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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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bist?«
    Keira stutzte bei meinen Worten. Sie überließ mir die Führung des Gespräches. Der Luchs antwortete nicht auf meine Frage.
    »Eine Alverra und eine Kanterra?«
    Mein Familienname sagte der Kreatur etwas. Ob gut oder schlecht konnte ich nicht sagen.
    »In der wievielten Generation?«
    Wie bitte? Jetzt wurde ich stutzig. Ich beschloss ebenso wenig auf seine Frage einzugehen, wie er zuvor auf die meine.
    »Du kennst jetzt unsere Namen. Also schuldest du uns wohl noch deinen.«
    Der Luchs legte den Kopf schief und musterte mich. Unvermittelt erhob er sich, sprang auf die Motorhaube und dann auf den Rücksitz. Keira folgte jedem seiner Bewegungen. Ich sah, wie ihre Hand zu einem ihrer Schwertgriffe glitt, die sie sich in den Fußraum gelegt hatte. Ich schüttelte warnend den Kopf und hoffte der Luchs hatte Keiras Bewegung nicht bemerkt. Ich wollte es mir mit dieser Kreatur nicht verderben, bevor ich nicht genau wusste, mit was wir es zu tun hatten.
    »Fahrt weiter. Es lässt sich besser reden, wenn man von der Straße runter ist.«
    Ich gehorchte. Widerwillig, aber ich tat es. Der Luchs lotste uns auf eine weite Lichtung. Sie war so weitläufig, dass ich das andere Ende nicht erkennen konnte. Inzwischen war ich wieder aus der Seelensicht aufgetaucht. Durch einen Wald zu fahren, ohne wirklichen Weg, war mit normaler Sicht schon schwierig genug.
    »Folgt mir, aber bitte zu Fuß.«
    Keira sah mich fragend an. Sie vertraute meinem Urteil in dieser Sache mehr als ihrem Eigenen. Sie wusste, dass ich etwas gesehen hatte, das mein Verhalten rechtfertigte und das genügte ihr als Grund.
    Der Luchs lief kaum merklich voraus. Es sah eher aus, als seien wir alte Freunde, die zusammen durch das hohe Gras streiften. Seite an Seite. Keira und ich sahen uns über den Luchs hinweg verwundert an. Unser Leben hatte sich so schnell geändert, dass wir anscheinend alles leichthin akzeptierten. Wie ungewöhnlich oder unbegreiflich es auch sein mochte. Mir fiel auf, wie unglaublich grün hier alles war. So grün, dass es fast schon unnatürlich wirkte. Das Licht war von einem intensiven Gelb, was den Eindruck nur verstärkte. Langsam wurde ich ungeduldig. Auch wenn sicher keine Gefahr von dem Wesen ausging, wollte ich allmählich doch wissen, womit ich es zu tun hatte.
    »Also, wer bist du?«, ich sagte es höflich, aber meine feste Absicht war nicht zu überhören. Ich würde nicht noch einmal akzeptieren, dass er meiner Frage auswich. Unvermittelt blieb der Luchs stehen und sah in jedes unsere Gesichter, für eine kleine Ewigkeit.
    »Janlan Alverra und Keira Kanterra, ich bin Lenster. Beschützer der Ungeschützten.«
    Ah ja, klar. Völlig logisch. Beschützer der Ungeschützten. Das war gar nicht möglich. Aber okay. Mal sehen, was Lenster noch so auf Lager hatte. Oder eher, was ich ihm noch so alles entlocken konnte.
    »Lenster, was bist du?«
    Die klugen Augen des Luchs funkelten mich an.
    »Ein Luchs.«
    Ich verdrehte die Augen. Das war ja wohl offensichtlich.
    »Das kann ich sehen. Ich meinte: Was bist du noch außer einem Luchs?«
    Keira war erneut überrascht. Sie sah mich fragend an, dachte ich zumindest. Ich sah sie nur aus den Augenwinkeln. Ich fixierte immer noch Lenster.
    »Du bist also eine Alverra.«
    Es war keine Frage. Es war sein ausgesprochener Gedanke. Es schien als würde der Luchs zufrieden nicken. Der Gedanke war schon merkwürdig, es tatsächlich zu sehen, war noch viel merkwürdiger.
    »Ich bin ein Zerw.«
    Ich hatte also recht. Nur was war bitte schön ein Zerw?
    »Ein Zerw?«
    Lenster nickte mit seinem Kopf zum Gras und wollte uns wohl mitteilen, dass wir uns setzen sollten. Ich ertastete den Boden. Er war nicht feucht. Das Einzige, was ich mir also holen konnte, war ein Grasfleck, und da meine Jeans schon abgenutzt und löchrig war, machte das auch nichts mehr. Keira folgte meinem Beispiel. Das Gras war so hoch, dass es uns nun bis unters Kinn reichte. Wir waren also so gut wie unsichtbar für jeden, der am Rande des Tals stehen würde.
    »Du bist eine intelligente junge Frau, Janlan Alverra.«
    Was sollte ich denn jetzt davon halten?
    »Du hast deine Gabe also schon entdeckt und kannst sie einsetzen.«
    Er ließ mir keine Zeit etwas zu erwidern, sondern sprach gleich weiter. »Ein Zerw ist ein Zwielicht der Erde. Wir leben in Wäldern und Tälern, in Tieren und Pflanzen. Wir sind körperlose Wesen, die im Einklang mit Tierseelen leben können. Du hast sicher die zwei Seelen im Herzen des Luchs gesehen

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