Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
finsteren Nacht schimmerte, wie mehrere Sterne auf einmal. Ich war schneller im Auto, als er sehen konnte, und schnallte mich an, ohne mir das T-Shirt wieder überzuziehen. Alleine von der Vorstellung, meinen Kopf da wieder hindurchzustecken und den verklebten Stoff auf meiner Haut zu spüren, wurde mir schlecht. Craig saß immer noch grinsend auf der Rückbank. Irgendetwas schien ihn unheimlich zu amüsieren.
»Was ist?«, fragte ich genervt, als ich es nicht mehr aushielt. Er unterdrückte seinen erneuten Lachanfall und begegnete meinem Blick im Spiegel.
»Dir ist schon klar, dass du gerade nur im BH Auto fährst.«
Ich runzelte belustigt die Stirn.
»Ja. Das ist mir nicht entgangen. Stört’s dich?«
Ich grinste ihn an. Wohl wissend, wie seine Antwort sein würde. »Aber du hast ja gesagt, dass es nur zwei Kilometer sind und es würde mich doch stark wundern, wenn wir gerade jetzt einem entgegenkommenden Auto begegnen würden.«
Obwohl das natürlich absolut typisch für mich gewesen wäre. In meinem Fall würde dann der Fahrer noch zufällig eine Kamera haben, um das Nachtleben der Tiere zu filmen oder irgendetwas derart Absurdes. Heute schien die Welt allerdings mal gnädig zu sein mit ihrem Humor. Ich entdeckte keine Scheinwerfer vor uns und auch nicht, als ich das Auto am Straßenrand parkte.
»Und wo lang?«, ich blickte fragend zurück über meine Schulter. Craig stand vor dem Wagen und reflektierte das schwache Standlicht.
»Einfach geradeaus. Du kannst es nicht verfehlen.«
Ich setzte meinen Rucksack auf dem Boden ab, bevor ich zurück zu Craig ging. Kurz vor ihm blieb ich stehen und streckte ihm meinen rechten Arm entgegen. Sein silbriges Licht tanzte auf meiner hellen Haut. Seine dicken Augenbrauen trafen sich beinahe in der Mitte, als er stirnrunzelnd auf meine Hand sah. Ich war mir sicher, dass er wusste, was ich beabsichtigte. Langsam hob er seine Hand und hielt sie nur Zentimeter über meine geöffnete Handfläche. Ich spürte den leisen Schmerz seiner Nähe. Ich schloss die Augen und verharrte unbeweglich. Jede Faser meines Seins war auf seine beinahe Berührung fixiert. Jetzt, da ich seinen silbrigen Glanz nicht sehen konnte und auch nicht das Leuchten seiner Haut, konnte ich mir einbilden, seine Hand in der meinen zu fühlen.
»Du kommst mit«, flüsterte ich leise. Dann fügte ich neckend hinzu, »Schließlich bist du besser als jede Taschenlampe.«
Er grinste mich an und folgte mir dann bereitwillig. Ich spürte seine Nähe ganz deutlich, wie tausend kleine Nadelstiche, aber es war nicht schlimm. Der Ort zu dem Craig mich führte, verschlug mir die Sprache. Es war kein Fluss. Ich stand am Ufer eines kleinen versteckten Teiches, über dem ein hoher Fels aufragte. Über die Kante ergoss sich ein Wasserfall. Er war nicht groß und auch nicht laut, ansonsten hätte ich ihn schon von der Straße aus gehört. Dieser Ort schien genauso geheim und unberührt zu sein, wie Keiras und mein Tal in Amalen.
Ich strahlte Craig an. Sein Licht reflektierte sich im Wasser und tauchte alles in ein magisches Licht, das selbst von dem des Mondes nicht übertroffen werden konnte. Ich betrachtete Craig, der unberührt am Ufer stand und mich wiederum ansah. Ich spürte, wie sehr ich an ihn gebunden war. Etwas, das mir keine Angst machte oder mir aufgezwungen wurde. Es war einfach so und ich wollte nicht, dass sich jemals etwas daran änderte. Unbewusst tauchte ich in die Seelensicht ein. Ich sah etwas, das ich nicht erwartet hatte zu sehen. Nicht unter diesen Umständen. Etwas, das ich bereits schon einmal gesehen hatte. Zwischen mir und Craig schwebte ein silbrig blaues Band in der Luft. Es fing in meiner Brust an und schlängelte sich den ganzen Weg bis hin zu seiner. Wir waren wirklich verbunden. Verbunden durch unsere Seelen. Ich strahlte bei dieser Entdeckung. Craigs Gesicht wurde von belustigter Verwirrung gezeichnet. Er konnte nicht sehen, was ich sah.
»Es scheint als würdest du mich nie wieder loswerden.«
Jetzt hatte ich ihn völlig verwirrt.
»Wollte ich das?«
Ich zuckte schelmisch mit den Schultern.
»Ist egal, selbst wenn. Es hat seine Vorteile ,eine Seelenseherin zu sein, weißt du.«
Er sah mich wieder nur verständnislos an. Ich lachte.
»Vielleicht verrate ich es dir irgendwann…«
»Janlan…«, antwortete er gequält. Ich hatte ihn definitiv neugierig gemacht.
»Janlan, ach komm schon, sag’s mir.«, ich konnte seinen bittenden Blick kaum widerstehen. Ich tat so, als würde
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