Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
fünf Köpfe großen Jagdgesellschaft gegenüber. Samantha und zwei Sammler. Die Gedanken, die mir jetzt durch den Kopf schossen, waren ganz alleine meine. Ich würde Samantha bis zum Schluss verschonen. Sie sollte auf ihren Tod warten, so wie ich es getan hatte. Sie sollte für die Schmerzen bezahlen, die sie mir zugefügt hatte und für das, was sie Keira angetan hatte.
Ein erneutes Zeichen von ihr setzte die Seelensammler gleichzeitig in Bewegung. Sie wollten mich von zwei Seiten angreifen. Ein Schachzug, der mich alleine wahrscheinlich vernichtet hätte, aber nicht solange ich Keiras letztes Geschenk an mich noch in der Hand hielt. Zähes Blut tropfte von der Klinge, als ich in einer schnellen Bewegung um den Sammler zu meiner Linken herumwirbelte. Keiras Schwert vergrub sich in seinem Rücken und ich rannte mit ihm vor mir gegen den anderen Sammler. Das gezückte Schwert meines lebenden Schutzschildes und meine eigene Schwertspitze bohrten sich in den zweiten Seelensammler. Sie schlugen fast zeitgleich auf dem harten Boden auf. Ihre Augen starrten leer zu den Sternen. Ich stand mit gezückten Waffen inmitten von vier Leichen und starrte Samantha eine gefühlte Ewigkeit an. In dieser Ewigkeit zog jedes Zusammentreffen mit ihr noch einmal an meinem inneren Auge vorbei.
Der Zorn in meiner Brust wurde zu einem tobenden, nach ihrem Blut verlangendem Sturm, als ich sie in meinen Erinnerungen über Keira stehen sah. Durch sie war Keira gezwungen, ihr Schwert gegen mich zu erheben. Eben dieses Schwert, das mir jetzt mein Leben rettete. Das Schwert, das sie mir schenkte, als sie ihr Leben schon als beendet gesehen hatte. Dieses Schwert zuckte vor überwältigendem Verlangen in meiner Hand. Ein Verlangen, das ich teilte und dem ich nur zu gerne nachgeben wollte. Samantha und ich umkreisten uns wie zwei eingesperrte Raubkatzen. Jede von uns wartete auf den ersten angreifenden Schritt des anderen.
»Das bringt sie auch nicht wieder«, stieß Samantha mir höhnisch entgegen. »Ich muss sagen, es war wirklich eine Freude deine kleine Freundin zu foltern. Sie war wirklich zäh und hat viel mehr erduldet als die meisten. Ich kann mich nicht erinnern, wann einer von euch Menschen eine solche Prozedur das letzte Mal überlebt hat.«
»Sie will dich zu einem Fehler provozieren«, flüsterte es in meinen Gedanken.
»Wirklich eine Freude. Und ihr Blut hatte eine faszinierende Farbe. Ich habe es genossen, es jeden Tag aufs Neue zu betrachten. Ihr Flehen zu hören, dich zu verschonen und nur sie zu töten… Und ihre Schreie. Ja ihre Schreie waren unvergleichlich. Erst recht als ich eure Verbindung immer mehr ins Schwanken brachte. Ihre Loyalität zu dir langsam schwankte. Ihre Menschlichkeit soweit vernichtete, dass sie bereit war, dich zu töten.«
Das war genug. Samanthas Lügen brannten in der Leere, die Keira zurückgelassen hatte. Aus zusammengepressten Lippen fauchte ich sie mehr an, als dass ich einzelne Worte sprach.
»Nichts hast du zerrissen oder ausgetrieben. Keira war die ganze Zeit stärker als du. Sie hat mich nicht betrogen. Sie hat euch betrogen. Sie hat euch hinters Licht geführt und unzählige von euch mit in den Tod gerissen. Ich lebe noch und das ist Keiras Verdienst. Und Keira wird der Grund sein, dass du und dein abartiger Zirkel untergehen werdet. Ich werde dafür sorgen, dass nicht einer von euch in Frieden sterben wird. Wenn ich diese Welt von euch befreie, dann war es wirklich Keira, die euren Untergang herbeigeführt hat. Ihr werdet den Tag bitter bereuen, als ihr unsere Freundschaft auf so grausame Art getestet habt. Ihr werdet mit Furcht in euren Herzen erkennen, dass nichts, was ihr getan habt, unsere Verbundenheit geschwächt hat. Auch wenn sie tot ist und auch wenn ich das zu verantworten habe, ist sie nicht völlig von meiner Seite gewichen. Du hast dich mit der falschen Schützerin und Seelenseherin angelegt. Wir waren und sind nicht, wie der Rest des Ordens. Wenn du ihr Schwert in deiner Brust spürst, denke daran, dass es sowohl von mir als auch von ihr geführt wird.«
Ich rannte auf sie zu. Das Mondlicht blitzte von Keiras Schwert und blendete Samantha. Ich wollte, dass sie es kommen sah. Ich veränderte den Winkel der Klinge. Mit wenigen Schritten war ich vor ihr. Sie rannte mir entgegen. Ich duckte mich unter ihrem Schwert hinweg und parierte mit meinem Dolch den Hieb, den sie hinterher setzte. Ich drückte ihr die eigene Klinge gegen die Kehle und funkelte sie mit meinen eisblauen
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