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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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sein Gesprächspartner waren aufgestanden und gingen zur Sakristei. Zum Teufel, damit verschwand ihre einzige Sicherheit, dachte Julian. Kaum hatte der Priester die Tür geöffnet, sprang Viviana auf und stürmte hinter ihnen her. Die beiden Männer nach vorn schubsend, verschwand sie in der Sakristei und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. Das nächste Geräusch war der Riegel, der von innen vorgeschoben wurde. Der Mann, der vor ihm gestanden hatte, wirbelte herum und prallte schmerzhaft gegen Julians Faust. Die anderen Männer kamen zur Eingangstür der Kirche gestürmt, die Julian ihnen vor der Nase zuschlug. Er stemmte sich mit aller Kraft gegen die Tür, als Viviana um die Kirche gerannt kam, den wild gestikulierenden Priester hinter sich.
    »Die Pferde!«, rief Julian, der dem Ansturm der Männer in der Kirche nicht mehr lange gewachsen war. Sie band die Tiere los und sprang in den Sattel. Julian wartete auf den Augenblick, an dem seine Widersacher Anlauf nahmen, um sich dann erneut mit voller Wucht gegen die Tür zu werfen. Er ließ die Tür los und war mit ein paar großen Sätzen bei seinem Fuchs, als die Männer, ihres Hindernisses überraschend beraubt, mit Schwung durch die sich öffnende Tür fielen. Sie rappelten sich fluchend auf, konnten aber Julian und Viviana nicht mehr erreichen, die in vollem Galopp die Straße hinunterjagten.
    »Das war knapp!«, keuchte Julian, als sie die Pferde schließlich zügelten. Viviana blickte zurück.
    »Wir haben sie abgeschüttelt.«
    »Zumindest wissen wir jetzt, dass sie nicht hinter Rinaldo her waren.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der Kerl, der vor mir stand, hatte einen dunklen Striemen am Hals. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er der Räuber aus dem Wald war, der sein Halsband verloren hat.«
    Viviana stieß einen undamenhaften Pfiff aus und meinte dann: »Es kann aber auch sein, dass es doch um Rinaldo geht und sie mich nur wiedererkannt haben.«
    »Mag sein, aber ich glaube eher, dass es deine Handelsgenossen sind.«
    Viviana verzog das Gesicht, antwortete aber nicht. Julian führte sie durch die verwinkelten Straßen zu einer privaten Herberge, die von außen nicht als solche zu erkennen war. Das Haus war sehr schmal, dafür aber zweistöckig. An der rechten Seite befand sich eine Toreinfahrt, die höchstens einem Handkarren genug Platz bot. In dem aufgeräumten Hof lag ein kleiner Stall und der Nebeneingang des Hauses.
    »Mister Julian!«, begrüßte ihn ein älterer Herr, der eine große, erstaunlich saubere Schürze trug.
    »Guten Tag, Bert.« Julian schwang sich aus dem Sattel und warf ihm die Zügel zu. »Wir brauchen ein Bett und ein Abendessen.«
    »Sehr gerne, selbstverständlich, sofort.« Bert blickte Viviana neugierig an. Julian streckte die Hand aus, um ihr vom Pferd zu helfen. Es war eine höfliche Geste, die Viviana überraschte, denn er hatte sich in keiner Weise um sie bemüht, seit er ihre wahre Identität aufgedeckt hatte. Julian war hier bekannt, aber er wollte offenbar trotzdem die Tarnung aufrechterhalten, dachte sie, als sie seine Hand ergriff und graziös vom Pferd glitt. Der Wirt ging voran in die Wohnstube, die neben der Küche lag. Die vom Ruß geschwärzte Decke war niedrig, die hölzernen Läden zum Hof waren geschlossen, aber die Nebentür stand offen und ließ Licht und Luft herein. Julian setzte sich auf eine von drei Holzbänken und streckte seine Beine aus. Viviana setzte sich ihm gegenüber. Er blickte sie nachdenklich an.
    »Erstaunlich, dass sie keine Wachen außerhalb der Kirche aufgestellt hatten«, sagte er.
    »Einer war hinter der Kirche.«
    »Und?«
    »Ich habe ihn aus dem Weg geräumt.«
    »Du hast ihn erstochen?«, fragte Julian, dem inzwischen klar war, dass der Einsatz von Messern Vivianas Spezialität war.
    »Abgestochen wie ein Schwein«, antwortete sie provozierend.
    Sein Blick ruhte missbilligend auf ihr.
    »Er hat mich angegriffen. Was sollte ich tun?«
    »Du hättest ihn unschädlich machen können.«
    »Wozu, damit er sich wieder erholt und mich beim nächsten Mal erwischt?«
    Er schüttelte den Kopf, dann sah er das Glimmen in ihren Augen.
    »Du hast ihn nicht getötet.«
    Sie unterdrückte ein Grinsen.
    »Das ist wirklich keine Sache, über die man Witze macht!«
    »Du empörst dich immer so schön.«
    »Ich empöre mich?«, rief Julian empört, und sie mussten beide lachen. Er wurde wieder ernst.
    »Ich frage mich, warum die Männer ausgerechnet in dieser Kirche auf uns gewartet haben.«
    Sie

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