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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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bedauern, ihn abgewiesen zu haben, besonders, wenn er mit einer Schönheit wie Viviana am Arm erscheinen würde.
    Vivianas Finger spielten mit dem Lederband um seinen Hals.
    »Was ist das?«
    »Eine Art Talisman. Ich weiß es nicht so genau, habe bisher keine Zeit gehabt, es zu untersuchen.«
    »Wo hast du es her?«
    »Habe ich so einem dicken Riesen abgenommen. Der hat tatsächlich geheult.« Melchor lachte leise.
    Rinaldo! Vivianas Finger erstarrten einen winzigen Augenblick.
    »Und was hast du mit dem Riesen gemacht?«
    »Der sitzt noch in Saint Albans im Loch und wird dort verrotten, wenn ich ihn nicht rauslasse.«
    »Der Arme.«
    »Ach was, ein fettes Schwein war das, Ausländer noch dazu.« Melchor besann sich. »Nicht so wie du. Ich glaube, er kommt aus dem Maurenland, gottlose Bestien.«
    Viviana juckte es, Melchor mit ihren schlanken Fingern den Hals zuzudrücken.
    »Bist du nicht neugierig, was es ist? Wenn er aus dem Maurenland kommt, vielleicht ist es ein böser Zauber, den man nicht unbedingt um den Hals hängen haben will?«
    »Das glaube ich nicht. Seiner Reaktion nach muss es etwas enorm Wertvolles sein.«
    »Jetzt bin ich gespannt, was es sein könnte. Wollen wir nicht nachsehen, was es ist?«
    »Nicht so voreilig, du neugieriges Kätzchen.« Er stupste seinen Zeigefinger mit einer herablassenden Geste an ihre Nase. »Erst werde ich dich genauestens untersuchen, dann darfst du den Anhänger ansehen.«
    Viviana kicherte und verspürte den dringenden Wunsch, Melchor ihr Messer in die Brust zu rammen. Stattdessen kuschelte sie sich an ihn und schloss die Augen.

• 26 •
    S ie brauchten eine Pause, und da kam ihnen das Gasthaus mit dem roten Zaun am Wegesrand gerade recht. Rinaldo stieg mit einem hörbaren Seufzer von seinem Pferd und ließ sich auf die Bank vor der Tür sinken.
    »Ich werde die Tiere tränken«, sagte Julian, und Rinaldo nickte dankbar.
    Als Julian zurück zur Bank kam, reichte Rinaldo ihm einen Krug mit Bier.
    »Sie sind vor ein paar Stunden hier gewesen.«
    »Viviana und Thorn?«
    Rinaldo nickte. Julian stellte sein Bier ab und ging ins Haus. In der Küche stand eine Frau und rührte in einem großen Topf, der an einem Haken von der Decke über der offenen Feuerstelle hing. Eine bräunliche Flüssigkeit kochte schäumend und erfüllte die Küche mit Dampf, der, vermischt mit dem Rauch des Feuers, Julian für einen Moment den Atem verschlug.
    »Verzeihung!«
    Die Frau drehte sich um. Sie hatte ein rundliches Gesicht, und ihr rotes Kopftuch hing ihr in die Stirn. Als sie Julian erblickte, rückte sie es eilig zurecht und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    »Sie sagten meinem Begleiter draußen, dass die Leute, die wir suchen, hier gewesen sind?«
    Die Frau nickte.
    »Ja, am frühen Nachmittag. Es war eine Frau, klein und zierlich, Ausländerin, und ein Mann. Er war groß und hatte ein längliches Gesicht. Sie wollten nach London.«
    »Haben sie das gesagt?«
    »Nein, aber der Herr sprach davon, dass er die Stadttore vor der Dunkelheit erreichen wollte. Das kann ja nur London sein, wenn sie in Richtung Süden reisen.«
    Julian nickte. Unaufgefordert sprach die Frau weiter.
    »Wenn Sie mich fragen, haben die beiden das nicht geschafft.« Sie kicherte. »Die hätten sich im Garten nicht so viel Zeit nehmen sollen.«
    Julian hob fragend die Augenbrauen.
    »Na ja, sie waren sich sehr zugetan.« Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: »Ich habe mich gewundert, dass der Mann eine so schöne Frau hatte.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber wo die Liebe hinfällt, da fällt sie hin.«
    Julian spürte ein Stechen in der Magengegend.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Also, ich konnte es nicht vermeiden, aber ich habe beobachtet, dass der Herr den Reizen der Dame durchaus nicht abgeneigt gewesen war, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Die Wirtin kicherte anzüglich.
    Julian blickte durch die Tür in den Garten, der sogar vom Haus aus schlecht einsehbar war. Die Frau war neugierig gewesen, aber das war einerlei. Viviana hatte sich Thorn an den Hals geworfen. Sie würde ihn benutzen, um sich aufs Festland abzusetzen. Thorn war ein durchtriebener Hund, aber er würde Viviana nicht gewachsen sein, wenn sie ihn richtig zu nehmen wusste. Offenbar hatte sie schon herausgefunden, was sein wunder Punkt war. Der wunde Punkt eines jeden Mannes, dachte Julian bitter, als er wieder hinaus zu Rinaldo ging.
    »Nun?«
    »Entweder hat sich Viviana tatsächlich mit Thorn verbündet, oder aber sie benutzt ihn

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