Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Craig herum. Er stand immer noch da, wo ich ihn hatte stehen lassen. Er sah angespannt in eine andere Richtung. Ich hatte nicht daran gedacht, dass er hinter mir stand, als ich mich auszog und so wie er reagierte, hatte er es gesehen. Er versuchte jetzt angestrengt nicht wieder zu mir zu sehen.
»Craig… ist schon okay.«
Und das war es wirklich. Mich störte es nicht, wenn er mich im BH sah. Mich störte es eher, dass ich so dürr war und überall Schorf und rot glühende Narben hatte. Er warf einen erneuten scheuen Blick über seine Schulter, wandte sich aber sofort wieder ab. Erst diese Bewegung löste in mir ein Schamgefühl aus, schnell hielt ich mir das blutverschmierte Top über meinen Oberkörper.
»Entschuldige, ich weiß, ich bin nicht gerade ein schöner Anblick mit den ganzen Narben…«, mir blieben die restlichen Worte im Hals stecken. Ich fühlte mich mit einem Mal schrecklich, als hätte er mich direkt abgewiesen, obwohl er sich nur von mir abgewandt hatte. Ich spürte, dass er mir näher kam, als ein kleines Kribbeln durch meinen Körper wallte. Es waren die gedämpften Schmerzen, die er bei mir auslöste.
»Janlan…«, er klang verunsichert. Ich drehte mich noch weiter von ihm weg. Ich fürchtete, zum ersten Mal in meinem Leben, rot anzulaufen.
»Janlan,… du bist wunderschön. Ich… du hast das falsch aufgenommen.«
Ich hielt mir immer noch das blutige Oberteil vor die Brust. Ich spürte die kühle Nachtluft, die mir ein Kribbeln über den Rücken jagte. Es war allerdings nichts im Vergleich zu der Gänsehaut, die ich bekam, als ich mich umdrehte und in Craigs Augen sah. Ich hatte erwartet, darin eine Spur von Abscheu zu entdecken. Was ich stattdessen sah, verschlug mir den Atem. In seinen Augen erkannte ich sein ganzes Wesen, das in diesem Moment nur aus seiner Liebe zu mir bestand. Und ich sah seine sehnsüchtige Bewunderung, die in seinen liebevollen Blick eingebettet war.
Unbewusst löste ich den umklammernden Griff um mein Oberteil. Craig stand mir jetzt so nahe er konnte, ohne mich zu berühren. Seine silbrige Haut wirkte nur wenige Zenitmeter entfernt, so als könnte ich sie wirklich anfassen. Ich spürte seine Nähe nun ganz deutlich, das Kribbeln war in ein leichtes, anhaltendes Stechen übergegangen. Ich schenkte den Schmerzen keine Beachtung. Sie waren ein geringer Preis für seine Nähe. Der Gedanke ihn nicht berühren zu können und es mir so sehr zu wünschen, war viel schmerzvoller. Seine Augen sahen hinunter in meine. Ich konnte ihnen nicht ausweichen. Ich war wie in Trance und drohte mich in ihrem silbrigen Glanz zu verlieren. Ich bildete mir ein, seinen Atem spüren zu können, als er mir leise ins Ohr flüsterte, »Glaub mir Janlan, du bist das Schönste, was ich je gesehen habe.«
Nie hätte ich erwartet, einen solchen Satz im richtigen Leben zu hören. Ich hatte es immer für eine reine Filmerfindung gehalten und erst recht hatte ich nicht erwartet mich derartig darüber zu freuen. Die Einbildung seines Atems war natürlich nur genau das, eine Einbildung. Dennoch fühlte es sich wundervoll an. Ich hätte meine Arme gerne um seinen Nacken geschlossen und wäre mit meinen Händen durch sein kurzes struppiges Haar geglitten, stattdessen sah ich ihn einfach nur an und fragte leise, »Welche Farbe haben eigentlich deine Augen?«
Er grinste mich bei dieser plötzlichen Frage an.
»Blaugrau.«
Ich legte meinen Kopf schief und stellte mir seine Augen in dieser Farbe vor, während ich ihn weiter unvermittelt ansah.
»Ich wünschte, ich könnte es sehen«, sagte ich leise und senkte für einen kurzen Moment traurig die Augen. Seine Hand näherte sich meinem Kinn, als wollte er es anheben, damit ich ihn wieder ansah. Meine Haut kitzelte an der Stelle, an der er mich berühren würde, wenn er es nur gekonnt hätte.
»Vielleicht wirst du das noch.«
»Vielleicht«, wiederholte ich hoffnungsvoll. Dann bemerkte ich, dass nicht nur meine Kleidung blutverschmiert war. Das zähflüssige Zeug war bis auf meine Haut durchgedrungen. Ich fühlte mich plötzlich furchtbar schmutzig und angewidert.
»Hast du hier einen Fluss oder einen Bach gesehen?«
Ich wollte dass Blut so schnell es geht, von mir waschen. Den ekelhaften Geruch loswerden. Dieses Blut roch noch viel stärker nach rostigem Metall als richtiges menschliches Blut. Craig lachte bei meinem Gesichtsausdruck und nickte.
»Zwei Kilometer die Straße runter. Da habe ich gewartet.« Er hob eine silbrige Hand, die in der
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