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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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Messe anders überlegt und etwas umtauschen will.« Er zwinkerte ihr zu und schob Viviana in Richtung Stall.
    Bartholomeus Peddler war offenkundig ein Mann, der es genoss, die Führung zu übernehmen. Das konnte ihr in diesem Augenblick nur recht sein. Seine etwas selbstherrliche Art, sie wie ein kleines, dummes Mädchen zu behandeln, fand Viviana zum Lachen. Aber er schien gutmütig und von Herzen hilfsbereit zu sein, und etwas Besseres hätte ihr momentan nicht passieren können.
    Keine zehn Minuten später saß sie neben ihm auf dem Kutschbock und war in Richtung Shaftesbury unterwegs. Sie hatte keine Ahnung, wo Julian sich aufhielt. Doch die Wahrscheinlichkeit, in einer Stadt etwas über ihn in Erfahrung zu bringen, war deutlich größer als in einem kleinen Kloster auf dem Land etwas von ihm zu hören.
    »Mein Name ist übrigens Viviana«, stellte sich Viviana vor.
    »Ein sehr klangvoller Name. Ihr Mann kann sich glücklich schätzen. Er hat eine bezaubernde Frau eingefangen.«
    Viviana lächelte, und es gelang ihr, schamhaft zu erröten. Da Mister Bartholomeus sich gerne reden hörte, bestritt er den Großteil der Unterhaltung. Er hatte einen unerschöpflichen Fundus an Geschichten und Anekdoten auf Lager, und die Zeit verging wie im Flug. Die Straße wand sich gemächlich um die zahlreichen, großen Hügel. Zweimal hielten sie noch an, um etwas zu verkaufen. Gegen Nachmittag konnten sie die Türme der großen Abtei erkennen, die majestätisch in den Himmel ragten. Shaftesbury lag hoch auf einer riesigen Anhöhe und wurde von der massiven Kirche des Benediktinerinnenklosters dominiert. Um die Mauern der Abtei standen dicht gedrängt die Häuser der Stadt. Sie waren noch eine gute halbe Stunde entfernt. Der Händler zog an den Zügeln und hielt an.
    »Eine Stadt ist ein Nest voller Diebe.«
    Damit stieg er behäbig vom Kutschbock und ging um seinen Wagen herum. Sein Helfer war bereits von dem Holzabsatz am Ende des Wagens gesprungen und damit beschäftigt, alle Gegenstände, die außen am Wagen hingen, einzupacken und im Inneren zu verstauen. Viviana bot an zu helfen, aber Mister Bartholomeus winkte ab. Er und der Junge, dessen Namen Viviana immer noch nicht kannte, waren aufeinander eingespielt. Also blieb sie sitzen und blickte über die fruchtbare, grüne Landschaft, während sie hinter sich die beiden Männer hantieren hörte. Sie wusste noch nicht, wo sie übernachten würde, aber Viviana war sich sicher, dass Mister Bartholomeus sie nicht einfach in Shaftesbury aussetzen würde. Wie unterschiedlich die Menschen waren! Seitdem sie in dem kleinen Dorf an der Küste aufgewacht war, waren ihr genauso viele freundliche wie böswillige Menschen begegnet. Viviana blickte auf die Stadt, die vor ihr auf dem Hügel thronte. Hoffentlich würde sie eine Spur von Julian oder Rinaldo finden. Was sollte sie tun, wenn das nicht der Fall wäre? Viviana verschob diese Überlegung resolut auf später. Warum sollte sie sich über etwas Sorgen machen, was noch gar nicht eingetreten war? Außerdem musste sie entscheiden, ob sie ihren Leichenfund in der Abtei melden wollte. Vielleicht wäre es besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen, sie hatte schließlich genug eigene Probleme. Aber die arme Schwester Kendra hatte ein christliches Begräbnis verdient, und Viviana wollte nicht diejenige sein, die es der toten Nonne vorenthielt. Wer weiß, ob Kendra sich dann nicht an ihr rächen wollen würde. Wenn sich der Geist an jemandem rächen sollte, fand Viviana, dann käme dafür doch wohl eher der Mörder infrage. Aber man konnte nicht sicher sein. Nein, sie musste diese Sache melden, dann hätte sie wenigstens ein gutes Gewissen.

• 14 •
    E twa eine Stunde später ging Viviana mit ihrem Begleiter die steile Straße zur Abtei hinauf. Sie hatten den Jungen mit dem Wagen in der Vorstadt zurückgelassen. Mister Bartholomeus hatte beschlossen, außerhalb der Stadtgrenze anzuhalten, da er sonst für seine Waren hätte Steuern zahlen müssen. Jetzt waren sie auf der Suche nach einem Gasthof, in dem man, wie er es ausdrückte, so richtig ordentlich für sein leibliches Wohl sorgen könnte. Sie hatten sich gerade in den Gastraum der Schenke »Goldener Hund« gesetzt, als sie plötzlich lautes Gepolter und das Bersten von Holz aus dem Obergeschoss hörten. Der Wirt und einige Gäste stürmten die Treppe hinauf. Mister Bartholomeus stand auf.
    »Kommen Sie, Miss Viviana. Hier gibt es eine Schlägerei. Das ist nicht der geeignete Ort

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