Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
offensichtlich glauben sie, wir ahnen nicht, wer sie sind. Wir haben also eine Chance über die Treppen an ihnen vorbei zu kommen.«
Ich sprudelte meinen unüberlegten Plan heraus und warf mir meine Tasche über den Rücken. »Hast du alles?« Es war pures Glück, dass keiner von uns so dumm gewesen war und seine Tasche ausgeräumt hatte. So hatten wir tatsächlich mit wenigen Handgriffen alles. Ich sah drei Mal nach, dass ich Buch und Gealen in meiner Tasche hatte, bevor ich mit Keira an meiner Seite zur Tür rannte. Die Treppe lag am Ende des Flures und führte direkt hinunter ins Parkhaus. Zumindest meinte ich ein Schild gesehen zu haben, dass dies verkündete. Ich hörte, wie das Telefon in unserer Suite klingelte. Meine Aufmerksamkeit huschte zu den roten Punkten. Sie fuhren im Aufzug zu uns herauf. Wir hatten vielleicht noch ein paar Sekunden, bis die Fahrstuhltüren sich auf der uns gegenüberliegenden Seite öffnen würden.
»Schneller!«, brüllte ich über meine Schulter zu Keira. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht neben mir rennen. Ich warf mich gegen die Tür gerade als das »Ping« des Aufzuges ertönte.
»Da sind sie!«
Dieser Ausruf versetzte mich in Panik. Keira und ich rannten die Treppen hinab, während wir so viele Stufen wie möglich übersprangen. Die Tür knallte einen Stock über uns gegen die Wand und erzeugte ein bedrohliches Echo. Die roten Punkte kamen uns beängstigend nahe. Wir erreichten gerade den ersten Stock, als die Männer ein Stockwerk über uns um die Ecke der Treppe rannten. Auch Keira versuchte, wie ich noch schneller zu rennen. Das ich noch nicht hingefallen und mir das Genick gebrochen hatte, war ein reines Wunder. Als wir die Tür zum Parkhaus aufstießen, schubste Keira mich förmlich hindurch.
»Hol den Mustang!«
»Was?«, fragte ich entsetzt und wäre beinahe stehen geblieben, hätte sie mich nicht weiter gezerrt.
»Ich sagte: Hol den Mustang!«
Keira warf mir ihre Tasche zu und zog ihre Schwerter. Jetzt hatte sie den Verstand verloren.
»Keira!...«
»Janlan, verdammt noch mal! Hol den beschissenen Wagen! Schon vergessen, ich bin die Schützerin!«
Als sie mich jetzt anfunkelte, war wieder diese abschätzende Berechnung in ihren Augen. Das war reiner Wahnsinn. Sie begab sich in Lebensgefahr. Ich rannte, so schnell ich konnte und versuchte nicht daran zu denken, was sie im Begriff war zu tun. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ein metallisches Klirren hörte.
Es war reines Glück, dass der Zirkel jede Anwendung von Schusswaffen verboten hatte. Und so zumindest auch seine Anhänger keine besaßen. Natürlich galt das nicht für viele Menschen, die sich aus Angst illegal eine besorgt hatten, aber selbst das war einigen keine Hilfe gewesen. Den Zirkel störte es nicht, wenn einer der Jäger getötet wurde. In so einem Fall waren immer noch mindestens zwei da, die seine Arbeit zu Ende bringen konnten. Das Keiras blaue Seelenenergie von fünf roten Seelenenergien umzingelt war, ließ mich nicht gerade geschickter werden. Ich versuchte den Schlüssel mit zitternden Händen in das Schloss zu stecken. Ich hatte das quälende Gefühl, dass es viel zu lange dauerte. Das Einzige, was mich einigermaßen beruhigen konnte, war, dass ich Keiras Seelenenergie immer noch sehen konnte. Ich atmete gehetzt und zugleich erleichtert aus, als der Mustang sofort ansprang. Wäre dies ein mieser Horrorfilm gewesen, hätte gerade jetzt das Auto gestreikt! Gut, dass das Leben nicht immer einem schlechten Film entsprach. Sehr viel besser war unsere Situation trotzdem nicht.
Ich manövrierte den Mustang mit quietschenden Reifen aus der Parklücke. Als ich um die Ecke bog, sah ich, wie Keiras Schwerter in dem fahlen trüben Licht des Parkhauses blitzten und erbarmungslos auf die fünf Männer hinunter sausten. Keiner von ihnen hatte es bis jetzt geschafft, einen ihrer Gealen zu aktivieren. Da es mir aber immer noch ein Rätsel war, wie so ein Teil funktionierte, hatte ich nicht die kleinste Idee, wie viel Zeit noch blieb.
Ich lehnte mich beim Fahren zur Beifahrerseite und stieß die Tür auf, als ich in Keiras Nähe kam. Ihr Schwert blitzte erneut, als sie es aus der Brust eines Seelenjägers hinaus zog. Er fiel schlaff zu Boden und blieb regungslos liegen. Keira legte die Schwerter im Rennen geschickt aufeinander und sprang ins Auto, noch ehe ich mein Tempo besonders verringert hatte. Mein Fuß drückte das Gaspedal durch und der Motor heulte auf, als wir mit
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