Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
war.
»Keira, du bist hier.«
Ich erdrückte sie fast. Meine rechte Hand schmerzte und pochte leicht unter dem Verband, aber das war es wert. Keira lachte verunsichert.
»Wo soll ich denn sonst sein?«
Sie musterte mich mit hochgezogener Augenbraue.
»Janlan, bist du sicher, dass der Gealen funktioniert hat? Im Übrigen kannst du mich langsam loslassen.«
Ich wich zurück und grinste sie an, um meine plötzlich eintretende Verlegenheit zu überspielen.
»Entschuldige«, murmelte ich, als ich Keira aus meinem Klammergriff entließ.
»Also was ist los?«
»Nichts weiter, ich hab nur was Dummes geträumt. Es ist alles in Ordnung. Wirklich. War nur ein Traum.«
»Wenn du meinst«, sie sagte es zwar, aber musterte mich dabei immer noch sorgsam. Sicher, es war wirklich nur ein Traum gewesen, aber er erschütterte mich immer noch bis ins Mark. Ich hatte das Gefühl, dass er mehr bedeutete als mir lieb war. Ich versuchte mich an einem Themenwechsel.
»Wie weit sind wir gekommen?«
»Wir sind vorhin an einem Schild vorbei gefahren, nachdem wir noch vierhundertachtundfünfzig Kilometer von Galin entfernt sind. Also dürften wir morgen ankommen, wenn wir abwechselnd durchfahren.«
Lange würden wir also nicht mehr brauchen. Ich fragte mich, was uns in Galin erwartete.
»Weißt du was, heute würde ich lieber das Zelt aufschlagen, dahinten scheint ein dichter Wald zu sein. Vielleicht finden wir einen geschützten Platz. Wir brauchen beide ein wenig Ruhe.«
»Stimmt«, grinste sie mich über das Lenkrad hinweg an. »Du siehst immer noch übel aus. Du solltest mal einen Schlaf versuchen, der tatsächlich erholsam ist. Und damit meine ich einen Schlaf, in dem du keine Anfälle bekommst und auch nicht von schlechten Träumen geplagt wirst. So eine Art Schlaf halt.«
Ich sah missbilligend zu ihr zurück.
»Wirklich? So etwas gibt’s? Gut, dass du mir das sagst, ansonsten wäre ich da nie drauf gekommen.«
Wir lachten und für jetzt war mein Traum vergessen. Ich hoffte er würde es bleiben, obwohl ich unbedingt wissen wollte, wer der Mann war.
»Sag mal, was ist eigentlich mit Ryan?«
Erst jetzt fiel er mir wieder ein. Ich hoffte inständig, dass er sicher war.
»Es geht ihm gut. Ich habe ihm geschrieben, als du geschlafen hast. Die Seelenjäger sind wohl nicht zurück nach Furn.«
Das Klang einerseits gut andererseits bedeutete es für uns nichts Gutes.
»Weiß er, wohin sie gegangen sind?«
Die Straße bog sich um eine seichte Kurve und führte in den dichten Wald hinein. Die Straßen in Alanien waren oft nur zur Hälfte fertiggestellt. Der Zirkel hatte sämtliche Bauarbeiten eingestellt, als er gänzlich an die Macht kam. So wollten sie eine schnelle Flucht in das angrenzende Italien verhindern. So unbefahrbar war auch die Straße durch den Wald. Der Mustang holperte über einzelne Grasbüschel als Keira mir antwortete.
»Er sagt, dass sie sich nicht sicher sind, aber anscheinend sammeln sich viele der Seelenjäger in Solem.«
»Mit sie meinst du den Widerstand?«
Keira nickte zur Bestätigung.
»Er wird sich bei den Anhängern des Widerstands in Solem über die Entwicklung informieren und mir dann schreiben. Aber vorerst ist er wohl sicher. Zumindest glaubt er das.«
»Du nicht?«
Keira schwieg einen Moment und seufzte dann leise.
»Ich glaube nicht, dass es irgendwo noch einen Ort gibt, an dem man wirklich sicher ist. Ich meine, deshalb begeben wir uns doch in Lebensgefahr, oder?«
Deshalb und weil ich irgendwie keine andere Wahl hatte.
»Ja stimmt«, vereinfachte ich meine Antwort. Mir fiel es schwer das Gespräch aufrechtzuerhalten. Ich schaltete das Radio ein und suchte nach einem guten Sender. Auf einem lief nur Techno, den schaltete ich sofort weg. Techno machte mich unheimlich nervös und ging mir nach ungefähr dreißig Sekunden auf die Nerven. Als Nächstes dröhnte mir Heavy Metall entgegen. Das war fast genauso schlimm. Der dritte Sender schien sich auf Countrymusic eingestellt zu haben.
»Kannst du dich entscheiden?«
Ich antwortete nicht, sondern probierte den vierten Sender. Na endlich. Musik, die man auch hören konnte. Es lief eines meiner Lieblingslieder von Adele. Das ließ sich aushalten. Nach einer Weile wechselte ich mit Keira und fuhr den Rest des Tages. Als die Sonne allmählich unterging, lenkte ich meinen Mustang von der Straße in einen völlig überwucherten Weg. Ich fuhr mindestens drei Kilometer in den Wald hinein, bevor ich endgültig anhielt. Keira war neben mir
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