »Etwas zu essen und ein paar Dosen Limonade«, sagte er. »Wenn wir erst einmal im Park sind, gibt’s nichts mehr zu essen, und du hattest doch schon vor zwei Stunden Hunger.«
    »Den habe ich immer noch«, sagte sie. »Riecht köstlich.«
    »Es gibt kein Gesetz, das dir verbietet, an einem Hühnerschlegel zu knabbern, während wir fahren«, meinte Oliver, und sie nahm ihn beim Wort, holte ein Stück Brathähnchen hervor und aß es mit Heißhunger.
    Wenig später erreichten sie den Eingang zum Park. Oliver verließ das Fahrzeug, betrat eine kleine Bude und bezahlte das Eintrittsgeld, dann stieg er wieder ein, während ein Ranger erschien, um das Tor zu öffnen und sie passieren zu lassen.
    »Ich würde sagen, das ist mein Lieblingspark«, merkte er an, während sie die unbefestigte Straße hinauffuhren, die sich den Gebirgszug emporwand.
    »Ich dachte, euch Ex-Jägern gefiele der Northern Frontier District am besten.«
    »Zum Jagen, ja«, sagte Oliver. »Dort oben gab es immer die größten Elefanten. Aber wenn es um Schönheit geht, entscheide ich mich ohne zu überlegen für die Aberdares. Hier ist es immer grün, und wegen der Höhe nie zu heiß.«
    »Es gibt aber auch nicht zu viele Tiere«, meinte sie.
    »Hier gibt es tonnenweise Tiere, so viel wie überall sonst auch, abgesehen von der Masai Mara«, erwiderte er. »Aber die Meisten halten sich im Wald auf, und es ist fast unmöglich, die Straße zu verlassen, bevor wir über achttausend Meter hoch sind.« Er brachte den Wagen sanft zum Halten. »Sieh mal da zur Seite raus.«
    Lara schaute aus dem Fenster.

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